Korrelation und Kausalität
Es ist traurig. Das Geschehen an der Albertville-Realschule, das Scheitern eines Jungen an der Gesellschaft, der sinnlose Tod von unschuldigen Schülern, Lehrern und Passanten.
Am Traurigsten aber muss ich zwangsläufig die reflexhafte Dummheit finden, mit der Medien, Politker und Sachverständige gegen jede Vernunft und jeden Anstand kurz nach so einem Ereignis (re)agieren.
Dabei schien gestern zunächst Besonnenheit in den Amtsstuben zu herrschen: Lokalpolitiker und die Gewerkschaft der Polizei sprachen sich noch am Nachmittag erstaunlich geschlossen gegen schärfere Waffengesetze und ähnliche Hilflos-Diskussionen aus.
Hätte ich dagegen heute jedes Mal, wenn ich von "Killerspielen", von "schärferen Waffengesetzen" oder von "Einlasskontrollen am Schultor" (hat jede Schule ein Schultur?) lesen musste (bzw. sehen musste, die von mir hochgeschätzte Kulturzeit hat sich nicht entblödet, einen Experten einzuladen, der ein wasserdichtes Frühwarnsystem entwickelt zu haben glaubte), meinen Kopf auf den Tisch geschlagen - es gäbe hier ein weiteres Opfer zu beklagen. Ich verweise an dieser Stelle nur auf den Einwand mit dem Brot.
Amokläufe sind nicht zu verhindern, man kann ihnen kaum vorbeugen. Sie sind die Kollateralschäden einer erbarmungslosen, individualisierten Leistungsgesellschaft, die über ein deutlich höheres Maß an struktureller Gewalt verfügt, als es die Scheinschuldigen aus Killerspielen und Gewaltfilmen tausendfach potenziert leisten könnten. Amokläufe verhindern? Wenn überhaupt, dann mit einem fairen Bildungssystem, das echte Chancengleichheit und Durchlässigkeit garantiert, mit sozialen Sicherungssystemen, die ein würdiges Leben garantieren, mit einem freundlicheren, Achtsamen Miteinander, bei dem einer auf den anderen achtet und sich kümmert - und auch dann sind wir nie sicher. Das ist die Realität. Aber so viel persönlichen Einsatz und so tiefes Graben nach tatsächlichen Ursachen werden wir ohnehin nicht erleben.
Dass die Medien die Hilf- und Ratlosigkeit der Menschen nicht nur teilen, sondern mit Sendungsbewusstsein dem Volk aufs Maul schauen und treudoof (und am Ende mit wirtschaftlichem Interesse) hinterherberichten, wie "irgendein CDU-Politiker wieder ein Verbot von irgendwas, was er nicht versteht, fordert", ist gleichermaßen journalistisches Armutszeugnis wie verantwortungslose Amoral. Erst die durchdringende mediale Berichterstattung, die zwangsläufig mit dem Scheitern aller Erklärungsversuche der "Amok-Industrie" enden muss, glorifiziert die Täter in einem unerträglichen Ausmaß. Die Medien haben schon jetzt ihren Beitrag geleistet, ihre Mitschuld am nächsten Massaker gesichert. Und damit meine ich nicht die Killerspiele.
EDIT: Nils Minkmar formuliert mir drüben als Vertretung für Stefan Niggemeier aus der Seele, nur einfühlsamer, als es mir möglich war.
EDIT2: Johnny beim Spreeblick hat - aufgehangen an der "hart aber fair"-Sendung - das ganze Ereignis ebenfalls differenziert bearbeitet.
EDIT3: Die Blogosphäre - den realitätsfern um sich selbst kreisenden Dumm Alphonso mal ausgeklammert - gibt mir manchmal doch noch den Glauben an sich zurück. Ich habe schon eine Handvoll wirklich interessanter, treffender und einfühlsamer Berichte gelesen. Der hier von der Muschelschubserin ist so einer. Sie endet mit dem Wort, dass ich auch bewusst mehrfach verwendet habe: Verantwortung.
JETZT-IST-ABER-AUCH-GUT-EDIT4: Warum eigentlich nicht mit zynischem Humor? Trifft.
Am Traurigsten aber muss ich zwangsläufig die reflexhafte Dummheit finden, mit der Medien, Politker und Sachverständige gegen jede Vernunft und jeden Anstand kurz nach so einem Ereignis (re)agieren.
Dabei schien gestern zunächst Besonnenheit in den Amtsstuben zu herrschen: Lokalpolitiker und die Gewerkschaft der Polizei sprachen sich noch am Nachmittag erstaunlich geschlossen gegen schärfere Waffengesetze und ähnliche Hilflos-Diskussionen aus.
Hätte ich dagegen heute jedes Mal, wenn ich von "Killerspielen", von "schärferen Waffengesetzen" oder von "Einlasskontrollen am Schultor" (hat jede Schule ein Schultur?) lesen musste (bzw. sehen musste, die von mir hochgeschätzte Kulturzeit hat sich nicht entblödet, einen Experten einzuladen, der ein wasserdichtes Frühwarnsystem entwickelt zu haben glaubte), meinen Kopf auf den Tisch geschlagen - es gäbe hier ein weiteres Opfer zu beklagen. Ich verweise an dieser Stelle nur auf den Einwand mit dem Brot.
Amokläufe sind nicht zu verhindern, man kann ihnen kaum vorbeugen. Sie sind die Kollateralschäden einer erbarmungslosen, individualisierten Leistungsgesellschaft, die über ein deutlich höheres Maß an struktureller Gewalt verfügt, als es die Scheinschuldigen aus Killerspielen und Gewaltfilmen tausendfach potenziert leisten könnten. Amokläufe verhindern? Wenn überhaupt, dann mit einem fairen Bildungssystem, das echte Chancengleichheit und Durchlässigkeit garantiert, mit sozialen Sicherungssystemen, die ein würdiges Leben garantieren, mit einem freundlicheren, Achtsamen Miteinander, bei dem einer auf den anderen achtet und sich kümmert - und auch dann sind wir nie sicher. Das ist die Realität. Aber so viel persönlichen Einsatz und so tiefes Graben nach tatsächlichen Ursachen werden wir ohnehin nicht erleben.
Dass die Medien die Hilf- und Ratlosigkeit der Menschen nicht nur teilen, sondern mit Sendungsbewusstsein dem Volk aufs Maul schauen und treudoof (und am Ende mit wirtschaftlichem Interesse) hinterherberichten, wie "irgendein CDU-Politiker wieder ein Verbot von irgendwas, was er nicht versteht, fordert", ist gleichermaßen journalistisches Armutszeugnis wie verantwortungslose Amoral. Erst die durchdringende mediale Berichterstattung, die zwangsläufig mit dem Scheitern aller Erklärungsversuche der "Amok-Industrie" enden muss, glorifiziert die Täter in einem unerträglichen Ausmaß. Die Medien haben schon jetzt ihren Beitrag geleistet, ihre Mitschuld am nächsten Massaker gesichert. Und damit meine ich nicht die Killerspiele.
EDIT: Nils Minkmar formuliert mir drüben als Vertretung für Stefan Niggemeier aus der Seele, nur einfühlsamer, als es mir möglich war.
EDIT2: Johnny beim Spreeblick hat - aufgehangen an der "hart aber fair"-Sendung - das ganze Ereignis ebenfalls differenziert bearbeitet.
EDIT3: Die Blogosphäre - den realitätsfern um sich selbst kreisenden Dumm Alphonso mal ausgeklammert - gibt mir manchmal doch noch den Glauben an sich zurück. Ich habe schon eine Handvoll wirklich interessanter, treffender und einfühlsamer Berichte gelesen. Der hier von der Muschelschubserin ist so einer. Sie endet mit dem Wort, dass ich auch bewusst mehrfach verwendet habe: Verantwortung.
JETZT-IST-ABER-AUCH-GUT-EDIT4: Warum eigentlich nicht mit zynischem Humor? Trifft.
DeDe - 12. Mär, 10:46
14 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Michael (Gast) - 12. Mär, 13:06
Andererseits: Ist es nicht völlig normal, dass Menschen (und Medien) nach so einem Ereignis fragen, wie man es hätte verhindern können? Muss es nicht sogar Aufgabe der Medien sein, genau diese Frage zu stellen, statt nur der "Chronistenpflicht" nachzukommen?
Und dann frage ich mich persönlich schon, weshalb man - auch als Sportschütze - fünfzehn Waffen besitzen muss. Warum man es bei einer dieser fünfzehn Waffen nicht so genau genommen hat, mit der Pflicht, sie im Tresor zu lagern - und weshalb das in der Berichterstattung regelrecht bagatellisiert wird. (O-Ton des Waiblinger Polizeichefs: "Es deutet alles darauf hin, dass der Vater hier nachlässig war, was das Verwahren dieser einen Waffe anbelangt.") Und da wir gerade von "Nachlässig" reden: Wo bekommt ein 17jähriger genug Munition her, um seinen privaten Kleinkrieg gegen die Menschheit eröffnen zu können?
Natürlich führt die exzessive Berichterstattung auch dazu, dass Amokläufer "unsterblich" werden. Aber soll man deswegen gar nicht über sie berichten? Einfach totschweigen, was passiert ist - wäre das für Dich ernsthaft eine Alternative?
Denk mal an Erfurt zurück: Neben all der heißen Luft, die von der Politik danach produziert wurde, hat sich - auch dank der medialen Aufmerksamkeit - auch einiges getan, weil sich der Handlungsdruck erhöht hat: Die Polizei wartet jetzt nicht mehr, bis sich ein Amokschütze in der Schule verschanzt hat, sondern interveniert sofort. Die Behörden in BW haben ganz offensichtlich einen passenden Plan in der Schublade gehabt, mit dem sie auf das Blutbad reagiert haben - vom initialen Polizeieinsatz bis zur Entsendung von geschulten Psychologen. Das ist zwar "nur" Schadensbegrenzung - hat in diesem Fall aber anscheinend vielen Schülern das Leben gerettet.
Dass die Berichterstattung darüber nicht gerade ideal abläuft, dass jetzt wieder jeder vermeintliche "Experte" vor die Kamera gezerrt wird, dass man ziellose Liveschalten zum Unglücksort macht, irgendwelche Nachbarn interviewt und makabere Klickstrecken zusammenstellt - das ist alles sicher nicht optimal. Aber da gilt die Devise: Nicht nur nörgerln, sondern erst mal besser machen.
Und dann frage ich mich persönlich schon, weshalb man - auch als Sportschütze - fünfzehn Waffen besitzen muss. Warum man es bei einer dieser fünfzehn Waffen nicht so genau genommen hat, mit der Pflicht, sie im Tresor zu lagern - und weshalb das in der Berichterstattung regelrecht bagatellisiert wird. (O-Ton des Waiblinger Polizeichefs: "Es deutet alles darauf hin, dass der Vater hier nachlässig war, was das Verwahren dieser einen Waffe anbelangt.") Und da wir gerade von "Nachlässig" reden: Wo bekommt ein 17jähriger genug Munition her, um seinen privaten Kleinkrieg gegen die Menschheit eröffnen zu können?
Natürlich führt die exzessive Berichterstattung auch dazu, dass Amokläufer "unsterblich" werden. Aber soll man deswegen gar nicht über sie berichten? Einfach totschweigen, was passiert ist - wäre das für Dich ernsthaft eine Alternative?
Denk mal an Erfurt zurück: Neben all der heißen Luft, die von der Politik danach produziert wurde, hat sich - auch dank der medialen Aufmerksamkeit - auch einiges getan, weil sich der Handlungsdruck erhöht hat: Die Polizei wartet jetzt nicht mehr, bis sich ein Amokschütze in der Schule verschanzt hat, sondern interveniert sofort. Die Behörden in BW haben ganz offensichtlich einen passenden Plan in der Schublade gehabt, mit dem sie auf das Blutbad reagiert haben - vom initialen Polizeieinsatz bis zur Entsendung von geschulten Psychologen. Das ist zwar "nur" Schadensbegrenzung - hat in diesem Fall aber anscheinend vielen Schülern das Leben gerettet.
Dass die Berichterstattung darüber nicht gerade ideal abläuft, dass jetzt wieder jeder vermeintliche "Experte" vor die Kamera gezerrt wird, dass man ziellose Liveschalten zum Unglücksort macht, irgendwelche Nachbarn interviewt und makabere Klickstrecken zusammenstellt - das ist alles sicher nicht optimal. Aber da gilt die Devise: Nicht nur nörgerln, sondern erst mal besser machen.
DeDe - 12. Mär, 13:59
Das überhaupt berichtet wird und werden muss, stelle ich natürlich nicht in Frage, ebenso wenig das äußerst menschliche Bedürfnis, den unangenehmen Spannungszustand im Kopf namens "Unsicherheit/Unerklärbarkeit" durch Rationalsierung auflösen zu wollen.
Was ich aber sehr wohl kritisieren kann und muss, ist die schleichende Institutionalisierung von einer unredlichen, unethischen Art, über diese Ereignisse zu berichten. Immerhin ist eine Tendenz erkennbar, die leises Hoffen zulässt: zehn Berichten, die sich mit Emotionalisierung und affektivem Expertengeplärre im Blut wälzt, stehen mittlerweile nicht mehr null, sondern ein bis zwei Beiträge gegenüber, die darauf aufmerksam machen, dass solche komplexen Individualphänomene wie Amokläufe möglicherweise nicht durch eine Kamera am Schultor zu beheben sind, sondern eine tiefer gehende Auseinandersetzung erfordern. Insgesamt aber habe ich den Eindruck, dass man sich - seitens der Medien, Institutionen und überhaupt der Menschen - gemütlich in seinem Entsetzen einrichtet, gen Himmel wehklagt, dann kurz alle Stiefkinder von Killerspiel über Metalmusik bis Waffenrecht abwatscht, um danach in Ruhe zurück in den bürgerlichen Alltag abtauchen zu können, ohne dass sich nur irgendetwas geändert hätte. Das ist das Gegenteil von Verantwortung.
Ich wünsche mir die Debatte, nur sollte sie sich wirklich um mögliche Ursachen, anstatt um Symptome drehen. Aber ich sehe sie in ihren Ledersesseln vor mir: "Das können wir den Lesern/Zuschauern/Wählern/Menschen nicht vermitteln." Denn am System möchte dann ja doch niemand wegen einer handvoll toter Kinder rühren (ich entschuldige mich für soviel Zynismus, aber er liegt leider nahe).
Dass niemand über ein Dutzend Waffen braucht, steht wohl kaum zur Debatte. Es braucht auch niemand Autos mit 300 PS, aber in beiden Fällen würde ich dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit den Vorzug vor meinem Sicherheitsbedürfnis geben. Der Umgang ist entscheidend. Wenn diese Waffe und die zugehörige Munition tatsächlich nicht weggeschlossen waren, bin ich sicher, dass das nach gültigem Recht eine Anklage rechtfertigt. Die Ursache des Amoklaufs ist die Existenz der Waffe aber nicht. Ich bräuchte trotz eigener Milieuferne hier in Trier keine 3 Tage, um mir eine scharfe Waffe und Munition zu besorgen.
Dass die Polizei aus den Ereignissen lernt und neue Einsatzpläne konzipiert, finde ich eine vernünftige Reaktion; letztlich ist genau das ihre Aufgabe und das, was sie leisten kann. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass viele Polizeibeamte mit der Gefahr für ihr eigenes Leben und dem Druck solcher Anweisungen nicht umgehen können.
Ich wiederhole mich, aber: Man muss mit solchen Ereignissen leben. Oder sich auf langwierige, tiefgreifende Gegenmaßnahmen konzentrieren.
p.s.: Zum besser machen bleibt zu sagen, dass ich mit meinem Eintrag das Bild vervollständigen wollte. Die Seite der Ereignisse, die in den etablierten Medien Beachtung findet, habe ich dabei ausgespart. Das kann man durchaus als "besser machen" verstehen.
Was ich aber sehr wohl kritisieren kann und muss, ist die schleichende Institutionalisierung von einer unredlichen, unethischen Art, über diese Ereignisse zu berichten. Immerhin ist eine Tendenz erkennbar, die leises Hoffen zulässt: zehn Berichten, die sich mit Emotionalisierung und affektivem Expertengeplärre im Blut wälzt, stehen mittlerweile nicht mehr null, sondern ein bis zwei Beiträge gegenüber, die darauf aufmerksam machen, dass solche komplexen Individualphänomene wie Amokläufe möglicherweise nicht durch eine Kamera am Schultor zu beheben sind, sondern eine tiefer gehende Auseinandersetzung erfordern. Insgesamt aber habe ich den Eindruck, dass man sich - seitens der Medien, Institutionen und überhaupt der Menschen - gemütlich in seinem Entsetzen einrichtet, gen Himmel wehklagt, dann kurz alle Stiefkinder von Killerspiel über Metalmusik bis Waffenrecht abwatscht, um danach in Ruhe zurück in den bürgerlichen Alltag abtauchen zu können, ohne dass sich nur irgendetwas geändert hätte. Das ist das Gegenteil von Verantwortung.
Ich wünsche mir die Debatte, nur sollte sie sich wirklich um mögliche Ursachen, anstatt um Symptome drehen. Aber ich sehe sie in ihren Ledersesseln vor mir: "Das können wir den Lesern/Zuschauern/Wählern/Menschen nicht vermitteln." Denn am System möchte dann ja doch niemand wegen einer handvoll toter Kinder rühren (ich entschuldige mich für soviel Zynismus, aber er liegt leider nahe).
Dass niemand über ein Dutzend Waffen braucht, steht wohl kaum zur Debatte. Es braucht auch niemand Autos mit 300 PS, aber in beiden Fällen würde ich dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit den Vorzug vor meinem Sicherheitsbedürfnis geben. Der Umgang ist entscheidend. Wenn diese Waffe und die zugehörige Munition tatsächlich nicht weggeschlossen waren, bin ich sicher, dass das nach gültigem Recht eine Anklage rechtfertigt. Die Ursache des Amoklaufs ist die Existenz der Waffe aber nicht. Ich bräuchte trotz eigener Milieuferne hier in Trier keine 3 Tage, um mir eine scharfe Waffe und Munition zu besorgen.
Dass die Polizei aus den Ereignissen lernt und neue Einsatzpläne konzipiert, finde ich eine vernünftige Reaktion; letztlich ist genau das ihre Aufgabe und das, was sie leisten kann. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass viele Polizeibeamte mit der Gefahr für ihr eigenes Leben und dem Druck solcher Anweisungen nicht umgehen können.
Ich wiederhole mich, aber: Man muss mit solchen Ereignissen leben. Oder sich auf langwierige, tiefgreifende Gegenmaßnahmen konzentrieren.
p.s.: Zum besser machen bleibt zu sagen, dass ich mit meinem Eintrag das Bild vervollständigen wollte. Die Seite der Ereignisse, die in den etablierten Medien Beachtung findet, habe ich dabei ausgespart. Das kann man durchaus als "besser machen" verstehen.
Löwenherz - 12. Mär, 19:22
Was lustiges beim Postillon gefunden. Zum Lachen, wenns nicht so traurig wäre...
DeDe - 12. Mär, 22:31
Irgendwie bizarr, sich vorzustellen, dass zehntausende Vierzehnjährige den ausgebildeten lokalen Polizeikräften in Waffentechnik überlegen sein sollen, weil sie jahrelang täglich Point 'n' Shoot mit Pixelmännern geübt haben. Und im schlimmsten Fall dann doch nicht reine Satire sondern ein Körnchen Wahrheit?
Löwenherz - 13. Mär, 09:31
Nee nee, kein Sorge, Dede. Eine doch ziemlich schwere Waffe in der Hand mit Rückstoß ist was ganz anderes als das "Schießen" mit Maus und Tastatur am Computer.
Ja, man trainiert die Handaugenkoordination! Aber soll man deshalb jetzt auch Volleyball verbieten?
Ja, man trainiert die Handaugenkoordination! Aber soll man deshalb jetzt auch Volleyball verbieten?
SanMiguel (Gast) - 12. Mär, 20:54
Einige Bemerkungen meinerseits, die euch beiden in verschiedenen Punkten teilweise Recht geben, teilweise auch nicht:
@ Michael: Ich pflichte dir vollkommen bei, dass die mediale Aufmerksamkeit, wie sie andere Amokläufe - in Deutschland allen voran Erfurt - hervorgerufen haben, aus unserer (Laien-)Sicht zweifelsohne zur Verbesserung der Handlungen bei Behörden und Polizei geführt hat.
Ebenso halte auch ich die Fragen für berechtigt, wieso eine - wenngleich im Schützenverein vertretene - Privatperson erstens ein solch immenses Waffenarsenal besitzen muss, und dieses zweitens inklusive Munition für jemand anderen als den Besitzer des Waffenscheins zugänglich ist.
@ DeDe: Sicherlich, das 15-teilige Waffenset als solches - oder das 300-PS-Auto, das du als gutes Beispiel anführst - ist dem Besitzer dank seiner Persönlichkeitsrechte nicht zu nehmen. Wenn die Waffensammlung allerdings unsachgemäßg aufbewahrt wird und damit Ereignisse wie den gestrigen Amoklauf zwar nicht auslöst, sehr wohl aber den finalen Weg bereitet, würde ich mein Sicherheitsbedürfis über das Recht des Waffennarrs auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit stellen.
Soll heißen: Während ich die Killerspiele* als häufig diskutierte Ursache für Gewalt ebenso leid bin wie du, halte ich die Diskussion um schärfere Waffengesetzte zumindest nicht für vollkommen überflüssig. Denn wenn es dem Sohn gelingt, aus dem laut Gesetz mehrfach zu sichernden Waffenschrank seines Vaters eine Pistole sowie haufenweise Munition zu stibitzen, kann es sicherlich ein Einzelfall sein; oder aber ein immer noch zu lasches Waffengesetz.
Grundsätzlich aber, und da folge ich deiner Argumentation vollends, sind Taten wie die gestrige "Kollateralschäden einer erbarmungslosen, individualisierten Leistungsgesellschaft", wie du es meiner Meinung nach recht treffend formulierst. Nicht Killerspiele, nicht zu lasche Waffengesetze und fehlende Eingangskontrollen an Schultoren (nein, nicht jede Schule hat ein Schultor!) sind die Ursache von Gewalttaten, die im schlimmsten Fall in Amokläufen münden.
Du hast vollkommen Recht: Ursachen für solcherlei "Gräueltaten" sind auf ein unfaires Bildungssystem und sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass Menschen, die soziale oder psychologische Hilfe nötig hätten, diese längst nicht überall in Deutschland finden. Vor allem aber fehlt es eben an dem "achtsamen Miteinander, bei dem einer auf den anderen achtet und sich kümmert": Jedes Mal auf's Neue, wenn ein Ereignis, wie es gestern in Winnenden geschehen ist, die Nation schockt, wird darüber diskutiert, wie Menschen wie Tim K. besser integriert werden können. Und neben vielen anderen Punkten (Eltern müssen sich mehr um ihre Kinder kümmern, Lehrer sollen helfen, Freunde sollen helfen) ist ein Ergebnis dieser Diskussionen jedes Mal: Ein JEDER hat die Verantwortung, sich um vermeintliche Außenseiter zu kümmern, sich ihnen in ihrer Isolation zuzuwenden, auf ihre Probleme einzugehen und ihnen - soweit möglich - Hilfe anzubieten. Viele ignorieren diese Verantwortung (Hat nicht fast jeder von uns mindestens den einen Schul"kameraden" gehabt, der immer außen vor war, der ausgelacht wurde, der "anders" war? Wieviele von uns sind auf denjenigen zugegangen und haben sich ernsthaft mit ihm beschäftigt, anstatt ihn sich selbst zu überlassen?), schieben sie auf "die anderen", manche erkennen die Verantwortung zwar an, tun aber nichts.
Und mit abnehmender Medienberichterstattung und abnehmender Wahrnehmung ist das Thema dann bald ohnehin wieder gehalten - bis zum nächsten Mal. Die Politiker werden sich schon drum kümmern, dass man "Leute wie Den" besser integriert. Aber so einfach ist es eben nicht, wie du richtig sagst, DeDe: In jedem Fall verhindern kann man solche Ereignisse schlichtweg nicht.
* In diesem Zusammenhang sind mir allerdings auch zwei, drei Kommentare in Zeitungen und online positiv aufgefallen, in denen in die gleiche Kerbe geschlagen und von den ach so bösen Killerspielen als Ursache für Gewalttaten Abstand genommen wird.
@ Michael: Ich pflichte dir vollkommen bei, dass die mediale Aufmerksamkeit, wie sie andere Amokläufe - in Deutschland allen voran Erfurt - hervorgerufen haben, aus unserer (Laien-)Sicht zweifelsohne zur Verbesserung der Handlungen bei Behörden und Polizei geführt hat.
Ebenso halte auch ich die Fragen für berechtigt, wieso eine - wenngleich im Schützenverein vertretene - Privatperson erstens ein solch immenses Waffenarsenal besitzen muss, und dieses zweitens inklusive Munition für jemand anderen als den Besitzer des Waffenscheins zugänglich ist.
@ DeDe: Sicherlich, das 15-teilige Waffenset als solches - oder das 300-PS-Auto, das du als gutes Beispiel anführst - ist dem Besitzer dank seiner Persönlichkeitsrechte nicht zu nehmen. Wenn die Waffensammlung allerdings unsachgemäßg aufbewahrt wird und damit Ereignisse wie den gestrigen Amoklauf zwar nicht auslöst, sehr wohl aber den finalen Weg bereitet, würde ich mein Sicherheitsbedürfis über das Recht des Waffennarrs auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit stellen.
Soll heißen: Während ich die Killerspiele* als häufig diskutierte Ursache für Gewalt ebenso leid bin wie du, halte ich die Diskussion um schärfere Waffengesetzte zumindest nicht für vollkommen überflüssig. Denn wenn es dem Sohn gelingt, aus dem laut Gesetz mehrfach zu sichernden Waffenschrank seines Vaters eine Pistole sowie haufenweise Munition zu stibitzen, kann es sicherlich ein Einzelfall sein; oder aber ein immer noch zu lasches Waffengesetz.
Grundsätzlich aber, und da folge ich deiner Argumentation vollends, sind Taten wie die gestrige "Kollateralschäden einer erbarmungslosen, individualisierten Leistungsgesellschaft", wie du es meiner Meinung nach recht treffend formulierst. Nicht Killerspiele, nicht zu lasche Waffengesetze und fehlende Eingangskontrollen an Schultoren (nein, nicht jede Schule hat ein Schultor!) sind die Ursache von Gewalttaten, die im schlimmsten Fall in Amokläufen münden.
Du hast vollkommen Recht: Ursachen für solcherlei "Gräueltaten" sind auf ein unfaires Bildungssystem und sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass Menschen, die soziale oder psychologische Hilfe nötig hätten, diese längst nicht überall in Deutschland finden. Vor allem aber fehlt es eben an dem "achtsamen Miteinander, bei dem einer auf den anderen achtet und sich kümmert": Jedes Mal auf's Neue, wenn ein Ereignis, wie es gestern in Winnenden geschehen ist, die Nation schockt, wird darüber diskutiert, wie Menschen wie Tim K. besser integriert werden können. Und neben vielen anderen Punkten (Eltern müssen sich mehr um ihre Kinder kümmern, Lehrer sollen helfen, Freunde sollen helfen) ist ein Ergebnis dieser Diskussionen jedes Mal: Ein JEDER hat die Verantwortung, sich um vermeintliche Außenseiter zu kümmern, sich ihnen in ihrer Isolation zuzuwenden, auf ihre Probleme einzugehen und ihnen - soweit möglich - Hilfe anzubieten. Viele ignorieren diese Verantwortung (Hat nicht fast jeder von uns mindestens den einen Schul"kameraden" gehabt, der immer außen vor war, der ausgelacht wurde, der "anders" war? Wieviele von uns sind auf denjenigen zugegangen und haben sich ernsthaft mit ihm beschäftigt, anstatt ihn sich selbst zu überlassen?), schieben sie auf "die anderen", manche erkennen die Verantwortung zwar an, tun aber nichts.
Und mit abnehmender Medienberichterstattung und abnehmender Wahrnehmung ist das Thema dann bald ohnehin wieder gehalten - bis zum nächsten Mal. Die Politiker werden sich schon drum kümmern, dass man "Leute wie Den" besser integriert. Aber so einfach ist es eben nicht, wie du richtig sagst, DeDe: In jedem Fall verhindern kann man solche Ereignisse schlichtweg nicht.
* In diesem Zusammenhang sind mir allerdings auch zwei, drei Kommentare in Zeitungen und online positiv aufgefallen, in denen in die gleiche Kerbe geschlagen und von den ach so bösen Killerspielen als Ursache für Gewalttaten Abstand genommen wird.
Löwenherz - 12. Mär, 21:40
Moment, die Gesetze sind nicht "lasch". Die Kontrolle und die Vollstreckung sind es! Wer geht schon in die Eigenheimer und kontrolliert, ob das Schränkchen schön abgeschlossen ist? Niemand macht das. Was mal wieder ein schönes Beispiel ist, dass Verbote und Einschränkungen sowieso meist am eigentlichen Sujet vorbei gehen. Und ergo auch nur begrenzt was bringen...
DeDe - 12. Mär, 22:51
Ich bin mit Sicherheit kein Waffennarr, wegen mir könnte es ein totales Verbot von Feuerwaffen für den zivilen Bereich geben.
Zum einen aber finde ich es wichtig, von den eigenen Gefühlen, Gedanken und Interessen abstrahieren zu können; wenn plötzlich Leute auf die Idee kommen, ein deutschlandweites Auftrittsverbot für Metalbands einzuführen, bin ich plötzlich der, den es betrifft. Ich denke, eine demokratische Gesellschaft kann nur auf einer größtmöglich persönlichen Freiheit bestehen; mit jedweder Art der Einschränkung bin ich deshalb immer sehr vorsichtig. Wehret den Anfängern, you know...
Zum anderen habe ich - wie unser Löwe offenbar auch - nicht den Eindruck, dass die Waffengesetze zu lasch sind. In der Schweiz (berichtigt mich bitte ggf., ich habs nicht nachgeprüft) hat jeder wehrfähige Mann ein Gewehr zuhause, das dürfte in der Summe eine wesentlich höhere flächendeckende Verfügbarkeit an Feuerwaffen als Konsequenz bedeuten; von Amokläufen in der Schweiz hört man aber (noch) wenig.
Die Frage wäre für mich: Welches Gesetz kann man erlassen (und durchsetzen/überprüfen), dass eine solche Bluttat wie in Winnenden deutlich unwahrscheinlicher macht? Außer einem kompletten Verbot (das sich die Waffenlobby nicht abringen lassen wird) kann ich mir da wenig vorstellen. Ob die Eltern 1, 5 oder 100 Pistolen zu Hause haben ist unerheblich; es muss ja offenbar nur eine frei herumliegen. Und selbst bei einem kompletten Bann von Feuerwaffen für Privatpersonen - es blieben Jäger, Polizisten, Soldaten, Sicherheitsbeamte; die bewahren alle (mit wechselnder Häufigkeit) Waffen auch in ihrer Privatumgebung auf.
So verlockend ich die Idee finde, Prävention per Gesetz zu betreiben, ich glaube nicht recht, dass das gelingt.
Zum einen aber finde ich es wichtig, von den eigenen Gefühlen, Gedanken und Interessen abstrahieren zu können; wenn plötzlich Leute auf die Idee kommen, ein deutschlandweites Auftrittsverbot für Metalbands einzuführen, bin ich plötzlich der, den es betrifft. Ich denke, eine demokratische Gesellschaft kann nur auf einer größtmöglich persönlichen Freiheit bestehen; mit jedweder Art der Einschränkung bin ich deshalb immer sehr vorsichtig. Wehret den Anfängern, you know...
Zum anderen habe ich - wie unser Löwe offenbar auch - nicht den Eindruck, dass die Waffengesetze zu lasch sind. In der Schweiz (berichtigt mich bitte ggf., ich habs nicht nachgeprüft) hat jeder wehrfähige Mann ein Gewehr zuhause, das dürfte in der Summe eine wesentlich höhere flächendeckende Verfügbarkeit an Feuerwaffen als Konsequenz bedeuten; von Amokläufen in der Schweiz hört man aber (noch) wenig.
Die Frage wäre für mich: Welches Gesetz kann man erlassen (und durchsetzen/überprüfen), dass eine solche Bluttat wie in Winnenden deutlich unwahrscheinlicher macht? Außer einem kompletten Verbot (das sich die Waffenlobby nicht abringen lassen wird) kann ich mir da wenig vorstellen. Ob die Eltern 1, 5 oder 100 Pistolen zu Hause haben ist unerheblich; es muss ja offenbar nur eine frei herumliegen. Und selbst bei einem kompletten Bann von Feuerwaffen für Privatpersonen - es blieben Jäger, Polizisten, Soldaten, Sicherheitsbeamte; die bewahren alle (mit wechselnder Häufigkeit) Waffen auch in ihrer Privatumgebung auf.
So verlockend ich die Idee finde, Prävention per Gesetz zu betreiben, ich glaube nicht recht, dass das gelingt.
Michael (Gast) - 13. Mär, 15:41
Erstens, zur Rolle der Medien: Gestern gab es im wunderbaren bayrischen Magazin "Quer" einen Beitrag, der genau dieses Dilemma aufgegriffen hat. Unbedingt angucken!
Zweitens, zum Thema Waffengesetze: Es muss ja kein Totalverbot sein - mehr Kontrollen wären ein Ansatz. Oder stärkere Strafen: Offensichtlich beging der Vater von Tim höchstens eine "Ordnungswidrigkeit", weil er die Pistole nicht im Schrank abgesperrt hat.
Auch wenn Dude sich in drei Tagen in Trier 'ne Knarre besorgen könnte: Ich will mal 'nen 17jährigen Einzelgänger sehen, der das fertig bringt - da ist die Hemmschwelle dann doch etwas höher. Kein Wunder also, dass die meisten Amokläufe an deutschen Schulen mit legal erworbenen Schusswaffen begangen wurden - und die haben stets Papa gehört: Egal ob in Bad Reichenhall, Coburg oder Winnenden.
Drittens, zur Schweiz: Ja, die Waffengesetzte dort sind lockerer. Du hast nichts von Amokläufen gehört? Das heißt nicht, dass es keine gibt - im Gegenteil: Guck mal hier oder hier. Außerdem hinkt der Vergleich, weil unser Nachbarland doch etwas kleiner ist.
Zweitens, zum Thema Waffengesetze: Es muss ja kein Totalverbot sein - mehr Kontrollen wären ein Ansatz. Oder stärkere Strafen: Offensichtlich beging der Vater von Tim höchstens eine "Ordnungswidrigkeit", weil er die Pistole nicht im Schrank abgesperrt hat.
Auch wenn Dude sich in drei Tagen in Trier 'ne Knarre besorgen könnte: Ich will mal 'nen 17jährigen Einzelgänger sehen, der das fertig bringt - da ist die Hemmschwelle dann doch etwas höher. Kein Wunder also, dass die meisten Amokläufe an deutschen Schulen mit legal erworbenen Schusswaffen begangen wurden - und die haben stets Papa gehört: Egal ob in Bad Reichenhall, Coburg oder Winnenden.
Drittens, zur Schweiz: Ja, die Waffengesetzte dort sind lockerer. Du hast nichts von Amokläufen gehört? Das heißt nicht, dass es keine gibt - im Gegenteil: Guck mal hier oder hier. Außerdem hinkt der Vergleich, weil unser Nachbarland doch etwas kleiner ist.
DeDe - 13. Mär, 16:25
"Quer", wie gewohnt gut. Auch mit Feingefühl moderiert.
Zum zweiten Punkt: Ich hatte bisher noch keine Zeit, mich genauer mit den Details des deutschen Waffenrechts zu beschäftigen; das hole ich die Tage nach. Es stimmt: Die Hemmschwelle ist da, wenn die Waffe schwerer zugänglich ist. Stärkere Strafen sind aber nur sinnig, wenn sie kontrollierbar sind. Millionen (bewegt sich das Waffenaufkommen von Sportschützen in diesem Umfang?) Waffen in Nachttischen - das ist schlicht nicht kontrollierbar. Mir erscheint da wirklich zwischen alles (komplettes Verbot) oder nichts (Waffen zuhause unter Auflagen erlaubt) wenig Spielraum für ein Ergebnis, das am Ende nicht bloße Augenwischerei ist. Ein vollständiges Verbot von Sportwaffen zuhause (mit dem ich persönlich gut Leben könnte) wird sich nach meiner Vermutung aber gegen die starke Lobby nicht durchsetzen.
Zur Schweiz: Ich dachte mir schon, dass es da auch vergleichbare Gewalttaten geben würde. Die haben offenbar meine Aufmerksamkeit nicht so konsequent beansprucht wie in Deutschland.
Ich nehme auch wie ihr die Verfügbarkeit von Waffen als kleinen, am Ende stehenden Faktor unter vielen an, die zu einem Amoklauf führen können. Nur steht dem ja auch eine große Menge von Beispielen entgegen, wo dieser Faktor das nicht bewirkt. Und an der Stelle möchte ich die Kurve zu einer Diskussion nehmen, in der nicht der (potenzielle) Täter als ausgegrenzter Sonderfall im Mittelpunkt des Interesses steht, sondern die Gesellschaft, die ihn hervorbringt und deren Teil er bis zum letzten Moment war/ist. Das ist meiner Ansicht nach nicht nur die spannendere, sondern auch die unendlich viel schwierigere Diskussion. Dazu vielleicht hier noch einige richtige Überlegungen: http://www.weissgarnix.de/?p=1759
Zum zweiten Punkt: Ich hatte bisher noch keine Zeit, mich genauer mit den Details des deutschen Waffenrechts zu beschäftigen; das hole ich die Tage nach. Es stimmt: Die Hemmschwelle ist da, wenn die Waffe schwerer zugänglich ist. Stärkere Strafen sind aber nur sinnig, wenn sie kontrollierbar sind. Millionen (bewegt sich das Waffenaufkommen von Sportschützen in diesem Umfang?) Waffen in Nachttischen - das ist schlicht nicht kontrollierbar. Mir erscheint da wirklich zwischen alles (komplettes Verbot) oder nichts (Waffen zuhause unter Auflagen erlaubt) wenig Spielraum für ein Ergebnis, das am Ende nicht bloße Augenwischerei ist. Ein vollständiges Verbot von Sportwaffen zuhause (mit dem ich persönlich gut Leben könnte) wird sich nach meiner Vermutung aber gegen die starke Lobby nicht durchsetzen.
Zur Schweiz: Ich dachte mir schon, dass es da auch vergleichbare Gewalttaten geben würde. Die haben offenbar meine Aufmerksamkeit nicht so konsequent beansprucht wie in Deutschland.
Ich nehme auch wie ihr die Verfügbarkeit von Waffen als kleinen, am Ende stehenden Faktor unter vielen an, die zu einem Amoklauf führen können. Nur steht dem ja auch eine große Menge von Beispielen entgegen, wo dieser Faktor das nicht bewirkt. Und an der Stelle möchte ich die Kurve zu einer Diskussion nehmen, in der nicht der (potenzielle) Täter als ausgegrenzter Sonderfall im Mittelpunkt des Interesses steht, sondern die Gesellschaft, die ihn hervorbringt und deren Teil er bis zum letzten Moment war/ist. Das ist meiner Ansicht nach nicht nur die spannendere, sondern auch die unendlich viel schwierigere Diskussion. Dazu vielleicht hier noch einige richtige Überlegungen: http://www.weissgarnix.de/?p=1759
Löwenherz - 13. Mär, 21:58
Hmm... Ich glaube nicht, dass ihr euch beide den "Quer"-Beitrag komplett angeschaut habt, sonst würdet ihr ihn wohl nicht als "gewohnt gut" oder "wunderbar" bezeichnen.
Die Attacke "FALSCH!!!" zum Schluss war ja mal wieder ein stereotypisch-populistischer Angriff auf "Killerspiele". Wenn ich im Zusammenhang mit Wissenschaft "zweifellos bewiesen" höre, wird mir schon schlecht. Wenn ich das Gesicht des Wissenschaftlers sehe, kann ich mir vorstellen, wie viele PC-Spiele der Gute bereits gesehen (und nicht gespielt!!!) hat. Und dann ALLEN diesen Spielen absolut jeglichen Anspruch auf Kunst abzusprechen, das halte ich wirklich für Unwissenheit und Vorurteilismus in Reinkultur.
Wer gern eine wirklich ausgewogene Expertenrunde zu dem Thema diskutieren sehen mag, empfehle ich das Gamestar-Special. Ohne Populismus und gut informiert fassen sie den derzeitigen Spielewirkungsforschungsstand zusammen.
Die Attacke "FALSCH!!!" zum Schluss war ja mal wieder ein stereotypisch-populistischer Angriff auf "Killerspiele". Wenn ich im Zusammenhang mit Wissenschaft "zweifellos bewiesen" höre, wird mir schon schlecht. Wenn ich das Gesicht des Wissenschaftlers sehe, kann ich mir vorstellen, wie viele PC-Spiele der Gute bereits gesehen (und nicht gespielt!!!) hat. Und dann ALLEN diesen Spielen absolut jeglichen Anspruch auf Kunst abzusprechen, das halte ich wirklich für Unwissenheit und Vorurteilismus in Reinkultur.
Wer gern eine wirklich ausgewogene Expertenrunde zu dem Thema diskutieren sehen mag, empfehle ich das Gamestar-Special. Ohne Populismus und gut informiert fassen sie den derzeitigen Spielewirkungsforschungsstand zusammen.
DeDe - 13. Mär, 22:05
Erwischt, ich habe nur die Einleitung gesehen, es mangelt grad an Zeit für all das, was ich sonst in Ruhe dazu lesen und sehen würde...
Michael (Gast) - 14. Mär, 01:46
@Georg: Keine Sorge, ich hab den Beitrag bis zum Ende gesehen - und auch die ganze Sendung. Die Behauptung, die Forschungsergebnisse seinen eindeutig, fand ich auch schwach. Aber da wurde Christoph Süß dann auch widersprochen - und zwar ausgerechnet von Prof. Joachim Kersten, der an der Hochschule für Polizei lehrt und die Annahme "Ballerspiele führen zu Amokläufen" kritisierte. Insofern finde ich es okay, weil beide Seiten der Killerspiel-Diskussion dargestellt werden - und den Medien dabei eine besondere Rolle zu kam. Wenn ich die "Berichterstattung" der Bildzeitung sehe,, glaube ich: Soviel Schaden kann kein Ballerspiel der Welt anrichten.
(Das Interview gibt's separat hier.)
(Das Interview gibt's separat hier.)
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