...gedacht...

Montag, 14. September 2009

Wahl-Wut (III) - Der Gewinner-Wähler

Der Gewinner-Wähler
Profil: Überwiegend männlich, ist durch sein Konsumverhalten für 3/4 aller (Mode-)Trends verantwortlich, mag Monopoly und MenschÄrgerDichNicht, sagt und denkt Konformistisches wie "So isses halt!" oder "Man muss sehen, wo man bleibt!", FC-Bayern-Fan, hat nicht selten BWL abgebrochen oder eine Banklehre gemacht.

Die Wut: Eigentlich wäre der Gewinner-Wähler ein guter FDP-Wähler. Leider fehlt es ihm dafür an politischem Bewusstsein und an Rückrat, weswegen er verhältnismäßig desinteressiert am Ende sein Kreuz da macht, wo er nach Presseberichten und Umfragen die stärkste Partei oder Fraktion vermutet; da seine Mutlosigkeit tendenziell gut mit den Konservativen harmoniert, fällt er momentan im Wahlvolk wenig auf. Der Gewinner-Wähler denkt in Mehrheiten: "Wer die meisten Fürsprecher hat, muss richtig liegen" lautet seine einfache Weltsicht, die er gern mit der Evolutionstheorie mehr schlecht als recht begründet, falls ihm eine Begründung denn nötig erscheint. Denn wenn er trotz seiner 4- in Geschichte eines gelernt hat, dann, dass die Sieger nicht nur die Geschichte schreiben, sondern überhaupt die Ansagen machen. Der Gewinner-Wähler lebt völlig und ausschließlich im Jetzt. Er ist bereit, Argumente zu vergleichen, solange sie am selben Tag in der selben Zeitung stehen (die BILD druckt allerdings selten ausgewogene Berichterstattung); was Politiker über längere Zeiträume sagen, wo Widersprüche und 180°-Kehren stattfinden - das ist kein Thema für den Gewinnerwähler. Er will richtig stehen, und wo jetzt gerade alle stehen, kann es so falsch nicht sein. Dass die SPD abgebaut hat kommt ihm entgegen, nimmt es ihm doch die komplexen Spekulationen über den Wahlausgang ab. Am Wahlabend lehnt sich der Gewinner-Wähler entspannt zurück und badet in dem wohligen Gefühl, die Mehrheit einmal mehr auf seiner Seite zu haben.

Samstag, 12. September 2009

Wahl-Wut (I) - Die Öko-Konservativen

(Auch mal BILD-Überschriften machen)

Ich beginne heute mal, ungeordnet gegen Wahlvölker zu pöbeln, die in unserer Republik vertreten sind; je nachdem, wie viele mir einfallen, wird's ne Serie.

Die Öko-Konservativen
Profil: Im Schnitt Mitte 20 bis Anfang 40; im weiteren Sinne wohlhabender/bildungsbürgerlicher Herkunft; je nach Lage knapp noch keine oder bereits Kinder im einstelligen Alter; ihr Tempel ist der Bio-Laden um die Ecke; wählen schon immer "aus Überzeugung" die Grünen; tendenziell liebevoll und einfühlsam, dafür oft recht humorlos, erstrecht beim Thema "Mutter Erde"; machen im Prenzlberg, im Schanzenviertel oder in Sülz die Mieten kaputt.

Die Wut:
Kaum eine Gruppierung regt mich so auf, wie diese. Zum Beispiel, weil sich diese Leute immer noch als politisch links einstufen würden, obwohl ihre letzte linke Aktion war, die Mutter von Mustafa beim Jugendamt anzuschwärzen, weil es dort vier mal die Woche Fischstäbchen gibt. Dabei haben die Öko-Kons die Leistungsideale, die aus der Verkehrung der 68er entstanden sind, selbst bestens verinnerlicht (was sie nicht daran hindert, sich als Fortsetzung von '68 zu begreifen): Ideologisch regiert bei ihnen ein neues Spießbürgertum, dessen Religion das gute Essen ist (der wohl unpolitischste Lebensbereich, klammerte man den Hungerstreik aus). Politik und Kultur nimmt man aufmerksam zur Kenntnis (Lesen ist den Öko-Kons heilig; Kochbücher sind die Bibel), das Engagement endet jedoch mit der Quartalsspende an Amnesty. Stattdessen kümmert man sich aufopferungsvoll um die Familie (die Familie steht bei den Öko-Kons vor allem, sobald Kinder da sind, sogar vor gutem Essen), und verachtet ein bisschen alle, die das nicht genauso machen; denn ihre Kinder sind den Öko-Kons Könige und Heilige (sie sind gewissermaßen die Wachablösung der Kochbücher). So lebt man in seinem modernen Biedermeiertum vor sich hin, ohne sich besonders intensiv am Leben außerhalb der eigenen Blase zu beteiligen. Finanziell ist man längst in der Unabhängigkeit angelangt, BAFöG ist zurückgezahlt (falls die Mutter der Familie nicht nebenbei wieder oder erstmals studiert), man hat geerbt oder das Erbe ein stückweit vorgezogen bekommen; jedenfalls ist Geld kein drängendes Thema. "Krise" bedeutet in dieser Welt, die absurd überteuerten Babyprodukte mal gegen die zweitbesten austauschen zu müssen, wenn der Mann 3-6 Monate Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit zu überbrücken hat (wobei beides unwahrscheinlich ist, da er als Ingenieur für regenerative Energien/Umweltanwalt in einer mittelgroßen Kanzlei/Öko-Spielzeug-Designer davon kaum betroffen sein wird). Trotzdem sagen sie mit dem Masochismus des aufgeklärten politischen Individuums eklig Selbstbeweihräucherndes wie "Wenn man soviel Glück gehabt hat wie wir, muss man auch an andere Menschen denken"; die "anderen Menschen" sitzen aber grundsätzlich weit weg in Afrika oder Vorderasien, wo man keine Angst haben muss, dass ihr Anblick einem den schönen italienischen Abend mit Malfatti und Tiramisu ruiniert, weil man sich selbst in seinem politischen Bewusstsein suhlen muss. Passiert ein Öko-Kon in der Fußgängerzone die Bettelmafia, presst er die Einkaufstüte/Handtasche eng an die Kunstlederjacke und geht mit diszipliniert geradeaus gerichteten Augen vorbei, um einige Meter entfernt erleichtert aufzuseufzen.

All das wäre irgendwie zu verkraften (und die Schnittmenge mit "guten" Leuten ist unübersehbar), wenn die Öko-Kons nicht ein erstaunliches Sendungsbewusstsein mitbringen würden: Man kann nur in ihrem Referenzrahmen mit ihnen kommunizieren, alles außerhalb interessiert sie nicht oder wird misstrauisch beäugt, wenn nicht gleich als Unsinn abgetan. Sie leben nach innen, nicht nach außen, als Traditionalisten bewahren sie, anstatt zu schaffen.

Sie werden auch Ende September wieder Grün wählen. "Aus Überzeugung". Wie verstockt, verkrustet, weltfremd sie bereits sind, dass sie die modernen Biedermeier darstellen und längst viel konservativer als ihre eigenen Eltern gworden sind, obwohl sie schonmal im Berghain bis 16 Uhr getanzt haben und ihren Zöglingen sogar ab und an McDonalds erlauben - das kriegen sie nicht mehr mit. Weil sie es nicht müssen: Es gibt ja genug wie sie. Uff.

Sonntag, 16. August 2009

Bald ist Zahlen-Tag

Gegen die endlose, bleierne Ödnis der Statistik erscheint mir die Mathematik auf einmal wie ein schillerndes Blumenmeer.

Montag, 15. Juni 2009

Ihr Krisenschwindler

"Achso. Na, dann...". Dachte ich, als ich im Spiegel las, dass die ganze Herumstudiererei so gar nichts bringen soll. Weil man als junger, flexibler Berufseinsteiger mit Auslandserfahrung und Top-Noten sowieso Monate und Jahre der Arbeitslosigkeit sicher hat...

Vor zehn Jahren konnte man den Spiegel zumindest noch lesen, wenn auch nicht immer für voll nehmen. Heute braucht er den Vergleich in Sachen Titten und platte Meinungsmache mit direkten (Focus, Stern) und indirekten (BILD) Konkurrenten wahrlich nicht mehr scheuen.

Vermutlich hätte eine ausgewogene, aufwendig recherchierte Geschichte aber die schöne Krisenstimmung in ihrer Gesamtheit kaputt gemacht.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Gehört verboten

Verdammte deutsche Verbotskultur! Liebe Senile in euren politisch gestifteten Ledersesseln: Irgendwann ist auch mal gut mit Entmündigung und Bevormundung! Aber klar, der selbstdenkende Mitbürger wählt euch ja schließlich nicht zuverlässig.

Montag, 18. Mai 2009

Endspiel, morgens

Wer macht sich nur je Gedanken, wie das Lied des frühen Vogels in den Ohren des Wurms klingt.

Freitag, 24. April 2009

An der dritten Station

An der dritten Station
beim dritten Mal
kam eine Erleichterung über mich
beim Verlassen
von Frankfurt.

Mittwoch, 15. April 2009

Positiv

Mir geht's soweit ganz gut. Praktikum läuft, Doppelbelastungen sind weitgehend runtergearbeitet, und vorhin habe ich Andrea Meier heimlich auf den Hintern geguckt bei der Arbeit im Kulturzeit-Studio beobachtet.

Also alles im Lot. Muss man manchmal auch mal erwähnen.

Sonntag, 5. April 2009

Digital egal

Ich blogge seit 2005, womit ich vermutlich schon kein Early Adopter mehr gewesen bin. Nach kurzer Skepsis war ich dann auch tatsächlich überwältigt vom Web 2.0, den unbegrenzten Möglichkeiten der Interaktion, die ja gerade den männlichen Spieltrieb zeitweise gut bedienen. Ich habe mich umgesehen, viele gute Schreiber entdeckt, Blogs als Teil des Medienbetriebs in meine eigene Rezeption integriert.

Und jetzt, dreineinhalb Jahre nach dem Erstkontakt, bin ich manchmal einfach nur müde. Weil nichts passiert, was Euphorie rechtfertigen würde, weil die letzte massentaugliche Innovation das sinnentleerte Twitter gewesen sein soll, weil die Form den Inhalt mittlerweile komplett besiegt zu haben scheint. Was, wohlgemerkt, nicht auf die vielen cleveren Schreiber im Untergrund gemünzt ist, sondern die Alpha-Generation von Bloggern, die digitale Bohème, die Aushängeschilder der Veränderung, die die Brücke über den Digital Divide sein wollte. Die sich im stetigen Fluss von eigentlich digitalem Nichts eingerichtet hat, und ohne jeden Drive in die digitale Konterrevolution treibt. Digital egal.

Weshalb ich dann auch den folgenden Beitrag von Don Alphonso sowas von unterschreiben kann (und ich gehöre wahrlich nicht zu den Freunden des "Edel-Trolls der Blogossphäre"). Hier hat er aber zurecht im richtigen Ton auf die richtige Sache geschossen. Auch Malte Welding spottet zurecht.

Ich jedenfalls fühle mich zu alt, um ohne Anlass über die technischen Möglichkeiten, die Webciete, oder das drölfzigste Zusammenwachsen von irgendwas mit irgendwas begeistert sein zu können. Am Ende alles Kunstwörter, hippe Leere, ein unaufhörlicher Strom von Geplapper ohne Grund - die Blogosphäre lebt. Nur weiß keiner, warum und wofür.

Sonntag, 22. März 2009

Kurz festgestellt (I)

Das Internet ist eine alte Pissnelke. (Würde ich Twittern, hätte ich das getwittert. Mache ich aber ja gottseidank nicht.)

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1000 Songs
Madrid 2007-2008
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