Donnerstag, 7. Juni 2007

Rock Am Ring '07 - Donnerstag (Tag 2)

Bamm! Dass mich erst die gegen mein Zelt geschleuderte Flasche weckt und nicht die Musik von G. und Co (die Truppe ist absolut professionell, offenbar feiern die Jungs in Schichten, so dass nur eine Stunde pro Nacht Ruhe ist) ist eigentlich ein Wunder. Als ich aus dem Zelt krieche, finde ich eine äußerst aktive Frauen-Flunky Ball-Mannschaft vor, der ich mich sogleich anschließe. Nach einigen Runden ist man bekannt, ich setze mich zu ihnen ins gegenüberliegende Camp und wir plauschen. Die Mädels sind durchweg Anfang bis Mitte 20, und ausnahmsweise keine Studenten, was äußerst angenehm daher kommt. Den Großteil des Tages verbringe ich bei den Ladys (und den wenigen anwesenden Jungs), und nach kurzer Zeit bekomme ich aus unerfindlichen Gründen den Spitznamen "Björn" verpasst. Wir grillen, die Mädels trinken Sekt aus einer halbierten Melone und ich rede mit K. über psychische Krankheiten. Gegen Nachmittag werde ich müde und entscheide mich für ein kleines Nickerchen, da ich mir vom Abend nach den vorangegangenen Erlebnissen noch einiges verspreche.

Ich werde am sehr frühen Abend von Geschrei wach: Die Onkelz-Fans von Gegenüber haben versehentlich irgendein brennbares Etwas vor mein Zelt geworfen, was bereits eine ansehnliche Rauchwolke in mein Zelt getrieben hat, als ich aufwache. So dumm die Aktion, so liebenswert erweisen sich die Tarnhosenträger beim Entschuldigen und Aufpeppeln mit Bier. Zum Böse sein gibts also keinen Grund. Ich besuche die Mädels, aber nachdem dort gerade Müdigkeit herrscht, gehe ich rüber zu G. und der Bierbong. Irgendwann gegen 22 Uhr ruft endlich B. an und fragt nach meinem Zeltplatz. Es dauert aber noch bis 24 Uhr, bis er und H. endlich die Reise aus meinem geliebten Hamburg bis in mein Camp geschafft haben. Ich begrüße beide in überschwenglicher Freude, ab jetzt gibts keinen Grund mehr zur Zurückhaltung. Wir machen uns also über die Biervorräte her und nach der Einpegelung beschließe ich, den anderen G. und seine Bande vorzustellen. Als wir ankommen, sind dort bereits gute 15 Mann und Frau versammelt, ich bin dicht und wir haben den Spaß unseres Lebens.

Und plötzlich bin ich mit L. im Gespräch, einer ganz zauberhaften und irgendwie reizvollen Bekannten von G. Wir reden und reden und reden, und plötzlich höre ich mich schüchtern fragen, ob sie mit mir in mein Zelt kommen möchte, ohne das ich Hintergedanken hätte, einfach nur so, wegen der Privatsphäre oder so (manchmal bin ich selbst im Nachhinein erstaunt, was für Ideen ich entwickle und äußere). Sie sagt ja, und plötzlich liegt unsere Kleidung neben uns. Sie zögert, weil wir uns doch erst ein paar Stunden kennen und hat Recht damit. Also liegen wir noch eine Weile verträumt Arm in Arm da, bis schließlich der Sandmann zu Besuch kommt.

Freitag (Tag 3)

Summer In The City

An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an alle, die uns Be.Good'ler gestern an der FH beim Sommerfest gesehen haben und mit uns einen fantastischen Abend zelebriert haben! Ihr seid die Größten, aber sowas von!

Mittwoch, 6. Juni 2007

Rock Am Ring '07 - Mittwoch (Tag 1)

Nachdem ich am Morgen noch schnell ein Psycho-Experiment hinter mich bringe, verlasse ich Trier gegen 12 Uhr im Zug Richtung Wittlich, wo ich mit H. und T. verabredet bin (T. hatte am selben Morgen noch eine Abi-Klausur). Das Gepäck ist im Vergleich zum Vorjahr überschaubar, ein schwerer Bier-Rucksack, die Reisetasche mit zumeist Kleidung, eine Ikeatasche voller Essen, Campingstuhl, Schlafsack und Isomatte. Trotz allem hagelt es selbstverständlich Alien-Blicke in Bus und Bahn.

In Wittlich laden wir kurz ein und fahren dann gen Ring, mehr als eine Stunde ist nicht eingeplant. H. hat eine Strecke über die Dörfer herausgesucht, um trickreich von unten am Ring anzugelangen und so mögliche Staus zu umgehen. Grundsätzlich sind wir aber hochmotiviert und rechnen 2 Stunden nach dem allgemeinen Öffnen der Zeltplätze mit einem Top-Platz für unser Lager.

Diesen Fantasien folgt vor Ort die Ernüchterung: Mittwoch 12 Uhr auf dem Zettel bedeutet in der Reallität, dass bereits ab Dienstag abend die ersten Verrückten anreisen und die besten Plätze belegen; die Zeltplätze sind offenbar zu dieser Zeit bereits offen.

Nach kurzer Erkundung der beiden Zeltplätze am Haupteingang entscheiden wir, es am oberen Ende des Rings zu versuchen, also bei den D-Plätzen. Bei D3, dem allerersten Zeltplatz entdecken wir direkt am Eingang eine Fläche, die für unsere vorerst 3 Zelte reichen müsste. Dummerweise liegt dort ein einsames Iglu-Zelt herum, dass wohl als Platzhalter fungiert. Nach kurzer Beratung fragen wir die Ordner, ob freihalten eingentlich erlaubt ist (bzw. machen klar, dass wir nicht der Meinung sind). Erstaunlicherweise interessiert die beiden netten Damen das wirklich, so dass auch der spontane Protest unserer zukünftigen Nachbarn unsere Niederlassung nicht mehr aufhalten kann (Die hatten ohnehin eine grob geschätzt Fußballfeldgroße Fläche nur zum Sitzen blockiert, so dass sich unser Midleid in Grenzen halten durfte).

In Windeseile ziehen wir die Zelte hoch und räumen unser Gepäck und alles ein, wovon und womit wir die nächsten Tage leben wollen. Wir holen uns schnell Bändchen, in der Schlange schnuppern wir bei einem ersten Bier Festivalstimmung, alle sind noch frisch, fit, aber schon betrunken genug, um eine super Stimmung zu machen. Dann fahren H. und T. erstmal allein zurück, beide wollen am Freitag zurückkommen, Prüfungen und Arbeit machen es anders nicht möglich.

Ich stelle meinen Stuhl auf und genieße die Aussicht auf Nachbarn und den Weg direkt am Zeltplatzeingang. Meinen ursprünglicher Plan, sich mit den verärgerten Nachbarn gut zu stellen, um nicht morgens eine verkohlte Zeltruine vorzufinden, verwerfe ich, nachdem ich sie eine Weile beobachtet habe... Dummköpfe wie sie in der Ring-Chronik klassischer nicht vorkommen könnten. Gegenüber laufen Tote Hosen und Onkelz, die zugehörige Mannschaft wirkt aber martialischer als sie ist (wie ich am nächsten Tag feststellen werde).

Nach einem Spaziergang über angrenzende Zeltplätze beschließe ich am Abend, die selbstverschuldete Isolation zu beenden. Da ich eh herausfinden will, wo die zweiten großen Musikmacher unseres überschaubaren Platzes wohnen. Dort angekommen lerne ich G. kennen, der zusammen mit zwei Kollegen ein noch leeres Camp für etwa 20 Mann verwaltet. Wir quatschen über Musik, er spendiert die eine oder andere Büchse, und als sein Kollege P. hinzustößt ud ich die äußerst professionelle Bierbong entdecke (G. arbeitet im Baumarkt), ist der Bann gebrochen. Plötzlich ist es beinahe Mitternacht und ich bin solide betrunken.

Alles was folgt, sind Fragmente: Ich bin bei einem Pavillon und quatsche mit einem Mädel und drei anderen Typen...BLACK... ich bin am Haupteingang, gute 2,5 Km zu Fuß, mit besagtem Mädel und einer Gruppe von ca. 10 Leuten...BLACK... ich laufe den Weg allein mit dem Mädel zurück...BLACK... das Mädel und ich sind in meinem Zelt, und sie fragt, ob ich noch jemanden mit drei Intimpiercings kenne. Ich verneine, erfühlt hatte ich zwei. Dann muss sie kotzen und ich bin auch durch den Alkoholschleier klar genug um zu wissen, dass das selbst für betrunkenen Festival-Sex ein NoGo ist. Kurz darauf geht/torkelt sie von dannen und ich falle in einen seligen Schlaf.

Donnerstag (Tag 2)

Montag, 4. Juni 2007

Schmutz-Tagebuch

Zurück. Ausführlicher Bericht folgt, wenn der Dreck die Poren verlassen hat und ich alles ein wenig sortiert habe. Ich denke, da ist einiges Aufschreibenswertes passiert.

Dienstag, 29. Mai 2007

Auszeit

Ich hasse Camping. Ungefähr alles was damit zutun hat. Das verschwitzte und enge Aufstehen auf 2 Quadratmetern zwischen ein paar Bahnen Plastik, die man freiwillig sein Zuhause nennt, das Duschen in den Münzkabinen, die dann irgendwie doch immer kalt sind, das Kleinbürgerliche, das aus jeder Pore und jedem Camper dringt, dieses typisch deutsch-doofe eben, wofür man sich immer so kräftig (fremd-)schämt.

Aber ab morgen kann ichs mir nicht anders vorstellen, Parallelwelt ich komme: Ich nehme bis Montag meinen Jahresurlaub bei Rock Am Ring, meine Seminare heißen ab da nur noch "Bieranalyse in der Welt 1.0", "Modernes Grillen verstehen" und "Internationales Headbanging". Wer was will, ich hab das Handy dabei, bin aber vermutlich beschäftigt, betrunken oder höre nichts dank der Creme des Rockzirkus'.

Bleibt mir gewogen, ich begebe mich derweil in eine Welt ohne Internet, dafür mit mächtig Schmutz, Nasenpiercings und verschwitzten Vorderleuten. For those about to rock, I salute you!

Montag, 28. Mai 2007

Massenkompatibel

Das ist zum heulen traurig-schön. So wahr, Rainald, so wahr. Vielleicht nicht alles für mich, aber für unsere kleine Welt. Der Mann ist einer der Letzten, die sich noch nicht ergeben haben.



via

Samstag, 26. Mai 2007

Hamburch City... seid ihr down!?

Da werden 97'er Erinnerungen wach. Meiner Ansicht nach ist Jan Delay als angenehm großmäuliger Chefstyler ne echt gute Nummer. Ich frag euch nur eins: Wie geil is das denn?

Desire II

"Ich liebe dich, weißt du? Das ist der Punkt. Kann ich mal den Aschenbecher haben?"

- Herr Lehmann

Donnerstag, 24. Mai 2007

Danke

Vielen Dank an alle Beteiligten, die eine wirklich feine Partey möglich gemacht haben! Ihr seid die Besten, so machht das wirklich Spaß!

Was bleibt

Es ist 2007 und ich habe Kopfschmerzen. Bert Brecht hat schon lange gefragt, wofür der Wind ist, herrlich in den Laubwipfeln. Es gibt Aufgaben, die zu erfüllen wärn. Sich nicht mehr casten lassen, vom Leben, das andere für einen erfunden haben. Nein sagend zur Jury, mit dem Effenberg im Anschlag. Im Fernsehen sind die Prostituierten und verkaufen Träume und Urschleim. Dazwischen und mittendrin suchen wir alle ein bisschen Nestwärme und spucken aus, wenn jemand vom Heiraten spricht. Drogen nehmen wir nicht mehr, oder nur manchmal, aber dann genug, um nicht in akuten Coolnessverdacht zu geraten. Wissen ist längst überbewertet, wir haben aufgehört zu wissen. Und überhaupt: so hatte ich das nicht bestellt, kann ich das umtauschen? - Du bist ganz bleich, fehlt dir was? Die Welt ist ok, und den Schmerz kann man wegficken. Was bleibt, ist die große Frage. Manchmal ist seltsam das bessere normal. Und Angst gibts sowieso genug im Supermarkt und die Hose muss schon zum Shirt passen, bitteschön. Keine Geschichte. Kein Ziel. Keinen Sinn. Nicht tragisch, mit unseren Beinen können wir so schnell laufen, dass das wohin seine Bedeutung verliert. Thomas Bernhard hätte...

Mittwoch, 23. Mai 2007

Partey

Lange keine Feier mehr veranstaltet. Mal sehen, wie viele Leute man in diese paar Räume kriegt! Hay una fiesta esta noche!

Sonntag, 20. Mai 2007

Desire

Woher kommt es nur, dieses massive, völlig irrationale und vielleicht gerade deshalb so menschliche Verlangen nach immer genau dem, was man gerade nicht hat oder haben kann?

Und wie durchbricht man dieses unglücksbringende Schema, wenn man jung ist und nunmal nicht viel außer seinem Verlangen, seinem Durst nach Mehr und Neu hat?

Naja

Ausgesprochen hat sie "heute", aber ich bin fast sicher, das sie im Grunde "ab jetzt wieder" gesagt hat. Naja.

Samstag, 19. Mai 2007

Schluss mit lustig

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via

ECHT WAHR!

Es gibt doch tatsächlich Leute, die benutzen "Ficken" und "Liebe machen" synonym.

Es gibt doch tatsächlich Leute, die sagen aus Überzeugung "der Blog".

Es gibt doch tatsächlich Leute, die studieren Jura und sind Attac-Mitglied.

Es gibt doch tatsächlich Leute, die vereinen Professionalität und Lockerheit ganz ungezwungen miteinander.

Es gibt doch tatsächlich Leute, die sind keine Vegetarier.

Es gibt doch tatsächlich Leute, die...

Freitag, 18. Mai 2007

Zeit, die verrinnt

Dieses Jahr werde ich einmal das verlorene Jahr nennen.

Montag, 14. Mai 2007

"Und seitdem ich das weiß... ist jeden Tag Sonntag!"

Kinder, Kinder, da passiert grade was... keine Ahnung, wo das noch hinführt, aber es herrscht vermehrte Endorphinausschüttung!

Sonntag, 13. Mai 2007

Casper

"Everybody knows somebody dead / That should be alive"

- Mother Tongue, Casper

An diesem Morgen schmeckte die Milch angebrannt. Es war der Morgen, an dem meine Mutter von P.'s Tod erfuhr. Irgendwann konnte sie es nicht mehr zurückhalten und brach in Tränen aus. "P. ist tot" sagte sie nur, und ich begriff wenig. Nicht, dass die Babysitterin, die öfter auf mich und meinen Bruder aufgepasst hatte, nicht mehr kommen würde. Nicht, dass meine Mutter jemanden verloren hatte, um den sie sich lange gekümmert hatte. Nur, dass die Milch angebrannt schmeckte an diesem Morgen.

***

Ich sehe uns noch manchmal die Straße entlanggehen, etwa drei Kreuzungen entfernt von unserem Haus, ganz nahe bei Bäcker Schulze, wo wir Süßigkeiten kauften, und den es heute schon lange nicht mehr gibt. Wir waren drei oder vier Jungs, aber ich weiß nur noch seinen Namen, S.. Es war früher Abend, Herbst vielleicht, und S. sang ein pubertäres Lied, angelehnt an ein Laternenlied: "Ich geh mit meiner Laterne, und meine Laterne mit mir, dort oben bumsen die Sterne, und unten bumsen wir. Mein Sack ist leer, ich kann nicht mehr, rapimmel, rapammel, rapumm." Wir waren 11 oder 12 und keiner von uns hatte im Ansatz mit Sex zutun gehabt. Mir war es schrecklich peinlich, ich war noch sehr schüchtern, und hatte das Gefühl, jeden Moment müsste jemand auf die Straßen stürmen und uns zurechtweisen. Aber S. sang in endloser Wiederholung das kleine Lied.
Zwei Jahre später warf ich eine kleine handvoll Sand auf einen dunkelbraunen Sarg. Es war ein Autounfall, wie er jeden Tag passiert.

***

Ich war zu feige und habe nicht gefragt. Ich kannte die Geschichten nur aus der Erzählung meiner Mutter: Westfront, Ostfront, russisches Gefangenenlager, Flucht, amerikanisches Gefangenenlager. Nie habe ich ihn über diese Zeit reden hören, auch, wenn es dazu wohl nur wenig Momente gegeben hätte. Mein Onkel, der sich schon lange vorher mit ihm überworfen hatte, hatte einmal erzählt, dass er nach dem Krieg ein anderer gewesen sei, gebrochen vielleicht. Tatsächlich habe ich den Choleriker aus den Geschichten meiner Mutter nie erlebt. Ich weiß nicht, ob er glücklich gewesen ist. Ich weiß nicht, was er gedacht hat, wie er die Welt gesehen hat. Ich habe ja nie gefragt. Mit ihm ist auch ein kleines Stück meiner eigenen Geschichte gegangen. Die Krankheit war schon fortgeschritten, es war absehbar, und kam dann doch überraschend. Meine Mutter sagte, sie habe ihn noch gesehen, er habe ganz friedlich da gelegen. Ich wäre gern bei ihr gewesen. Ich war nicht bei ihr. Und ich habe einfach nie gefragt.

Freitag, 11. Mai 2007

Was für Nervenstränge soll'n das denn sein und wer wischt das Blut weg

Solche Abende müsten Pflaster aufgeklebt bekommen, damit sich eine Kruste bilden kann, und nicht das Blut weiter rumsuppt. Irre, was manchmal passieren kann, die Party im klassischen Sinne ist völlig an mir vorbei gegangen, ich war einmal kurz tanzen, hab maximal 2 Bier getrunken... aber es war, auf seine verquere Art und Weise, ein fantastischer Abend, durch meine Augen gesehen. Und seine Geschichte ist noch nicht zu Ende...

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