Mit einem Ohr höre ich eine ZDF-Programmankündigung: Im Hintergrund brummelt bedrohliche Musik, dann spricht eine äußerst sonore Stimme "Die Überwachungspläne des Wolfgang Schäuble" - "Super Satire auf 'Hitlers Helfer'", denke ich und grinse. Denke dann nochmal über die Worte nach. War wohl doch ernst gemeint. Und ist auch nur teilweise zum grinsen.
Lange keine Stöckchen mehr gehabt, ein bisschen Belanglosigkeit muss grad sein!
Liste sieben Lieder auf, in denen Du Dich gerade richtig sehen kannst, egal welches Genre, welche Worte, oder ob die Lieder gut sind, aber diese Lieder musst Du gerade richtig gut finden. Danach nenne sieben andere Leute, die das Selbe tun sollen.
1.) Tori Amos - Code Red (Für die Abgründe)
2.) Beatsteaks - Demons Galore (Für die pure Leidenschaft)
3.) Nine Inch Nails - Me, I'm Not (Für das Nein-Sagen)
4.) Tomte - Ich Sang Die Ganze Zeit Von Dir (Für das wissen, was man sich bedeutet)
5.) Rosie Thomas - Much Farther To Go (Für die kleine Träne im Augenwinkel)
6.) Boozed - Walkoverman (Für den betrunkenen Wahnsinn)
7.) Bad Religion - Do What You Want (Für das gut und richtig)
Sieben Leute:
Fab
Piesty
Jo
Johnny Cool
Cat
Ole
und jeder willige Mensch, hier in den Comments
Deutschland hat gewählt! Und zwar seinen
Superstar Superhorst.
Piesty findests zurecht doof (aber ausgeklügelt ist doch da nun wirklich nichts, da wird stumpf ein Kommando in die Hirne repetiert, bis auchder letzte Einzeller bewusst- und/oder willenlos da anruft), ich bin auch beim vierten (?) Mal noch ein bisschen erschüttert. Nicht über Bohlen und seine Fernseh-Drückerkolonne. Nicht über das pubertierende Telefonvieh. Nene, über die Deppen, die eine "Karriere" bei RTL's DSDS starten wollen, was sich nunmal einfach ganz enorm gegenseitig ausschließt. Hoffentlich gehen die 15 minutes of shame von Mister Medlock schnell vorbei, damit ich bei RTL Exklusiv endlich wieder in Ruhe Blut, Sperma und Schmutz aller Art sehen kann. Im Grunde müsste man das Thema totschweigen. Mancher schafft das auch. Aber
mancher muss das natürlich auch noch
in einem Blogartikel hochjazzen. Schön blöd.
In Andorra lebte ein junger Mann, den man für einen Juden hielt. Zu erzählen wäre die vermeintliche Geschichte seiner Herkunft, sein täglicher Umgang mit den Andorranern, die in ihm den Juden sehen: das fertige Bildnis, das ihn überall erwartet. Beispiels- weise ihr Mißtrauen gegenüber seinem Gemüt, das ein Jude, wie auch die Andorraner wissen, nicht haben kann. Er wird auf die Schärfe seines Intellektes verwiesen, der sich eben dadurch schärft, notgedrungen. Oder sein Verhältnis zum Geld, das in Andorra auch eine große Rolle spielt: er wußte, er spürte, was alle wortlos dachten; er prüfte sich, ob es wirklich so war, daß er stets an das Geld denke, er prüfte sich, bis er entdeckte, daß es stimmte, es war so, in der Tat, er dachte stets an das Geld. Er gestand es; er stand dazu, und die Andorraner blickten sich an, wortlos, fast ohne ein Zucken der Mundwinkel. Auch in Dingen des Vaterlandes wußte er genau, was sie dachten; sooft er das Wort in den Mund genommen, ließen sie es liegen wie eine Münze, die in den Schmutz gefallen ist. Denn der Jude, auch das wußten die Andorraner, hat Vaterländer, die er wählt, die er kauft, aber nicht ein Vaterland wie wir, nicht ein zugeborenes, und wiewohl er es meinte, wenn es um andorranische Belange ging, er redete in ein Schweigen hinein, wie in Watte. Später begriff er, daß es ihm offenbar an Takt fehlte, a, man sagte es ihm einmal rundheraus, als er, verzagt über ihr Verhalten, geradezu leidenschaftlich wurde. Das Vaterland gehörte den andern, ein für allemal, und daß er es lieben könnte, wurde von ihm nicht erwartet, im Gegenteil, seine beharrlichen Versuche und Werbungen öffneten nur eine Kluft des Verdachtes; er buhlte um eine Gunst, um einen Vorteil, um eine Anbiederung, die man als Mittel zum Zweck empfand auch dann, wenn man selber keinen möglichen Zweck erkannte. So wiederum ging es, bis er eines Tages entdeckte, mit seinem rastlosen und alles zergliedernden Scharfsinn entdeckte, daß er das Vaterland wirklich nicht liebte, schon das bloße Wort nicht, das jedesmal, wenn er es brauchte, ins Peinliche führte. Offenbar hatten sie recht. Offenbar konnte er überhaupt nicht lieben, nicht im andorranischen Sinn; er hatte die Hitze der Leidenschaft, gewiß, dazu die Kälte seines Verstandes, und diesen empfand man als eine immer bereite Geheimwaffe seiner Rachsucht; es fehlte ihm das Gemüt, das Verbindende; es fehlte ihm, und das war unverkennbar, die Wärme des Vertrauens. Der Umgang mit ihm war anregend, ja, aber nicht angenehm, nicht gemütlich. Es gelang ihm nicht, zu sein wie alle andern, und nachdem er es umsonst versucht hatte, nicht aufzufallen, trug er sein Anderssein sogar mit einer Art von Trotz, von Stolz und lauernder Feindschaft dahinter, die er, da sie ihm selber nicht gemütlich war, hinwiederum mit einer geschäftigen Höflichkeit überzuckerte; noch wenn er sich verbeugte, war es eine Art von Vorwurf, als wäre die Umwelt daran schuld, daß er ein Jude ist -
Die meisten Andorraner taten ihm nichts. Also auch nichts Gutes.
Auf der andern Seite gab es auch Andorraner eines freieren und fortschrittlichen Geistes, wie sie es nannten, eines Geistes, der sich der Menschlichkeit verpflichtet fühlte. sie achteten den Juden, wie sie betonten, gerade um seiner jüdischen Eigenschaften willen, Schärfe des Verstandes und so weiter. Sie standen zu ihm bis zu seinem Tode, der grausam gewesen ist, so grausam und ekelhaft, daß sich auch jene Andorraner entsetzten die es nicht berührt hatte, daß schon das ganze Leben grausam war. Das heißt, sie beklagten ihn eigentlich nicht, oder ganz offen gesprochen - sie vermißten ihn nicht - sie empörten sich nur über jene, die ihn getötet hatten, und über die Art, wie das geschehen war, vor allem die Art.
Man redete lange davon. Bis es sich eines Tages zeigt, was er selber nicht hat wissen können, der Verstorbene, daß er ein Findelkind gewesen, dessen Eltern man später entdeckt hat, ein Andorraner wie unsereiner -
Man redete nicht mehr davon. Die Andorraner aber, sooft sie in den Spiegel blickten, sahen mit Entsetzen, daß sie selber die Züge des Judas tragen, jeder von ihnen.
Du sollst dir kein Bildnis machen, heißt es, von Gott. Es dürfte auch in diesem Sinne gelten. Gott als das Lebendige in jedem Menschen, das, was nicht erfaßbar ist. Es ist eine Versündigung, die wir, so wie sie an uns begangen wird, fast ohne Unterlaß wieder begehen -
Ausgenommen wenn wir lieben.
Rekord! Innerhalb nur einer Regionalexpressfahrt von eigentlich vier Stunden folgendes mitgenommen:
- Böschungsbrand
- Notbremse vom Fahrgast gezogen
- Wartezeit wegen überholendem Zug
- Unerklärliche Wartezeit am Bahnhof
- Bauarbeiten am Gleis (was man halt gegen 21.30 Uhr so macht)
- letzten Anschlusszug für die nächsten zweieinhalb Stunden verpasst
Ein Wunder, das nicht vor Trier noch spontan die Lok ausgebrannt ist. Immerhin durften wir das letzte Stück mit dem ICE zurück, so dass nur sechs statt siebeneinhalb Stunden Fahrt rauskamen. Na, ein Spaß wars ja trotzdem.
Im Ruhrpott wohnen übrigens ganz tolle Menschen (A.!), mit der Umgebung tue ich mich zwar schwer, aber die Leute sind großartig, freundlich und fröhlich, aber griffig und meist mit leicht kodderiger Schnauze. Wahrscheinlich kann nur der Pott so eine Mentalität hervorbringen. Da kommt einem Trier dann im Anschluss erstmal wie ein Ausschnitt aus "Night Of The Living Dead" vor.
Achso, und du, Welt, ja, du: I'm back in black! Schreib dir das hinter die Ohren.
Sie tuscheln. Ihre Freundin stößt sie mit den Worten "Na, mach schon!" ein wenig in meine Richtung. Dann kommt sie auf mich zu und beugt sich zu mir auf der Bank herunter. "Duuuuhuuuuu" beginnt sie, nur um sich nochmal mit einem Blick bei ihrer Freundin rückzuversichern. "Ich hätte gern ein... na... ein Autogramm!" Sagt sie und zieht ihr Shirt ein wenig hoch, so dass ich mir ihren Bauch ansehen kann. "Hier hin! Schön flach, oder?". Als ich keinen Stift finden kann, raunzt sie "Du Arschgesicht! Kein Stift, kann ja nicht sein!" und hüpft-torkelt schon im nächsten Moment ihrer Wege.
Ein Mädchen mit einem Eis in einer Waffel kommt den Gang des Zugs entlang, daneben die nölige kleine Schwester.
Schwester: Ich will auch mal lecken!
Mädchen: Nerv nicht...! Hier, leck halt.
Dude:...
Mädchen:...
Dude:...
Wir haben uns nicht so nahe gestanden. Jetzt ist es zu spät.
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Ich finde diese Debatte und die Auseinandersetzung um die virale Marketingkampagne zum neuen Calvin Klein-Duft "In2U" (kein Link;
Zusammenfassung hier) ja aus einem Grund wirklich interessant: Bisher wurde jeder Trend, jeder Kult, jeder Hype, der dem Underground entwachsen war, sofort von den Mechanismen des Kapitalismus vereinnahmt und dann gandenlos verkauft. Die Blogosphäre aber wehrt sich aktuell noch recht tapfer, diskutiert über Werbung und Firmenbindung, über Selbstbestimmung und Bloggermoral. Und ist sich ganz spannend uneinig. Vielleicht entscheidet sich unter den betroffenen A-Bloggern gerade die Marschrichtung der Blogossphäre für die nächste Zeit.
Ich bin link-faul, schaut mal bei
Sixtus,
Don Alphonso oder
Herrn Knüwer rein, da kann man dann weiter navigieren.