Zu Gast bei Verwirrten?
Die WM ist vorbei, und ich ziehe hier über ein Thema Bilanz, das mich schon einige Wochen beschäftigt: Nationalgefühl, Flaggenwahn, Deutschlandparty.
Zwei Sorten Menschen sind mir (real, in Zeitungen und Zeitschriften, im Internet oder aus Erzählungen) in den letzten vier Wochen hauptsächlich begegnet:
Die Einen, die dauerbeflaggt das neue Wir-Gefühl feierten, und die WM zum Anlass nahmen, seeehr stolz auf Deutschland, die Deutschen und sich selbst zu sein. Von positivem Nationalgefühl und dem neuen Schwung im Land war da die Rede, irgendwie waren sie alle ganz verzaubert von dem herrschenden Enthusiasmus; besoffen von schwarz--rot-gold.
Und es gab die Anderen: Sie waren die Mahner, die Gift und Galle auf das "nationalistische Gehabe" spuckten, Fussball natürlich sehr gern, aber das Event in all seinen Ausprägungen (Public Viewing, betrunkene Massen, Deutschlandfahnen auf und an allem...) nicht mochten. Mit ausdauernder Verachtunng wurden alle verbal als Idioten und Faschisten abgestraft, die es wagten, öffentlich Fussballlieder zu singen und (entgegen der Misanthropie und schlechten Laune der Kritiker) unbeschwert Spaß zu haben.
Das die Wahrheit, bzw. die gesunde Wahrnehmung des Ganzen irgendwo in der Mitte liegt, war zu erwarten.
Nach der Niederlage Deutschlands im Halbfinale zeigte sich schnell, wie stabil das neue Wir-Gefühl ist: kaum eine Flagge am nächsten Tag, hängende Mundwinkel, von Euphorie über das tolle Land keine Spur. Den vielen Verklärern und Populisten, die eben jenes Gefühl ausgerufen hatten (viele kühl berechnend auf den eigenen Vorteil schielend), mag entgangen sein, das es um etwas sehr simples ging: um Fussball. Wer auch immer es sich anders eingeredet haben mag, aber der Stolz und die Begeisterung bezogen sich immer auf die Nationalmannsschaft, "Wir" waren die ganze Zeit Klose, Podolski und Co.
Auch ich habe mich bemalt, bin trinkend, singend und feiernd auf öffentliche Plätze vor Leinwände gezogen und war nach dem Auftaktspiel begeistert von unserer Mannschaft, obwohl ich sonst kaum Fussball sehe. Nur habe ich immer Fussball, immer diese 11 Spieler gefeiert, nicht das Event WM, nicht das Land, das sie ausrichtet, nicht diese ominöse Volksgruppe der "Deutschen".
Das manchen der überbordende Stolz ihrer Mitbürger auf die Nerven gegangen ist, mag verständlich sein. Und einige haben sicherlich auch die WM als Anlass genommen, ihr verkümmertes Selbstbewusstsein mit Nationalismus wieder aufzupolieren. Aber grundsätzlich alles mies zu machen, was die WM einem angeboten hat, finde ich dann auch wieder unangemessen. Nichts ist verwerflich daran, wenn Deutsche gemeinsam gute Laune haben und feiern. Nur sollte ihnen eben klar sein, dass sie dazu nicht den Anlass "Deutschland" brauchen. Stolz sein kann man auf viele Dinge in diesem Land, nur eben auf das Land selbst (dieses nicht greifbare, komplexe Etwas) meiner Ansicht nach eben nicht. Wo andere das Ende der "typisch deutschen Miesepetrigkeit" sehen, erkenen ich genau die deutscheste aller Eigenschaften in den letzten 60 Jahren: Das Thematisieren des "Deutsch sein". Dass Große Mengen von Menschen mit Nationalsymbolen herumliefen, konnten die Moralwächter nur als Nationalismus oder Zeichen für ein neues positiveres Deutschlandbild deuten; abseits dieser Extreme fiel offenbar niemandem etwas ein, vielleicht, weil es nicht kontrovers oder bahnbrechend genug gewesen wäre, einfach nur Fussball als Grund zu nennen, vielleicht, weil sich daraus nicht (mehr) genug Kapital schlagen ließ.
Ich lebe gern hier, in diesem Deutschland. Aber ich bin nicht stolz auf dieses Land. Weil ich nicht wahllos stolz bin. Nicht stolz auf Sozialabbau, nicht stolz auf Neo-Nazis, nicht stolz auf den faulen Installateur, der meine Dichtung nicht ordentlich ersetzt hat. Alles das ist Deutschland; wer auf Deutschland stolz ist, schliesst hunderte, tausende Dinge ein, die er in Wirklichkeit bestenfalls unschön findet. Stolz bin ich auf Goethe's Literatur, Willy Brandt's Kniefall, die Fürsorge meiner Mutter. Den Begriff Deutschland benutze ich dabei bestenfalls alls geographische Angabe oder als geschichtliches Gebilde. Für all diese Dinge, auf die ich stolz bin, trägt kein Land die Verantwortung, diese Dinge bilden nur am Ende das Land.
Daher sage ich nochmal: seid stolz auf eure Mannschaft, Leute! Feiert sie und euch, aber verwechselt nicht Fussballbegeisterung mit Vaterlandsliebe.
Und an die "Anti-Deutschen": vor lauter blindem Verurteilen ist euch entgangen, das 4 Wochen lang eine sehr gute Stimmung in diesem Land herrschte. Und das darf man in diesem Fall auch mal gut finden. Genug normale Leute haben einfach eine gute Zeit gehabt, ohne sich ständig den Kopf zu zerbrechen, was für ein Symbol sie (inter-)national setzen. Nicht kopflos, aber mit genau der Lockerheit, wie sie angebracht war. Manchmal muss man seine Skepsis überwinden.
Zwei Sorten Menschen sind mir (real, in Zeitungen und Zeitschriften, im Internet oder aus Erzählungen) in den letzten vier Wochen hauptsächlich begegnet:
Die Einen, die dauerbeflaggt das neue Wir-Gefühl feierten, und die WM zum Anlass nahmen, seeehr stolz auf Deutschland, die Deutschen und sich selbst zu sein. Von positivem Nationalgefühl und dem neuen Schwung im Land war da die Rede, irgendwie waren sie alle ganz verzaubert von dem herrschenden Enthusiasmus; besoffen von schwarz--rot-gold.
Und es gab die Anderen: Sie waren die Mahner, die Gift und Galle auf das "nationalistische Gehabe" spuckten, Fussball natürlich sehr gern, aber das Event in all seinen Ausprägungen (Public Viewing, betrunkene Massen, Deutschlandfahnen auf und an allem...) nicht mochten. Mit ausdauernder Verachtunng wurden alle verbal als Idioten und Faschisten abgestraft, die es wagten, öffentlich Fussballlieder zu singen und (entgegen der Misanthropie und schlechten Laune der Kritiker) unbeschwert Spaß zu haben.
Das die Wahrheit, bzw. die gesunde Wahrnehmung des Ganzen irgendwo in der Mitte liegt, war zu erwarten.
Nach der Niederlage Deutschlands im Halbfinale zeigte sich schnell, wie stabil das neue Wir-Gefühl ist: kaum eine Flagge am nächsten Tag, hängende Mundwinkel, von Euphorie über das tolle Land keine Spur. Den vielen Verklärern und Populisten, die eben jenes Gefühl ausgerufen hatten (viele kühl berechnend auf den eigenen Vorteil schielend), mag entgangen sein, das es um etwas sehr simples ging: um Fussball. Wer auch immer es sich anders eingeredet haben mag, aber der Stolz und die Begeisterung bezogen sich immer auf die Nationalmannsschaft, "Wir" waren die ganze Zeit Klose, Podolski und Co.
Auch ich habe mich bemalt, bin trinkend, singend und feiernd auf öffentliche Plätze vor Leinwände gezogen und war nach dem Auftaktspiel begeistert von unserer Mannschaft, obwohl ich sonst kaum Fussball sehe. Nur habe ich immer Fussball, immer diese 11 Spieler gefeiert, nicht das Event WM, nicht das Land, das sie ausrichtet, nicht diese ominöse Volksgruppe der "Deutschen".
Das manchen der überbordende Stolz ihrer Mitbürger auf die Nerven gegangen ist, mag verständlich sein. Und einige haben sicherlich auch die WM als Anlass genommen, ihr verkümmertes Selbstbewusstsein mit Nationalismus wieder aufzupolieren. Aber grundsätzlich alles mies zu machen, was die WM einem angeboten hat, finde ich dann auch wieder unangemessen. Nichts ist verwerflich daran, wenn Deutsche gemeinsam gute Laune haben und feiern. Nur sollte ihnen eben klar sein, dass sie dazu nicht den Anlass "Deutschland" brauchen. Stolz sein kann man auf viele Dinge in diesem Land, nur eben auf das Land selbst (dieses nicht greifbare, komplexe Etwas) meiner Ansicht nach eben nicht. Wo andere das Ende der "typisch deutschen Miesepetrigkeit" sehen, erkenen ich genau die deutscheste aller Eigenschaften in den letzten 60 Jahren: Das Thematisieren des "Deutsch sein". Dass Große Mengen von Menschen mit Nationalsymbolen herumliefen, konnten die Moralwächter nur als Nationalismus oder Zeichen für ein neues positiveres Deutschlandbild deuten; abseits dieser Extreme fiel offenbar niemandem etwas ein, vielleicht, weil es nicht kontrovers oder bahnbrechend genug gewesen wäre, einfach nur Fussball als Grund zu nennen, vielleicht, weil sich daraus nicht (mehr) genug Kapital schlagen ließ.
Ich lebe gern hier, in diesem Deutschland. Aber ich bin nicht stolz auf dieses Land. Weil ich nicht wahllos stolz bin. Nicht stolz auf Sozialabbau, nicht stolz auf Neo-Nazis, nicht stolz auf den faulen Installateur, der meine Dichtung nicht ordentlich ersetzt hat. Alles das ist Deutschland; wer auf Deutschland stolz ist, schliesst hunderte, tausende Dinge ein, die er in Wirklichkeit bestenfalls unschön findet. Stolz bin ich auf Goethe's Literatur, Willy Brandt's Kniefall, die Fürsorge meiner Mutter. Den Begriff Deutschland benutze ich dabei bestenfalls alls geographische Angabe oder als geschichtliches Gebilde. Für all diese Dinge, auf die ich stolz bin, trägt kein Land die Verantwortung, diese Dinge bilden nur am Ende das Land.
Daher sage ich nochmal: seid stolz auf eure Mannschaft, Leute! Feiert sie und euch, aber verwechselt nicht Fussballbegeisterung mit Vaterlandsliebe.
Und an die "Anti-Deutschen": vor lauter blindem Verurteilen ist euch entgangen, das 4 Wochen lang eine sehr gute Stimmung in diesem Land herrschte. Und das darf man in diesem Fall auch mal gut finden. Genug normale Leute haben einfach eine gute Zeit gehabt, ohne sich ständig den Kopf zu zerbrechen, was für ein Symbol sie (inter-)national setzen. Nicht kopflos, aber mit genau der Lockerheit, wie sie angebracht war. Manchmal muss man seine Skepsis überwinden.
DeDe - 12. Jul, 00:58
7 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Jenny (Gast) - 12. Jul, 12:40
Eigentlich wollte ich nie einen Kommentar in den Blog schreiben...
Zu deinem eigentlichen Thema bezüglich Fußball-WM werde ich nicht viel zu sagen haben. Btw ich hatte mir auch die Fähnchen auf die Wange gemalt, fand das Public Viewing witzig. So Aussagen wie "ich bin stolz ein Deutscher zu sein" sind bisher nicht und werden wohl auch nie aus meinem Mund kommen. Ich bin stolz auf etwas das ich selbst geleistet, erreicht habe, nicht auf etwas so abstraktes wie mein Land oder meine Nationalität...
Doch auch wenn du die "Anti-Deutschen" in "Gänsefüßchen" setzt... Durch meine Arbeit (du weißt schon, Linke Szene in Frankfurt anschauen etc) weiß ich zufällig ziemlich genau was Antideutsch bedeutet, bin mir nicht sicher ob du es weißt bzw hier in diesem Zusammenhang so nennen solltest. Gehe nämlich nicht davon aus, dass du damit unsere sehr linken, fast schon kommunistischen Israel-freunde meinst (*g* ui, dass ich diese Worte mal aneinander reihen würde).
Hier mal der Link zu einer Erklärung der Frankfurter Gruppe Sinistra: http://www.copyriot.com/sinistra/reading/antideutsch.html
Ansonsten, weißt ja das ich dein Blog gern lese, denke dass dies der einzige Kommentar meinerseits bleiben wird.
Doch auch wenn du die "Anti-Deutschen" in "Gänsefüßchen" setzt... Durch meine Arbeit (du weißt schon, Linke Szene in Frankfurt anschauen etc) weiß ich zufällig ziemlich genau was Antideutsch bedeutet, bin mir nicht sicher ob du es weißt bzw hier in diesem Zusammenhang so nennen solltest. Gehe nämlich nicht davon aus, dass du damit unsere sehr linken, fast schon kommunistischen Israel-freunde meinst (*g* ui, dass ich diese Worte mal aneinander reihen würde).
Hier mal der Link zu einer Erklärung der Frankfurter Gruppe Sinistra: http://www.copyriot.com/sinistra/reading/antideutsch.html
Ansonsten, weißt ja das ich dein Blog gern lese, denke dass dies der einzige Kommentar meinerseits bleiben wird.
DeDe - 12. Jul, 16:25
Tatsächlich wusste ich um die Bedeutung von Anti-Deutsch und habe es bewusst in Anführungsstriche gesetzt. Es sollte nur eine Zuspitzung sein, mit der eigentlichen Bedeutung der Wendung hatte ich hier nichts im Sinn.
0700fabsen00 - 12. Jul, 16:01
Ich glaube, diese zwei Sorten von Menschen sind einfach zu kategorisch, und in der von dir beschriebenen Ausprägung vor allem ein Bild, dass die Kolumnisten der üblichen Zeitungslandschaft heraufbeschworen haben.
Auf zwei Pole würde ich mich enventuell noch einlassen, denn dazwischen gibt es noch eine ganze Menge.
Der Dauerbeflaggte:
Dauerbeflaggt-mag sein.
Wirgefühl - scheinbar auch.
Aber stolz auf Deutschland den Staat, nicht das Team - ich meine nicht.
Indirekt stellst du das selbst ja auch fest - Von Euphorie nach der Wm, von Aufschwung im Land keine Spur!
Diese neue Vaterlandsliebe, oder wie auch immer man es nennen mag ist ein Hirngespinst diverser Kommentatoren, Politikern,und sonstigen eher externen Betrachtern wie du richtig sagst auch aus gewissem Eigennutz gewesen.
Sie sehen nicht, dass die Flagge hier pures Fanaccessoire, und eben (zum Glück) kein Patriotismussymbol ist, sondern müssen um ihrer eigenen Existenzberechtigung willen einen neuen Patriotismus ausmachen.
Außreißer gibt es hier natürlich immer. Den kleinen Mann, der auch mal auf etwas stolz sein kann, und der auch endlich so etwas wie Macht und Stärke verspürt, wenn er volltrunken, grölend und schwenkend durch die Straßen ziehen kann und sein kleines Licht an diesem Großereignis aufhellt wird es immer geben.
Der Untertan berauscht sich am Großereignis Kaiserbesuch und wird Teil eines großen Ganzen.
Genauso heterogen ist der andere Pol.
Der Deutschlandspucker:
Hier gibts es ohne Frage den absoluten, der beim kleinsten Keim von Patriotismus Ausschlag bekommt.
Meine Geschichtslehrerin hat mir 98 meine Flagge entrissen, mit der ich in den Unterricht eingezogen bin, darauf folgte eine Unterrichtseinheit die man in etwa mit dem Thema "Selbstgeißelung und Kasteiung als historische Pflicht jedes Deutschen" umreißen könnte.
Das die Kriegs- und Nachkriegsgenaeration ein solch gespaltenes Verhältnis zu Deutschland und seinen Symbolen hat ist verständlich.
Jedoch gibt es nicht nu diesen extremen "Ablehner" aus historisch-politischen gründen.
Ich zum Beispiel zähle mich zum "Ablehner" aus persönlichen Gründen.
Ich sehe ein schönes Spiel, kann mich an schönen Toren erfreuen, aber das wars dann auch.
Ich kann gegröhle und gesaufe nichts abgewinnen, erst recht nicht, wenn man sich selbst ja auch ein Stück weit für etwas feiert, zu dem man nichts beigetragen hat.
In die selbe Richtung geht auch mein Verständnis von Stolz, wie auch Jenny schon angefangen hat.
Frauen feiern da auf eine für mich viel nachvollziehbare Art, eben nicht so "männlich", mancher mag es auch primitiv nennen.
Es geht also nicht um die vermeintliche politische Intention, das "faschistische" oder was auch immer der "Feierer", auch nicht um schlechte Laune der "kritiker" , denn beides ist meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Ich kann dieser Debatte nicht viel abgewinnen.
Neue Patriotismuswelle - nicht vorhanden
Fans in allen Ausprägungen wie eh und je
Kritiker selbstverständlich auch.
Die einzige Neuigkeit ist für mich genau das Gegenteil der gegenwärtigen Diskussion um Stolz auf das Vaterland und neuen Patriotismus:
Ein endlich NORMALER Umgang mit Deutschland und seinen Symbolen!!
Von der Kunstdiskussion in den Medien abgesehen-Kein ständiges Hinterfragen, wenn Flaggen geschwenkt werden, da keine politische Intention mehr unterstellt wird.
Ein ungezwungener, unverkrampfter Umgang, den das Ausland begrüßt, und der in anderen Ländern (natürlich ist die Geschichte grundverschieden) selbstverständlich ist.
Das ist etwas, was Deutschland gut tut, und gesund ist.
Die zwanghafte, ständige Selbstgeißelei hat ein Ende, vergessen wird jedoch nicht.
Auf zwei Pole würde ich mich enventuell noch einlassen, denn dazwischen gibt es noch eine ganze Menge.
Der Dauerbeflaggte:
Dauerbeflaggt-mag sein.
Wirgefühl - scheinbar auch.
Aber stolz auf Deutschland den Staat, nicht das Team - ich meine nicht.
Indirekt stellst du das selbst ja auch fest - Von Euphorie nach der Wm, von Aufschwung im Land keine Spur!
Diese neue Vaterlandsliebe, oder wie auch immer man es nennen mag ist ein Hirngespinst diverser Kommentatoren, Politikern,und sonstigen eher externen Betrachtern wie du richtig sagst auch aus gewissem Eigennutz gewesen.
Sie sehen nicht, dass die Flagge hier pures Fanaccessoire, und eben (zum Glück) kein Patriotismussymbol ist, sondern müssen um ihrer eigenen Existenzberechtigung willen einen neuen Patriotismus ausmachen.
Außreißer gibt es hier natürlich immer. Den kleinen Mann, der auch mal auf etwas stolz sein kann, und der auch endlich so etwas wie Macht und Stärke verspürt, wenn er volltrunken, grölend und schwenkend durch die Straßen ziehen kann und sein kleines Licht an diesem Großereignis aufhellt wird es immer geben.
Der Untertan berauscht sich am Großereignis Kaiserbesuch und wird Teil eines großen Ganzen.
Genauso heterogen ist der andere Pol.
Der Deutschlandspucker:
Hier gibts es ohne Frage den absoluten, der beim kleinsten Keim von Patriotismus Ausschlag bekommt.
Meine Geschichtslehrerin hat mir 98 meine Flagge entrissen, mit der ich in den Unterricht eingezogen bin, darauf folgte eine Unterrichtseinheit die man in etwa mit dem Thema "Selbstgeißelung und Kasteiung als historische Pflicht jedes Deutschen" umreißen könnte.
Das die Kriegs- und Nachkriegsgenaeration ein solch gespaltenes Verhältnis zu Deutschland und seinen Symbolen hat ist verständlich.
Jedoch gibt es nicht nu diesen extremen "Ablehner" aus historisch-politischen gründen.
Ich zum Beispiel zähle mich zum "Ablehner" aus persönlichen Gründen.
Ich sehe ein schönes Spiel, kann mich an schönen Toren erfreuen, aber das wars dann auch.
Ich kann gegröhle und gesaufe nichts abgewinnen, erst recht nicht, wenn man sich selbst ja auch ein Stück weit für etwas feiert, zu dem man nichts beigetragen hat.
In die selbe Richtung geht auch mein Verständnis von Stolz, wie auch Jenny schon angefangen hat.
Frauen feiern da auf eine für mich viel nachvollziehbare Art, eben nicht so "männlich", mancher mag es auch primitiv nennen.
Es geht also nicht um die vermeintliche politische Intention, das "faschistische" oder was auch immer der "Feierer", auch nicht um schlechte Laune der "kritiker" , denn beides ist meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Ich kann dieser Debatte nicht viel abgewinnen.
Neue Patriotismuswelle - nicht vorhanden
Fans in allen Ausprägungen wie eh und je
Kritiker selbstverständlich auch.
Die einzige Neuigkeit ist für mich genau das Gegenteil der gegenwärtigen Diskussion um Stolz auf das Vaterland und neuen Patriotismus:
Ein endlich NORMALER Umgang mit Deutschland und seinen Symbolen!!
Von der Kunstdiskussion in den Medien abgesehen-Kein ständiges Hinterfragen, wenn Flaggen geschwenkt werden, da keine politische Intention mehr unterstellt wird.
Ein ungezwungener, unverkrampfter Umgang, den das Ausland begrüßt, und der in anderen Ländern (natürlich ist die Geschichte grundverschieden) selbstverständlich ist.
Das ist etwas, was Deutschland gut tut, und gesund ist.
Die zwanghafte, ständige Selbstgeißelei hat ein Ende, vergessen wird jedoch nicht.
Jo Pütz - 13. Jul, 03:31
nationalbewußter Fußball oder patriotistischer Sport? whatever
Ich zum Beispiel zähle mich zum "Ablehner" aus persönlichen Gründen.
Ich sehe ein schönes Spiel, kann mich an schönen Toren erfreuen, aber das wars dann auch.
Ich kann gegröhle und gesaufe nichts abgewinnen, erst recht nicht, wenn man sich selbst ja auch ein Stück weit für etwas feiert, zu dem man nichts beigetragen hat.
In die selbe Richtung geht auch mein Verständnis von Stolz, wie auch Jenny schon angefangen hat.
Frauen feiern da auf eine für mich viel nachvollziehbare Art, eben nicht so "männlich", mancher mag es auch primitiv nennen.
Es geht also nicht um die vermeintliche politische Intention, das "faschistische" oder was auch immer der "Feierer", auch nicht um schlechte Laune der "kritiker" , denn beides ist meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Damit intendiert Fabian genau meine Sichtweise der Dinge, mit der ich mich öfters in den letzen Wochen als Kritiker dieser nationalen Besoffenheit zum argen Mißfallen einiger zu Wort gemeldet habe.
Und am Ende ist mir auch aufgefallen, daß so mancher kein guter Verlierer ist, was die Diskussionen in den letzten Tagen über den Weltmeister Italien und Vize Frankreich belegt haben. Vor allem die Art und Weise, wie diese Diskussion hochgebauscht wurde.
Deutschland ist "Bronze"-Weltmeister. Wir sind gegen den Weltmeister unterlegen, kamen bis ins Halbfinale (wer rechnete noch ernsthaft zu Beginn der WM damit ? ) ... warum jetzt also wieder diese typisch deutsche Miesepeterigkeit?
Zugegebenermaßen, ich habe wenig Ahnung von Fußball und kann neben künstlichem Dauergegröle und Euphorie-Saufen ohnehin diesem Sport nichts abgewinnen. Nichts desto minder verbitte ich mir explizit, daß ich als Stimmungmiesmacher und Spaßbremse karikiert wurde. Spaß ist supi, wenn er sich aus dem eigenen Leben konstituiert. Etwas pervers, wenn beispielsweise die Euphorie eines Familienvaters beim Argentinien-Tor ungleich höher ist, als bei der Geburt seines eigenen Kindes. Natürlich gibt es Menschen, denen ihr eigenes Leben wenig Euphorie bietet und selbstverständlich sollen sie sich freuen, Spaß haben und Party machen. Aber das sämtliche Gesellschaftskreise über mehrere Wochen ihr eigenes Leben komplett ausblenden und sich in ein diffuses Wechselbad der Gefühle begeben, ist und bleibt mir persönlich schleierhaft - denn wo bitte schön bleibt ihr Leistungsbeitrag für den spielerischen Erfolg der Mannschaft jenseits der Fanomanie?
Ich wünschte mir, die Deutschen machen Party, weil es Sommer ist und sie das Leben genießen. Warum brauchen wir immer einen Anlaß um massengesteuert, quasi auf Knopfdruck in Stimmung sein zu müssen, analog dem Karneval - warum diese selbstverordnete Fröhlichkeit und dieses besinnungslose Beschwören eines angeblichen Wir-Gefühls?
Soweit ich in der Lage bin, mir ein Urteil via Begleitmedien (Radio, Zeitung) über den deutschen WM-Fußball gebildet zu haben,vertrete ich die Auffassung, daß die Mannschaft und insbesondere - der leider inzwischen zurückgetretene Bundestrainer - Jürgen Klinsmann eine tolle Leistung gezeigt haben, auf die ich allerdings gleich aus mehreren Gründen nicht stolz sein kann.
Vielleicht wieder mal der Kassandraruf eines Linkssozial-Libertären: ich kann auf nichts und niemanden stolz sein. Stolz kommt laut Duden aus dem Althochdeutschen und bedeutet ursprünglich hochmütig ("Dummheit und Stolz sind aus einem Holz").
Auf Goethe stolz sein, mutet mir witzig an. Reinster Zufall, daß dieses literarische Urgestein Deutscher ist (eigentlich ist er ja Frankfurter, bei seiner Geburt gab es noch die Kleinstaaterei).
Willy Brandts Ostpolitik finde ich großartig. Sein wenngleich inszenierter Kniefall kam wohl aus ehrlichem Herzen. Der SPD-Politiker schien davon überzeugt, was er da tat. Aber auch an Brandt gibt es eine Menge kritisch zu beleuchten, beispielsweise die Berufsverbote gegen angebliche Verfassungsfeinde aus den Reihen der 68er. Eine blanke Ungerechtigkeit mit falscher Signalwirkung nach meinem Dafürhalten.
Da einzelne Menschen in ihrem Wesen zumeist sehr heterogen sind, dienen sie mir auch nicht per se als Vorbilder.
Es gibt eine Handvoll Menschen in meinem Leben, denen ich eine Menge, ja alles, verdanke, dazu zähle ich zunächst mal meine Eltern, insbesondere meine Mutter. Ihr bin ich dankbar. Achte Ihre Lebensleistung. Eine Frau, die 57 Jahre alt wurde und sich Zeit ihres Lebens immer nur für andere aufgeopfert hat und der Familie über alles ging. Das, was ich heute bin, verdanke ich an erster Stelle meiner Mutter. Und dies werde ich ihr auch nie vergessen.
Zur Nationalismus- und Patriotismus-Debatte nur soviel: ich liebe dieses Land. Und weil ich es so liebe, übe ich die harsche Kritik (im Sinne von fortschrittlich-zukunftsbezogener Kraft), wo ich sie für angebracht halte, an allem, was mir an diesem Land mißfällt. Und dies ist schlechterdings eine ganze Menge. Und ja es gab diesen Negativ-Patriotismus: da haben einige Leute ihre Fahnen in der Innenstadt geschwenkt, sich beim Fall eines Tores mit der Hand auf die Brust geschlagen und inbrünstig die Deutschlandhymne angestimmt. Und ich leide NICHT unter Selbstkasteiei oder Selbstgeißelung, wenn ich mit dieser Hymne meine Probleme habe.
Favorisieren tue ich nach wie vor den Brecht-Text und wäre ebenso für eine andere Melodie. Dann werde auch ich wieder am Nationalfeiertag die Hymne anstimmen. Bis dahin schweige ich und lasse mir meinen individuellen Patriotismus von niemanden negieren.
Ich sehe ein schönes Spiel, kann mich an schönen Toren erfreuen, aber das wars dann auch.
Ich kann gegröhle und gesaufe nichts abgewinnen, erst recht nicht, wenn man sich selbst ja auch ein Stück weit für etwas feiert, zu dem man nichts beigetragen hat.
In die selbe Richtung geht auch mein Verständnis von Stolz, wie auch Jenny schon angefangen hat.
Frauen feiern da auf eine für mich viel nachvollziehbare Art, eben nicht so "männlich", mancher mag es auch primitiv nennen.
Es geht also nicht um die vermeintliche politische Intention, das "faschistische" oder was auch immer der "Feierer", auch nicht um schlechte Laune der "kritiker" , denn beides ist meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Damit intendiert Fabian genau meine Sichtweise der Dinge, mit der ich mich öfters in den letzen Wochen als Kritiker dieser nationalen Besoffenheit zum argen Mißfallen einiger zu Wort gemeldet habe.
Und am Ende ist mir auch aufgefallen, daß so mancher kein guter Verlierer ist, was die Diskussionen in den letzten Tagen über den Weltmeister Italien und Vize Frankreich belegt haben. Vor allem die Art und Weise, wie diese Diskussion hochgebauscht wurde.
Deutschland ist "Bronze"-Weltmeister. Wir sind gegen den Weltmeister unterlegen, kamen bis ins Halbfinale (wer rechnete noch ernsthaft zu Beginn der WM damit ? ) ... warum jetzt also wieder diese typisch deutsche Miesepeterigkeit?
Zugegebenermaßen, ich habe wenig Ahnung von Fußball und kann neben künstlichem Dauergegröle und Euphorie-Saufen ohnehin diesem Sport nichts abgewinnen. Nichts desto minder verbitte ich mir explizit, daß ich als Stimmungmiesmacher und Spaßbremse karikiert wurde. Spaß ist supi, wenn er sich aus dem eigenen Leben konstituiert. Etwas pervers, wenn beispielsweise die Euphorie eines Familienvaters beim Argentinien-Tor ungleich höher ist, als bei der Geburt seines eigenen Kindes. Natürlich gibt es Menschen, denen ihr eigenes Leben wenig Euphorie bietet und selbstverständlich sollen sie sich freuen, Spaß haben und Party machen. Aber das sämtliche Gesellschaftskreise über mehrere Wochen ihr eigenes Leben komplett ausblenden und sich in ein diffuses Wechselbad der Gefühle begeben, ist und bleibt mir persönlich schleierhaft - denn wo bitte schön bleibt ihr Leistungsbeitrag für den spielerischen Erfolg der Mannschaft jenseits der Fanomanie?
Ich wünschte mir, die Deutschen machen Party, weil es Sommer ist und sie das Leben genießen. Warum brauchen wir immer einen Anlaß um massengesteuert, quasi auf Knopfdruck in Stimmung sein zu müssen, analog dem Karneval - warum diese selbstverordnete Fröhlichkeit und dieses besinnungslose Beschwören eines angeblichen Wir-Gefühls?
Soweit ich in der Lage bin, mir ein Urteil via Begleitmedien (Radio, Zeitung) über den deutschen WM-Fußball gebildet zu haben,vertrete ich die Auffassung, daß die Mannschaft und insbesondere - der leider inzwischen zurückgetretene Bundestrainer - Jürgen Klinsmann eine tolle Leistung gezeigt haben, auf die ich allerdings gleich aus mehreren Gründen nicht stolz sein kann.
Vielleicht wieder mal der Kassandraruf eines Linkssozial-Libertären: ich kann auf nichts und niemanden stolz sein. Stolz kommt laut Duden aus dem Althochdeutschen und bedeutet ursprünglich hochmütig ("Dummheit und Stolz sind aus einem Holz").
Auf Goethe stolz sein, mutet mir witzig an. Reinster Zufall, daß dieses literarische Urgestein Deutscher ist (eigentlich ist er ja Frankfurter, bei seiner Geburt gab es noch die Kleinstaaterei).
Willy Brandts Ostpolitik finde ich großartig. Sein wenngleich inszenierter Kniefall kam wohl aus ehrlichem Herzen. Der SPD-Politiker schien davon überzeugt, was er da tat. Aber auch an Brandt gibt es eine Menge kritisch zu beleuchten, beispielsweise die Berufsverbote gegen angebliche Verfassungsfeinde aus den Reihen der 68er. Eine blanke Ungerechtigkeit mit falscher Signalwirkung nach meinem Dafürhalten.
Da einzelne Menschen in ihrem Wesen zumeist sehr heterogen sind, dienen sie mir auch nicht per se als Vorbilder.
Es gibt eine Handvoll Menschen in meinem Leben, denen ich eine Menge, ja alles, verdanke, dazu zähle ich zunächst mal meine Eltern, insbesondere meine Mutter. Ihr bin ich dankbar. Achte Ihre Lebensleistung. Eine Frau, die 57 Jahre alt wurde und sich Zeit ihres Lebens immer nur für andere aufgeopfert hat und der Familie über alles ging. Das, was ich heute bin, verdanke ich an erster Stelle meiner Mutter. Und dies werde ich ihr auch nie vergessen.
Zur Nationalismus- und Patriotismus-Debatte nur soviel: ich liebe dieses Land. Und weil ich es so liebe, übe ich die harsche Kritik (im Sinne von fortschrittlich-zukunftsbezogener Kraft), wo ich sie für angebracht halte, an allem, was mir an diesem Land mißfällt. Und dies ist schlechterdings eine ganze Menge. Und ja es gab diesen Negativ-Patriotismus: da haben einige Leute ihre Fahnen in der Innenstadt geschwenkt, sich beim Fall eines Tores mit der Hand auf die Brust geschlagen und inbrünstig die Deutschlandhymne angestimmt. Und ich leide NICHT unter Selbstkasteiei oder Selbstgeißelung, wenn ich mit dieser Hymne meine Probleme habe.
Favorisieren tue ich nach wie vor den Brecht-Text und wäre ebenso für eine andere Melodie. Dann werde auch ich wieder am Nationalfeiertag die Hymne anstimmen. Bis dahin schweige ich und lasse mir meinen individuellen Patriotismus von niemanden negieren.
Der Anti-Blog-Blog - 13. Jul, 13:22
Hm. An diesen vielen hier vor meinem Eintrag geschriebenen Worten lässt sich ein ganz bestimmtes Phänomen erkennen, dass ich nehme an 2002 begonnen hat, als Deutschland überraschend Vize-Weltmeister wurde.
Die großen Turniere der Fußballnationen werden wieder zum public interest. Menschen, die vorher nie länger WM oder EM schauten als es benötigte um "Scheiss Fußball" zu sagen schlanden sich, legen sich weitere schland- accessoires oder auch die einer anderen Nation ihrer Wahl an und werden auf einmal zu hingebungsvollen Fanatikern, die keine Minute verpassen und mit denen man auf einmal sogar über die Spiele reden kann.
Menschen, die noch nie selber gegen das Runde getreten hatten, erfreuen sich auf einmal an der Eleganz und Technik der (meisten? wenigen?) Profis.
All dies soll jetzt auf keinen Fall negativ gemeint sein. Auch ich bin nicht der Typ der das ganze Jahr keine Minute der Bundesliga verpasst. Alleine kann ich mir keine 10 Minuten eines Spiels ansehn, ich brauche immer Leute mit denen ich schimpfen und mich freuen kann. Und diese WM hat mir tausende solcher Leute "erschaffen".
Doch irgendwie hinterläßt diese ganze Euphorie ein zwiespältiges Gefühl bei mir zurück. Irgendwie kam mir das ganze teilweise so vor, als ob viele die WM dazu "benutzten" um endlich wieder die Nationalhymne singen, Flaggen schwenken und die Stolzigkeit auf ihr Schland herausschreien zu dürfen.
Mal abgesehen davon, dass ich von Nationalen Symbolen egal welcher Art und welcher Nation überhaupt nichts halte und die Nationalhymne in meinem Leben vielleicht 2 mal gesungen habe, weil ich denke, dass ich nur Deutscher bin weil meine Vorfahren zu faul waren noch n paar Kilometer weiter in den Süden zu ziehn.
Aber irgendwas bei dieser Bewegung, die von dieser WM ausging, macht mir...hm keine angst, aber lässt einen leichten Schauder zurück.
"verwechselt nicht Fussballbegeisterung mit Vaterlandsliebe." hat der Dennis gesagt. Ich glaube damit hat er genau den Punkt getroffen, der mir so unangenehm ist.
Was ich mich jedoch auch Frage, ist: Was machen diese ganzen Deutschen, die ihr Land durch Klinsi und die 06'er Elf wiederentdeckt haben oder die eben genannte dazu benutzt haben, ihr Land wiederentdecken zu dürfen, wenn die Nationalmannschaft in Zukunft wieder in altbekannte, bodenlose Formlöcher fällt?
Gibt es dann Revolutiää in Schland? Oder werden die Fahnen einfach weggeworfen, die Schlandung abgewaschen und die Accesoires inne Kiste geschlossen?
Bleibt abzuwarten. Ich bin gleichzeitig gespannt und verunsichert.
Die großen Turniere der Fußballnationen werden wieder zum public interest. Menschen, die vorher nie länger WM oder EM schauten als es benötigte um "Scheiss Fußball" zu sagen schlanden sich, legen sich weitere schland- accessoires oder auch die einer anderen Nation ihrer Wahl an und werden auf einmal zu hingebungsvollen Fanatikern, die keine Minute verpassen und mit denen man auf einmal sogar über die Spiele reden kann.
Menschen, die noch nie selber gegen das Runde getreten hatten, erfreuen sich auf einmal an der Eleganz und Technik der (meisten? wenigen?) Profis.
All dies soll jetzt auf keinen Fall negativ gemeint sein. Auch ich bin nicht der Typ der das ganze Jahr keine Minute der Bundesliga verpasst. Alleine kann ich mir keine 10 Minuten eines Spiels ansehn, ich brauche immer Leute mit denen ich schimpfen und mich freuen kann. Und diese WM hat mir tausende solcher Leute "erschaffen".
Doch irgendwie hinterläßt diese ganze Euphorie ein zwiespältiges Gefühl bei mir zurück. Irgendwie kam mir das ganze teilweise so vor, als ob viele die WM dazu "benutzten" um endlich wieder die Nationalhymne singen, Flaggen schwenken und die Stolzigkeit auf ihr Schland herausschreien zu dürfen.
Mal abgesehen davon, dass ich von Nationalen Symbolen egal welcher Art und welcher Nation überhaupt nichts halte und die Nationalhymne in meinem Leben vielleicht 2 mal gesungen habe, weil ich denke, dass ich nur Deutscher bin weil meine Vorfahren zu faul waren noch n paar Kilometer weiter in den Süden zu ziehn.
Aber irgendwas bei dieser Bewegung, die von dieser WM ausging, macht mir...hm keine angst, aber lässt einen leichten Schauder zurück.
"verwechselt nicht Fussballbegeisterung mit Vaterlandsliebe." hat der Dennis gesagt. Ich glaube damit hat er genau den Punkt getroffen, der mir so unangenehm ist.
Was ich mich jedoch auch Frage, ist: Was machen diese ganzen Deutschen, die ihr Land durch Klinsi und die 06'er Elf wiederentdeckt haben oder die eben genannte dazu benutzt haben, ihr Land wiederentdecken zu dürfen, wenn die Nationalmannschaft in Zukunft wieder in altbekannte, bodenlose Formlöcher fällt?
Gibt es dann Revolutiää in Schland? Oder werden die Fahnen einfach weggeworfen, die Schlandung abgewaschen und die Accesoires inne Kiste geschlossen?
Bleibt abzuwarten. Ich bin gleichzeitig gespannt und verunsichert.
chia (Gast) - 18. Jul, 16:02
viel wurde hier geschrieben über motive der deutschen sich der euphorie (die meiner meinung nach zum großen teil künstlich kreiiert war) hinzugeben. zwischen den zeilen meine ich eine position in den beträgen auch schon entdeckt zu haben, die ich hier noch mal aus meiner sicht darstelle. nämlich die position derjenigen, die das ganze als positives gemeinschaftserlebnis wahrgenommen haben, ohne völlig in eine nationalistisches wir-party oder eine historische wir-panik zu verfallen.
gemeinsames public viewing oder gemütliche runden vor dem fernseher mit freunden waren events. unternehmungen, die spass gemacht haben. fahnen wurden auf armen und wangen getragen, um zu signalisieren welche mannschaft man anfeuert, mit welcher man zittert und hofft. bier wurde getrunken, genauso wie man sonst in kneipen auch mal ein bier bestellt. bei toren für "unsere" jungs wurde gejubelt, bei gegentoren hände vor dem gesicht zusammengeschlagen.
so war meine wm. ich hatte in meinem leben vielleicht 15 spiele gesehen bisher. ich hatte keine ahnung vom fußball, kannte vor der wm die namen von 2 nationalspieler, jetzt kenne ich 6. nun habe ich einiges über fußball gerlent, mir ist die faszination die dieser sport auf manche ausübt klarer. fan bin ich immer noch nicht. aber ich hatte ne schöne zeit.
fußball ist seit ich denken kann der sport, der in deutschland (neben tennis) die meisten einschaltquoten, die höchsten gehälter etc verzeichnen kann. klar, dass das mobilisiert. dazu kommt eine entwicklung der freizeitgestaltung hin zum event-hopping, die die veranstalter des public viewing genutzt haben. da sind die deutschen opportunisten und haben ihren spaß daran.
die gröhlenden besoffnen teilzeit-fans sind sicher unschön für ohren und (manchmal) augen. ihnen jetzt aber überpatriotistische gedanken anzuhängen finde ich übertrieben. auch da gibt es sicherlich extreme, diese sind meiner meinung nach in der minderheit. was das bittere verhalten nach der wm angeht sollte man doch auch sehen, dass viele es eher humoristisch betreiben. wieder: mit extremen muss man rechnen.
die panikmacher und flaggenangsthasen liegen einfach nur falsch meiner ansicht nach. wie erwähnt: gesunder umgang mit symbolen. völlig legitim. (ich habe auch schon vor jahren beim eurovision song contest fahnen die wangen der public viewer zieren sehen)
gemeinsames public viewing oder gemütliche runden vor dem fernseher mit freunden waren events. unternehmungen, die spass gemacht haben. fahnen wurden auf armen und wangen getragen, um zu signalisieren welche mannschaft man anfeuert, mit welcher man zittert und hofft. bier wurde getrunken, genauso wie man sonst in kneipen auch mal ein bier bestellt. bei toren für "unsere" jungs wurde gejubelt, bei gegentoren hände vor dem gesicht zusammengeschlagen.
so war meine wm. ich hatte in meinem leben vielleicht 15 spiele gesehen bisher. ich hatte keine ahnung vom fußball, kannte vor der wm die namen von 2 nationalspieler, jetzt kenne ich 6. nun habe ich einiges über fußball gerlent, mir ist die faszination die dieser sport auf manche ausübt klarer. fan bin ich immer noch nicht. aber ich hatte ne schöne zeit.
fußball ist seit ich denken kann der sport, der in deutschland (neben tennis) die meisten einschaltquoten, die höchsten gehälter etc verzeichnen kann. klar, dass das mobilisiert. dazu kommt eine entwicklung der freizeitgestaltung hin zum event-hopping, die die veranstalter des public viewing genutzt haben. da sind die deutschen opportunisten und haben ihren spaß daran.
die gröhlenden besoffnen teilzeit-fans sind sicher unschön für ohren und (manchmal) augen. ihnen jetzt aber überpatriotistische gedanken anzuhängen finde ich übertrieben. auch da gibt es sicherlich extreme, diese sind meiner meinung nach in der minderheit. was das bittere verhalten nach der wm angeht sollte man doch auch sehen, dass viele es eher humoristisch betreiben. wieder: mit extremen muss man rechnen.
die panikmacher und flaggenangsthasen liegen einfach nur falsch meiner ansicht nach. wie erwähnt: gesunder umgang mit symbolen. völlig legitim. (ich habe auch schon vor jahren beim eurovision song contest fahnen die wangen der public viewer zieren sehen)
klubkatz - 1. Aug, 19:18
w e r b u n g
Herzliche Einladung zum Vortrag:
"German Identity and the World Cup"
(Dipl. Soz. Nicole Zillien und Thomas Lenz, M.A. - FBIV, Soziologie)
Freitag, 04.08.2006 um 15.30 Uhr, Gästeraum der Mensa
Der Vortrag findet im Rahmen eines Austauschs mit der Hamline-University (St. Paul, USA) statt, er ist öffentlich und Interessierte sind willkommen!
w e r b u n g
Herzliche Einladung zum Vortrag:
"German Identity and the World Cup"
(Dipl. Soz. Nicole Zillien und Thomas Lenz, M.A. - FBIV, Soziologie)
Freitag, 04.08.2006 um 15.30 Uhr, Gästeraum der Mensa
Der Vortrag findet im Rahmen eines Austauschs mit der Hamline-University (St. Paul, USA) statt, er ist öffentlich und Interessierte sind willkommen!
w e r b u n g
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