Samstag, 17. März 2007

'Tschuldigung, Arcor

Ok, ich war vielleicht etwas voreilig. Ein Handgriff, der die Fritzbox neustartet hat geholfen. Beim dritten Mal. die beiden Male davor nicht, kann ja keiner ahnen. So plötzlich und grundlos wie das Netz also weg war ist es zurück. Nur warum versichert mir erst der dritte Arcor-Hotliner, dass die Netzstörung normale User wie mich gar nicht betrifft??? Naja, geht alles wieder, Arcor hat wohl doch keine Schuld und ich bin relaxt.

Freitag, 16. März 2007

Todesartenzyklus: Teil 7 - Necklacing

Dank Arcor zu spät, aber egal, hier er finale Teil des Todesartenzyklus. Anmerkungen zu der ganzen Idee sind natürlich gern gesehen, evtl. mache ich mal wieder was Ähnliches mit anderem Thema.

Steckbrief
Name: Necklacing
Herkunftsort und -zeit: Südafrika, 1980er Jahre
Dauer: mittel
Öffentliche Hinrichtungsform: Ja
Tod durch: verbrennen

Das Necklacing bezeichnet eine Form der Lynchjustiz aus den Townships von Südafrika: Hierbei wurde dem Delinquenten ein mit Benzin gefüllter/getränkter Reifen um Arme und Hüfte gelegt und angezündet wurde.
Die Methode wurde bzw. wird auch in Haiti, Indien und einigen afrikanischen Staaten praktiziert.
Hintergrund des Necklacing war - zumindest in Südafrika - ein ausgeprägter Hexenglaube. Kollaborateure mit der Regierung wurden daraufhin im Kampf gegen die Apartheid mit Hexen gleichgesetzt und gelyncht.

Little known facts: 94% aller Hinrichtung 2005 fanden in den vier Ländern China (1770), Iran (94), Saudi Arabien (86) und den USA (60) statt. Inoffizielle Schätzungen sprechen sogar von über 8000 Hinrichtungen in China. Quelle: Amnesty International.

Connection Interrupted

Willkommen Arcor! Du befindest dich in guter Gesellschaft! Ist aber auch verständlich, dass du einen Schaden an deiner Backbone innerhalb von 3 Tagen nicht reparieren kannst, dass ist sicher alles seeehr kompliziert. Das ich eines meiner Seminare nicht bekommen hab? Ach was, nicht tragisch, kann ja mal passieren, dass aus versprochen maximal 12 Stunden eben mal 72 werden. Deine Hotline, die mich täglich über nichts neues informiert, ist ja auch für günstige 24 Cent die Minute zu haben. Wer braucht schon Internet, wenn er seine Hausarbeit auch per Brieftaube zwischen vier Leuten schnell hin und her transportieren kann.

Wer war nochmal gleich diese Alice?

Dienstag, 13. März 2007

Und dann schlägt dein Herz

Ich hatte glaub ich seit Ewigkeiten nicht mehr so Schiss, das Telefon in die Hand zu nehmen. Hat es sich gelohnt? Ja. Vielleicht. Ja. Eine Handynummmer, einige zurückhaltende Worte. Ein kleines bisschen weniger zermürbende Unsicherheit und ein wenig von diesem wärmenden Gefühl. Zwei Wochen werde ich warten müssen... die reinste Hölle! Frauen sind Folterknechte!

Todesartenzyklus: Teil 6 - Blutaar

Steckbrief
Name: Blutaar
Herkunftsort und -zeit: Winkinger, unbekannt
Dauer: mittel
Öffentliche Hinrichtungsform: Ja
Tod durch: verbluten, ersticken (?)

Diese Hinrichtungsform ist von Sagen und Heldenerzählungen der Wikinger bekannt. Ob sie überhaupt angewendet wurde, oder nur als grausame Ausschmückung von Erzählungen diente, ist umstritten.
Dem Delinquenten wurden bei der Blutaar (auch "Blutadler") der Rücken aufgeschnitten, die Rippen wurden beidseitig von der Wirbelsäule getrennt und wie die Flügel eines Adlers zur Seite geklappt. Schließlich wurden noch die Lungen herausgezogen.
Auch auf das Verbrechen des Vatermordes soll die Blutaar gestanden haben.


Little known facts: Die Henkersmahlzeit hat neben der simplen psychologischen Wirkung, dass sie den Todgeweihten beruhigen und gnädig stimmen soll, auch eine traditionellen Hintergrund: Mit der Annahme der Henkersmahlzeit schließt der Delinquent gleichzeitg Urfehde mit seinen Henkern, verzichtet also philosophisch gesehen auf jedes Recht auf Rache an den Schuldigen seines Todes.

Montag, 12. März 2007

Auflösungserscheinungen

Auch wenn die Beteiligung an meinem Björk/Tokio Hotel-Rätsel eher gering war, hier nochmal die Auflösung: Man schaue sich das Björk-Video bei 3:23/3:22 an, und direkt dazu das Tokio Hotel-Video bei 3:19-3:15...

Und siehe da: Die Stylisten vom niedlichen Bill gucken Björk-Videos! Die Frisur ist sowas von geklaut! Scheint immerhin unisex zu sein, sieht an beiden nach was aus...

Ich dachte ja, jemand kommt mit den haarigen Tipps drauf, aber war wohl doch nicht auffällig genug. Demnächst ein neuer Versuch.

Todesartenzyklus: Teil 5 - Garrotte

Anmerkung: Eigentlich hab ich heute gar keine Lust auf Tod, aber man sollte nach einer Ansage auch konsequent bleiben. Hier also Teil 5 meines Todeszyklus'.

Steckbrief
Name: Garotte
Herkunftsort und -zeit: unbekannt
Dauer: langsam/schnell
Öffentliche Hinrichtungsform: Nein
Tod durch: Ersticken/Durchtrennen der Nervenbahnen im Genick (?)

Die Garotte war ein Holzpfahl mit Würgevorrichtung, an den der Delinquent sitzend gefesselt wurde. Dann wurde ihm eine Schlinge um den Hals gelegt, die der Henker mit Hilfe eines Stockes immer weiter zuzog und so sein Opfer durch Zudrücken der Luftröhre erdrosselte. Später wurde die Schlinge durch ein Metallband ersetzt, dass aber lediglich zur Fixierung diente. Der Tod trat hier durch einen Metallstift ein, der dem Delinquenten ins Genick getrieben wurde.
Bis 1974 wurden in Spanien Opfer auf diese Weise hingerichtet.
Ebenfalls als Garrotte bezeichnet wird ein Draht mit zwei Holz- oder Metallenden, den Mafiosi und Verbrecher zum lautlosen Morden verwenden.

Little known facts: Zwischen Erdrosseln und Erwürgen besteht ein Unterschied: Beim Erdrosseln wird ein Werkzeug zur Hilfe genommen, während Erwürgen immer mit bloßen Händen geschieht.

Sonntag, 11. März 2007

"This is the first day of my life. And I'm glad I didn't die before I met you."

Einfach nur wunderschön, ich könnte vor Freude heulen, auch noch nach dem 10. Mal anschauen!

Todesartenzyklus: Teil 4 - Zersägen

CranachSteckbrief
Name: Zersägen
Herkunftsort und -zeit: unbekannt, vermutlich bereits vor Christus
Dauer: mittel
Öffentliche Hinrichtungsform: Ja
Tod durch: verbluten (?)

Eine wahrlich barbarische Strafe war das Zersägen: Der Delinquent wurde mit dem Kopf nach unten in einen Holzrahmen gehängt. Dann zersägten zwei Männer das Opfer vom chritt zum Kopf mit einer langen Säge. Durch das Aufhängen kopfüber wurde das Gehirn lange genug mit Blut versorgt, damit der Delinquent seine Tortur zumindest kurzzeitig bei Bewusstsein erlebte. Angeblich fielen viele Opfer erst in Ohnmacht, wenn die Säge Bauchnabelhöhe erreichte.
Die Strafe setzten in Deutschland vor allem Fürsten gegen Bauernführer in den Bauernkriegen ein.


Little known facts: Das Kreuz bei der Kreuzigung war zunächst ein ein Y-förmiges Balkendreieck, zurückgehend auf das landwirtschaftliche Gerät "furca" (dt.: Forke), das in früherer Zeit für Kreuzigungen benutzt wurde. In der Urform der Kreuzigung durch die Römer wurden die Delinquenten sogar nur an einen Baum gebunden und dort ihrer selbst überlassen.

Freud

Mit Todessehnsucht das Haus verlassen. Stumm getrunken. Gehasst. Gehofft. Gezweifelt, am Weg, am Leben, am Sinn. Mehr getrunken. Losgelassen oder den festen Griff einfach verloren. Gut gefühlt, vielleicht zuhause gefühlt. Richtig gefühlt. Sie gefühlt.

And now the aftermath. Eine, vielleicht zwei Reaktionen entscheiden, was ich am Ende zu diesem Abend sagen werde.

Samstag, 10. März 2007

Todesartenzyklus: Teil 3 - Drawing and Quartering

Steckbrief
Name: Drawing and Quartering
Herkunftsort und -zeit: England, 13. Jahrhundert
Dauer: mittel
Öffentliche Hinrichtungsform: Ja
Tod durch: verbluten, Organentnahme, Enthauptung (?)

Bekannt und doch wieder nicht: Die Strafe, die Mel Gibson als schottischer Nationalheld in "Braveheart" am Ende erleidet, nennt sich Drawing and Quartering. Angewandt wurde sie, meist für Hoch- und Landesverrat, zum ersten Mal unter dem englischen König Edward I. ("Longshanks") an einem walisischen Prinzen.
Der Delinquent wurde zunächst in seinem Heimatort auf einem Holzrost gefesselt zum Richtplatz gezerrt (Drawing). Anschließend wurde er am Hals aufgehängt und kurz vor seinem Tod wieder vom Galgen heruntergenommen (Hanging). Dann weidete ihn der Henker aus, seine Genitalien wurden abgeschnitten und zusammen mit seinen Gedärmen dem Publikum und ihm selbst gezeigt. Als nächstes wurde sein Herz herausgeschnitten und zusammen mit seinen Eingeweiden vor Ort verbrannt (es wird von Delinquenten berichtet, die zu diesem Zeitpunkt noch gelebt haben). Zuletzt köpfte man den Delinquenten und zersägte seinen Torso in vier Teile (Quartering). Diese wurden dann auf Holzpfählen als warnende Mahnung im Ort verteilt ausgestellt.
Erst 1870 verschwand Drawing und Quartering völlig aus der englischen Rechtssprechung, wenngleich seit 1814 Teile der Strafe (Drawing, Quartering) erst posthum vollstreckt wurden.


Little known facts: Das Wort "Dezimierung" findet seinen Ursprung im römischen Militärwesen: Für Desertation, Feigheit in der Schlacht oder Aufruhr und Meuterei wurde sie angewandt. Dabei mussten sich alle Soldaten der betreffenden Einheit versammeln. Nun wurde per Los ein Zehntel der Soldaten bestimmt, die von ihren Kameraden per Schwertstreich getötet werden mussten.
Diese drastische Strafe wurde nur sehr selten angewendet, es sind aber auch Fälle von militärischer Dezimierung aus dem Dreißigjährigen Krieg und dem ersten Weltkrieg überliefert.

Freitag, 9. März 2007

Todesartenzyklus: Teil 2 - Lingchi

Steckbrief
Name: Lingchi
Herkunftsort und -zeit: China, 10. Jahrhundert
Dauer: mittel
Öffentliche Hinrichtungsform: Ja
Tod durch: verbluten, Kreislaufkollaps (?)

Das aus Asien stammende Lingchi verlief folgerndermaßen: Der Delinquent wurd aufrecht an einen Pfahl gefesselt. Dann wurden ihm bei lebendigem Leibe zunächst Stücke von der Brust, den Beinen und den Armen abgeschnitten. Dann wurden Arme und Beine ganz entfernt und zum Schluss der Kopf abgetrennt. Wie lange der Delinquent bei Bewusstsein blieb und seine Tortur miterlebte, variierte.
Lingchi wurde bis zu seiner Abschaffung 1905 für Kapitalverbrechen wie Mord etc. verhängt und gezielt auch zur Demütigung Verurteilter verwand. Die Bilddokumentation einer Hinrichtung durch Lingchi findet sich hier.


Little known facts: Im Dritten Reich existierte in einigen KZ eine getarnte Genickschussanlage: Die Delinquenten wurden unter dem Vorwand, gemessen zu werden, an eine Messlatte an einer Wand gestellt. Auf Kopfhöhe gab es eine Öffnung für eine Pistole, mit der den Delinquenten unerwartet in den Hinterkopf geschossen wurde.
In der DDR existierte diese Form des "unerwarteten Nahschusses" im Geheimen weiter. Hier wurde ein Inhaftierter unter dem Vorwand einer medizinischen Untersuchung in einen Raum gebracht. Der Staatsanwalt teilte dem Ahnungslosen dann die folgenden Sätze mit: "Ihre Gnadengesuche sind abgelehnt. Ihre Hinrichtung steht unmittelbar bevor." Dann trat der Henker unbemerkt von hinten an den Delinquenten heran und schoss ihm in den Hinterkopf. Der letzte dokumentierte Fall dieser Hinrichtungsart fand 1981 am ehemaligen MfS-Hauptmann Werner Teske statt.

Donnerstag, 8. März 2007

Todesartenzyklus: Teil 1 - Matzzatello

Tod und Sterben übt auf mich ja von je her eine große Faszination aus. Was liegt da näher, als dieses Interesse zu teilen: Ab jetzt 7 Tage lang mein ganz persönlicher Todesartenzyklus! Jeden Tag stelle ich eine eher unbekannte Form der Exekution vor und gebe einige Infos dazu oder allgemein zur Todesstrafe. Durchaus beängstigend und verstörend, zu welchem Grad an Kreativität Menschen fähig sind, wenn es darum geht, andere möglichst langsam, qualvoll oder brutal aus dem Leben scheiden zu lassen. Den Anfang macht eine recht blutige Hinrichtungsmethode: Der Matzzatello.

Steckbrief
Name: Matzzatello
Herkunftsort und -zeit: Italien, Mittelalter
Dauer: sehr schnell
Öffentliche Hinrichtungsform: Ja
Tod durch: verbluten/Schädelfraktur (?)

Der Delinquent musste sich öffentlich mit dem Gesicht zum Publikum vor einem offenen Sarg aufstellen. Nach einer letzten Priesterweihe trat von hinten der vermummte Henker an ihn heran und schlug ihm mit voller Kraft einen Hammer, den "Mazza", auf den Kopf. Der Delinquent sank daraufhin bewusstlos nach vorn und der Henker schnitt ihm im Fall mit einem scharfen Messer die Kehle durch. Das äußerst blutige Schauspiel war beim Publikum des mittelalterlichen Italiens sehr beliebt.


Little known facts: Thomas Edison war an der Entwicklung des elektrischen Stuhls beteiligt. Er übertrug 1886 einem seiner Mitarbeiter (Harold P. Brown) die an ihn gestellte Aufgabe, eine Hinrichtungsmethode durch elektrischen Strom zu finden. Am 1. Januar 1889 wurde der elektrische Stuhl in den USA als Hinrichtungsmethode eingeführt.

Montag, 5. März 2007

...

Sie kniet neben mir auf dem Bett, während ich auf dem Rücken liege. Über ihr hat der Raum, nicht mein Raum, eine Schräge, wäre sie nur ein klein wenig größer, würde sie sich den Kopf stoßen, aber so groß ist sie nicht. Aus meiner Perspektive wirkt sie trotzdem fast ein klein wenig riesenhaft. Ihr Oberkörper ist durchgestreckt, unter ihrem Wollpullover zeichnen sich deutlich ihre Brüste ab. Sie schaut mich an, einige Haarsträhnen fallen ihr ins Gesicht. In der Hand hält sie ihr Handy.

Als sie sich gerade über mich beugen will, klingelt es. "Hey, na du?...nein, noch keinen Kuss gegeben... ja, warte einfach kurz...". Sie lässt das Handy sinken und beugt sich über mich. Langsam nähert sich ihr Gesicht meinem, dabei lächelt sie dieses Lächeln, das nur sie lächeln kann, ein Lächeln, das mit dem ganzen Körper gelächelt wird, das den Raum wärmer werden lässt. "Es tut mir leid, ich liebe dich, ich möchte mit dir zusammen sein!" sagt sie leise und ganz liebevoll, bevor sie mich küsst und sich dabei sacht auf mich legt. Ich spüre die Worte fast mehr als ihre Lippen, fühle mich wie gelähmt, ein seltsames Kribbeln wie von Verlieben und Angsthaben steigt sofort in mir auf. 1000 Fragen schießen durch meinen Kopf: Wie und warum ist sie so plötzlich hierher gekommen? Wie soll das werden, es gibt doch mehr als nur ein Hindernis? Woher der plötzliche Sinneswandel, wie soll ich ihr das glauben, wie vertrauen?
In mir kämpfen Herz und Verstand einen Kampf inmitten meiner Verwirrung. Nach einigen Sekunden kann ich endlich sprechen und löse mich ein wenig aus ihrem zärtlichen Kuss: "Ich will, dass du bei mir bleibst, ich möchte immer mit dir zusammen sein, ich bleibe einfach bei dir." Während ich die Worte spreche, drücke ich sie fest an mich und vergrabe mein Gesicht in ihrer Schulter. 'Dieses Gefühl werde ich behalten', denke ich noch, dann sehe ich sie wieder an.

Doch da ist nichts. Nur der Raum, nicht mein Raum. Und er ist jetzt kälter. Noch einige Minuten liege ich da, wie in eine Umarmung verkrümmt, bis ich begreife, dass es nur ein Traum war. Sie war nie da. Nie.

Donnerstag, 1. März 2007

Reykjavik Hotel

Wenn man ahnungslos durchs Nachtprogramm zappt... wer hätte gedacht, dass es zwischen meiner versponnenen Lieblingsisländerin und den lütten Magdeburgern Gemeinsamkeiten gibt. Zwei Clips, eine auffallende Ähnlichkeit! Wers weiß und des Rätsels Lösung postet, bekommt eine Überraschung meiner Wahl!



Dienstag, 27. Februar 2007

Der Scout, mein Amigo

Mit ungefähr 6 oder 7 Jahren wurde für den modernen Heranwachsenden meiner Generation und ländlichen Herkunft eine Frage plötzlich von eklatanter Wichtigkeit: Scout oder Amigo? Denn mit der Wahl des richtigen Schulranzens (unter Eltern damals auch noch oft Tornister genannt) steht und fällt ja bekanntlich bereits und gerade in der ersten Klasse die Roheinordnung in Sachen Clique und Hackordnung. scout2Wer da von den beiden In-Marken des Moments auf Alternativen wie McNeill oder noch schlimmer no-name-Produkte oder Mamas Jutebeutel abwich, war schnell sozial via Gruppendynamik geächtet, wurde mit Popeln beworfen und musste fortan in der Pause bei den Kindern mit den dicken Bäuchen und Hornbrillen stehen. Wer nicht zum Ausgleich über ordentlich Körperkraft, Mut oder eine Riesenklappe verfügte, hatte meist gute Chancen, das erworbene Deppen-Image erst mit dem regelmäßigen Trendwandel wieder loszuwerden. Ein schönes Beispiel für die Mechanismen, die Schüler später in der Pubertät gleichermaßen zur Rebellion zwingen und sie gleichzeitig so schwer machen. In der Grundschule führt gegen-den-Strom-schwimmen aber ohnehin nur in den allerwenigsten Ausnahmefällen zu Anerkennung, eher hagelt es Desinteresse und einen saftigen Schlag in die Magenkuhle von Kevin aus der 4a.

Da mir all das mehr oder (vermutlich eher) weniger bewusst war, überlegte auch ich, welcher Ranzen es sein sollte. Wesentliche Unterschiede bestanden in der Form: Der Standard-Amigo erinnerte von der Form her eher an die klassischen Lederranzen, nur noch wesentlich breiter und massiger. Die Kinder sahen auf der Straße damit aus, als würde sich aus ihrem Rücken ein überdimensionaler Breitmaulfrosch den Weg in die Freiheit erkämpfen.cf29_1
Der Scout war im Gegensatz dazu ein Vorbild an Purismus: extrem rechteckig (DIN-genormt!) und nur mit einem minimum an Kanten wirkte er wie der Traum eines Bauhaus-Designers. Die beiden Schnappverschlüsse hatten rote Reflektoren, die mit dem Reflektionsstreifen zusammen an ein Gesicht erinnerten. Da Kinder wenige Kanten haben, sah er immer ein wenig Fremdkörper-artig an ihnen aus. Ohnehin offenbar ein Grundgesetz von Schulranzen: sie dürfen auf keinen Fall so aussehen, als ob sie an das jeweilige Kind gehörten. Noch heute wundere ich mich über Zwerge, die einen Rucksack von ihrer eigenen Größe mit annähernd dem selben gewicht zu stemmen scheinen und trotzdem nicht nach hinten fallen. Möglicherweise ein Trick von Eltern um einerseits nur alle Jubeljahre einen Ranzen kaufen zu müssen und andererseits das Kind für alle gut sichtbar als Schüler zu markieren. "Sehen sie den laufenden Schulranzen, Frau Hansen? Da dran ist irgendwo meine Annika." Oder so ähnlich.

Obwohl ich aus nicht repräsentativen Umfragen im Freundeskreis wusste, dass Amigo wohl in dieser Saison deutlich vorn liegen würde, verliebte ich mich in einen Traum aus blauem Kunststoff mit wässrig roter Front mit weißem Reflektionsstreifen von Scout (das Foto zeigt ein gleiches Modell in anderen Farben). scoutDas Schild wies ihn übrigens als "Der echte Scout" aus, und das muss ein Kind ja wohl beeindrucken. Ich trug ihn im Laden und auch zuhause Probe und war glücklich und stolz wie Bolle über das Teil.

Das änderte sich mit Einschulung und der ersten Zeit in der Schule. Die bedrückende Übermacht an Amigos war für mich Grund genug in eine tiefe Schüchternheit zu stürzen. Zwar hatte ich mit Scout als Nr.2 auf der Coolness-Skala meist Ruhe vor Sticheleien, aber nicht den offenbar besten (und der Zusammenhang "Die Meisten kaufen es = es ist das Beste" erschien mir damals enorm logisch) Schulranzen gewählt zu haben, wurmte mich sehr. In der Orientierungsstufe wurde ich dann meinem Scout untreu, weil meine Mutter beschloss, er wäre zu kaputt und ich könnte zum Schulwechsel einen neuen haben. Ich wählte einen braun-schwarzen Amigo, der heute wohl als "Vintage-Look" durchgehen würde, und war zufrieden.

Rückblickend weiß ich aber heute: Der Scout war schon ein verdammt cooler Schulranzen! Hätte ich das damals mit selbem Enthusiasmus gewusst, die Kinder aus meiner Umgebung hätten ihre Eltern angefleht, auch einen bekommen zu können! Einmal noch gab es ein Wiedersehen mit genau meinem Schulranzen: In der Oberstufe entdeckte ich einen Freak, der nach dem Aussehen des Ranzens nach offenbar seit der ersten Klasse exakt meinen Scout getragen hatte, das selbe gleiche selbe blau. In der 12. Klasse natürlich eine enorm coole Nummer, echt rebellisch und individuell und so.

Auch vom Namen her war der Scout in meinen Augen vorne: Scout, "Aufklärer", der der vor allen Anderen da ist, der Forscher, der Aufdecker. Da kam der Amigo mit seiner Freundschaft-durch-dick-und-dünn-Nummer nicht mit. Wo genau die dann wieder ins Spiel kam, war die aufkommende Pubertät. Da bekam plötzlich nämlich der Amigo final von seiner Verwandten Konkurrenz: Amiga. Wer nicht auf eine Freundin aus Fleisch und Blut zurückgreifen konnte, zog sich zuhause mit dem Amiga zurück und hatte ebenfalls Spaß. In diesem Fall passend: Amiga zuhause zum wohlfühlen, zum zurückziehen, zum trösten, wenn alles mies läuft und den Amigo für mitten im Leben, auf der Straße und in der (Lebens-)Schule, als Kumpel und Weggefährte. Und in der Erinnerung den ersten Scout.

Im Bus

Hinter mir sitzen zwei Jungs um die 17, ein prägnanter Straßeneinschlag in der Sprache, nicht Skater-, aber Straßenlook, Flecktarnhose und Basecap. Einige Gesprächsfetzen: "...der übertreibt es echt, da sind jeden Tag 10 bis 15 Leute in der Wohnung, der feiert einfach zu viel. Ich feier auch gerne, aber das ist echt zu viel, da hab ich kein Bock drauf. Außerdem muss ich arbeiten, verstehste, da kann ich nicht jeden Abend feiern... ich kann auch nicht soviel Geld da verballern, dann bleibt ja nix mehr... und das Kiffen macht nunmal echt langsam, kann mir keiner was erzähln, der sollte neulich was lesen und dann so drei Sätze und dann 'äh, äh, ähhhhh', einfach weich im Kopf...".

Geht doch. Nicht jeden Satz "Ayo" angefangen und mit "Alter, ey" beendet. Vernünftige Gedanken in angemessener Sprache, trotz erkennbarer Ghetto-Herkunft. Hätte ihm beim Aussteigen fast auf die Schulter geklopft.

Montag, 26. Februar 2007

Wir sind Oscar!

Nachdem ich Dank frühem Arzttermin nicht wie gewohnt den Großteil der Oscars live sehen konnte, sondern um ca. 4 AM aussteigen musste, darf ich mich nun gleich doppelt freuen: Nicht nur, dass der grandiose deutsche Stasi-Film "Das Leben der Anderen" (für mich überraschend) den Oscar als bester ausländischer Film abgeräumt hat, außerdem ist neben Scorseses "The Departed" (4 Trophäen) "Pans Labyrinth" mit 3 Oscars der Sieger des Abends.

Sonntag, 25. Februar 2007

Eine Nase fummelt super

Thomas Gottschalk grabscht prominente Frauen an. Nicht neu, aber mit einem schönen Stück aus der FAZ bei SpOn treffend beschrieben.

Samstag, 24. Februar 2007

dinge

ich bin es leid.

das ewige hoffnung schöpfen und doch ins gesicht geschlagen werden. das sagenmüssen und nicht können. das lieben und dannnichtmehrliebendürfen. das gute miene machen und innen ein klein bisschen tot sein. das alles.

ich bin es leid.


c'est la vie.

pans labyrinth

fotomein film des jahres steht vielleicht schon fest: pans labyrinth ist einfach ein meisterwerk.
ganz kurz die geschichte: 1944 nach dem spanischen bürgerkrieg kommt die 12 jährige ophelia mit ihrer schwangeren mutter zu ihrem stiefvater (einem brutalen faschistischen hauptmann des regimes franco) in die berge. das kindliche und phantasiebegabte mädchen flieht vor der kälte und grausamkeit ihrer umgebung in eine märchenhafte welt, in der sie auf einen alten pan, ein waldwesen, trifft. dieser eröffnet ihr, dass sie die verlorene prinzessin eines alten königreiches sei, und 3 prüfungen bestehen muss, um zurückkehren zu können. während die ereignisse der realen welt mit erschießungen und folter von partisanen immer dramatischer werden, verschwimmen für ophelia zunehmend die grenzen der welten. so versucht sie, ihre von der schwangerschaft schwache mutter mit zaubermitteln des pan z heilen.

die geschichte ist unglaublich vielschichtig, kaum durchdringt man den film komplett, was realität und was fiktion ist, bleibt vielfach bis zuletzt offen. der gegensatz von kalter realität und ophelias wahrnehmung voller feen, monster und ähnlicher kreaturen wirkt enorm faszinierend und verstörend zugleich. das prägende motiv des films ist das plädoyer für individualität, unabhängigkeit und kreativität, die im film das faschistische regime gnadenlos zu unterdrücken versucht. nicht zuletzt ist der film großartig fotogafiert, die nominierung für den make up-oscar kommt nicht von ungefähr.
nachdem ich ja den französischen film schon ne weile sehr gut finde muss ich mir ab jetzt auch die spanischen genauer ansehen

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