Ich glaube, diese zwei Sorten von Menschen sind einfach zu kategorisch, und in der von dir beschriebenen Ausprägung vor allem ein Bild, dass die Kolumnisten der üblichen Zeitungslandschaft heraufbeschworen haben.
Auf zwei Pole würde ich mich enventuell noch einlassen, denn dazwischen gibt es noch eine ganze Menge.
Der Dauerbeflaggte:
Dauerbeflaggt-mag sein.
Wirgefühl - scheinbar auch.
Aber stolz auf Deutschland den Staat, nicht das Team - ich meine nicht.
Indirekt stellst du das selbst ja auch fest - Von Euphorie nach der Wm, von Aufschwung im Land keine Spur!
Diese neue Vaterlandsliebe, oder wie auch immer man es nennen mag ist ein Hirngespinst diverser Kommentatoren, Politikern,und sonstigen eher externen Betrachtern wie du richtig sagst auch aus gewissem Eigennutz gewesen.
Sie sehen nicht, dass die Flagge hier pures Fanaccessoire, und eben (zum Glück) kein Patriotismussymbol ist, sondern müssen um ihrer eigenen Existenzberechtigung willen einen neuen Patriotismus ausmachen.
Außreißer gibt es hier natürlich immer. Den kleinen Mann, der auch mal auf etwas stolz sein kann, und der auch endlich so etwas wie Macht und Stärke verspürt, wenn er volltrunken, grölend und schwenkend durch die Straßen ziehen kann und sein kleines Licht an diesem Großereignis aufhellt wird es immer geben.
Der Untertan berauscht sich am Großereignis Kaiserbesuch und wird Teil eines großen Ganzen.
Genauso heterogen ist der andere Pol.
Der Deutschlandspucker:
Hier gibts es ohne Frage den absoluten, der beim kleinsten Keim von Patriotismus Ausschlag bekommt.
Meine Geschichtslehrerin hat mir 98 meine Flagge entrissen, mit der ich in den Unterricht eingezogen bin, darauf folgte eine Unterrichtseinheit die man in etwa mit dem Thema "Selbstgeißelung und Kasteiung als historische Pflicht jedes Deutschen" umreißen könnte.
Das die Kriegs- und Nachkriegsgenaeration ein solch gespaltenes Verhältnis zu Deutschland und seinen Symbolen hat ist verständlich.
Jedoch gibt es nicht nu diesen extremen "Ablehner" aus historisch-politischen gründen.
Ich zum Beispiel zähle mich zum "Ablehner" aus persönlichen Gründen.
Ich sehe ein schönes Spiel, kann mich an schönen Toren erfreuen, aber das wars dann auch.
Ich kann gegröhle und gesaufe nichts abgewinnen, erst recht nicht, wenn man sich selbst ja auch ein Stück weit für etwas feiert, zu dem man nichts beigetragen hat.
In die selbe Richtung geht auch mein Verständnis von Stolz, wie auch Jenny schon angefangen hat.
Frauen feiern da auf eine für mich viel nachvollziehbare Art, eben nicht so "männlich", mancher mag es auch primitiv nennen.
Es geht also nicht um die vermeintliche politische Intention, das "faschistische" oder was auch immer der "Feierer", auch nicht um schlechte Laune der "kritiker" , denn beides ist meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Ich kann dieser Debatte nicht viel abgewinnen.
Neue Patriotismuswelle - nicht vorhanden
Fans in allen Ausprägungen wie eh und je
Kritiker selbstverständlich auch.
Die einzige Neuigkeit ist für mich genau das Gegenteil der gegenwärtigen Diskussion um Stolz auf das Vaterland und neuen Patriotismus:
Ein endlich NORMALER Umgang mit Deutschland und seinen Symbolen!!
Von der Kunstdiskussion in den Medien abgesehen-Kein ständiges Hinterfragen, wenn Flaggen geschwenkt werden, da keine politische Intention mehr unterstellt wird.
Ein ungezwungener, unverkrampfter Umgang, den das Ausland begrüßt, und der in anderen Ländern (natürlich ist die Geschichte grundverschieden) selbstverständlich ist.
Das ist etwas, was Deutschland gut tut, und gesund ist.
Die zwanghafte, ständige Selbstgeißelei hat ein Ende, vergessen wird jedoch nicht.
nationalbewußter Fußball oder patriotistischer Sport? whatever
Ich zum Beispiel zähle mich zum "Ablehner" aus persönlichen Gründen.
Ich sehe ein schönes Spiel, kann mich an schönen Toren erfreuen, aber das wars dann auch. Ich kann gegröhle und gesaufe nichts abgewinnen, erst recht nicht, wenn man sich selbst ja auch ein Stück weit für etwas feiert, zu dem man nichts beigetragen hat.
In die selbe Richtung geht auch mein Verständnis von Stolz, wie auch Jenny schon angefangen hat.
Frauen feiern da auf eine für mich viel nachvollziehbare Art, eben nicht so "männlich", mancher mag es auch primitiv nennen. Es geht also nicht um die vermeintliche politische Intention, das "faschistische" oder was auch immer der "Feierer", auch nicht um schlechte Laune der "kritiker" , denn beides ist meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Damit intendiert Fabian genau meine Sichtweise der Dinge, mit der ich mich öfters in den letzen Wochen als Kritiker dieser nationalen Besoffenheit zum argen Mißfallen einiger zu Wort gemeldet habe.
Und am Ende ist mir auch aufgefallen, daß so mancher kein guter Verlierer ist, was die Diskussionen in den letzten Tagen über den Weltmeister Italien und Vize Frankreich belegt haben. Vor allem die Art und Weise, wie diese Diskussion hochgebauscht wurde.
Deutschland ist "Bronze"-Weltmeister. Wir sind gegen den Weltmeister unterlegen, kamen bis ins Halbfinale (wer rechnete noch ernsthaft zu Beginn der WM damit ? ) ... warum jetzt also wieder diese typisch deutsche Miesepeterigkeit?
Zugegebenermaßen, ich habe wenig Ahnung von Fußball und kann neben künstlichem Dauergegröle und Euphorie-Saufen ohnehin diesem Sport nichts abgewinnen. Nichts desto minder verbitte ich mir explizit, daß ich als Stimmungmiesmacher und Spaßbremse karikiert wurde. Spaß ist supi, wenn er sich aus dem eigenen Leben konstituiert. Etwas pervers, wenn beispielsweise die Euphorie eines Familienvaters beim Argentinien-Tor ungleich höher ist, als bei der Geburt seines eigenen Kindes. Natürlich gibt es Menschen, denen ihr eigenes Leben wenig Euphorie bietet und selbstverständlich sollen sie sich freuen, Spaß haben und Party machen. Aber das sämtliche Gesellschaftskreise über mehrere Wochen ihr eigenes Leben komplett ausblenden und sich in ein diffuses Wechselbad der Gefühle begeben, ist und bleibt mir persönlich schleierhaft - denn wo bitte schön bleibt ihr Leistungsbeitrag für den spielerischen Erfolg der Mannschaft jenseits der Fanomanie?
Ich wünschte mir, die Deutschen machen Party, weil es Sommer ist und sie das Leben genießen. Warum brauchen wir immer einen Anlaß um massengesteuert, quasi auf Knopfdruck in Stimmung sein zu müssen, analog dem Karneval - warum diese selbstverordnete Fröhlichkeit und dieses besinnungslose Beschwören eines angeblichen Wir-Gefühls?
Soweit ich in der Lage bin, mir ein Urteil via Begleitmedien (Radio, Zeitung) über den deutschen WM-Fußball gebildet zu haben,vertrete ich die Auffassung, daß die Mannschaft und insbesondere - der leider inzwischen zurückgetretene Bundestrainer - Jürgen Klinsmann eine tolle Leistung gezeigt haben, auf die ich allerdings gleich aus mehreren Gründen nicht stolz sein kann.
Vielleicht wieder mal der Kassandraruf eines Linkssozial-Libertären: ich kann auf nichts und niemanden stolz sein. Stolz kommt laut Duden aus dem Althochdeutschen und bedeutet ursprünglich hochmütig ("Dummheit und Stolz sind aus einem Holz").
Auf Goethe stolz sein, mutet mir witzig an. Reinster Zufall, daß dieses literarische Urgestein Deutscher ist (eigentlich ist er ja Frankfurter, bei seiner Geburt gab es noch die Kleinstaaterei).
Willy Brandts Ostpolitik finde ich großartig. Sein wenngleich inszenierter Kniefall kam wohl aus ehrlichem Herzen. Der SPD-Politiker schien davon überzeugt, was er da tat. Aber auch an Brandt gibt es eine Menge kritisch zu beleuchten, beispielsweise die Berufsverbote gegen angebliche Verfassungsfeinde aus den Reihen der 68er. Eine blanke Ungerechtigkeit mit falscher Signalwirkung nach meinem Dafürhalten.
Da einzelne Menschen in ihrem Wesen zumeist sehr heterogen sind, dienen sie mir auch nicht per se als Vorbilder.
Es gibt eine Handvoll Menschen in meinem Leben, denen ich eine Menge, ja alles, verdanke, dazu zähle ich zunächst mal meine Eltern, insbesondere meine Mutter. Ihr bin ich dankbar. Achte Ihre Lebensleistung. Eine Frau, die 57 Jahre alt wurde und sich Zeit ihres Lebens immer nur für andere aufgeopfert hat und der Familie über alles ging. Das, was ich heute bin, verdanke ich an erster Stelle meiner Mutter. Und dies werde ich ihr auch nie vergessen.
Zur Nationalismus- und Patriotismus-Debatte nur soviel: ich liebe dieses Land. Und weil ich es so liebe, übe ich die harsche Kritik (im Sinne von fortschrittlich-zukunftsbezogener Kraft), wo ich sie für angebracht halte, an allem, was mir an diesem Land mißfällt. Und dies ist schlechterdings eine ganze Menge. Und ja es gab diesen Negativ-Patriotismus: da haben einige Leute ihre Fahnen in der Innenstadt geschwenkt, sich beim Fall eines Tores mit der Hand auf die Brust geschlagen und inbrünstig die Deutschlandhymne angestimmt. Und ich leide NICHT unter Selbstkasteiei oder Selbstgeißelung, wenn ich mit dieser Hymne meine Probleme habe.
Favorisieren tue ich nach wie vor den Brecht-Text und wäre ebenso für eine andere Melodie. Dann werde auch ich wieder am Nationalfeiertag die Hymne anstimmen. Bis dahin schweige ich und lasse mir meinen individuellen Patriotismus von niemanden negieren.
Auf zwei Pole würde ich mich enventuell noch einlassen, denn dazwischen gibt es noch eine ganze Menge.
Der Dauerbeflaggte:
Dauerbeflaggt-mag sein.
Wirgefühl - scheinbar auch.
Aber stolz auf Deutschland den Staat, nicht das Team - ich meine nicht.
Indirekt stellst du das selbst ja auch fest - Von Euphorie nach der Wm, von Aufschwung im Land keine Spur!
Diese neue Vaterlandsliebe, oder wie auch immer man es nennen mag ist ein Hirngespinst diverser Kommentatoren, Politikern,und sonstigen eher externen Betrachtern wie du richtig sagst auch aus gewissem Eigennutz gewesen.
Sie sehen nicht, dass die Flagge hier pures Fanaccessoire, und eben (zum Glück) kein Patriotismussymbol ist, sondern müssen um ihrer eigenen Existenzberechtigung willen einen neuen Patriotismus ausmachen.
Außreißer gibt es hier natürlich immer. Den kleinen Mann, der auch mal auf etwas stolz sein kann, und der auch endlich so etwas wie Macht und Stärke verspürt, wenn er volltrunken, grölend und schwenkend durch die Straßen ziehen kann und sein kleines Licht an diesem Großereignis aufhellt wird es immer geben.
Der Untertan berauscht sich am Großereignis Kaiserbesuch und wird Teil eines großen Ganzen.
Genauso heterogen ist der andere Pol.
Der Deutschlandspucker:
Hier gibts es ohne Frage den absoluten, der beim kleinsten Keim von Patriotismus Ausschlag bekommt.
Meine Geschichtslehrerin hat mir 98 meine Flagge entrissen, mit der ich in den Unterricht eingezogen bin, darauf folgte eine Unterrichtseinheit die man in etwa mit dem Thema "Selbstgeißelung und Kasteiung als historische Pflicht jedes Deutschen" umreißen könnte.
Das die Kriegs- und Nachkriegsgenaeration ein solch gespaltenes Verhältnis zu Deutschland und seinen Symbolen hat ist verständlich.
Jedoch gibt es nicht nu diesen extremen "Ablehner" aus historisch-politischen gründen.
Ich zum Beispiel zähle mich zum "Ablehner" aus persönlichen Gründen.
Ich sehe ein schönes Spiel, kann mich an schönen Toren erfreuen, aber das wars dann auch.
Ich kann gegröhle und gesaufe nichts abgewinnen, erst recht nicht, wenn man sich selbst ja auch ein Stück weit für etwas feiert, zu dem man nichts beigetragen hat.
In die selbe Richtung geht auch mein Verständnis von Stolz, wie auch Jenny schon angefangen hat.
Frauen feiern da auf eine für mich viel nachvollziehbare Art, eben nicht so "männlich", mancher mag es auch primitiv nennen.
Es geht also nicht um die vermeintliche politische Intention, das "faschistische" oder was auch immer der "Feierer", auch nicht um schlechte Laune der "kritiker" , denn beides ist meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Ich kann dieser Debatte nicht viel abgewinnen.
Neue Patriotismuswelle - nicht vorhanden
Fans in allen Ausprägungen wie eh und je
Kritiker selbstverständlich auch.
Die einzige Neuigkeit ist für mich genau das Gegenteil der gegenwärtigen Diskussion um Stolz auf das Vaterland und neuen Patriotismus:
Ein endlich NORMALER Umgang mit Deutschland und seinen Symbolen!!
Von der Kunstdiskussion in den Medien abgesehen-Kein ständiges Hinterfragen, wenn Flaggen geschwenkt werden, da keine politische Intention mehr unterstellt wird.
Ein ungezwungener, unverkrampfter Umgang, den das Ausland begrüßt, und der in anderen Ländern (natürlich ist die Geschichte grundverschieden) selbstverständlich ist.
Das ist etwas, was Deutschland gut tut, und gesund ist.
Die zwanghafte, ständige Selbstgeißelei hat ein Ende, vergessen wird jedoch nicht.
nationalbewußter Fußball oder patriotistischer Sport? whatever
Ich sehe ein schönes Spiel, kann mich an schönen Toren erfreuen, aber das wars dann auch.
Ich kann gegröhle und gesaufe nichts abgewinnen, erst recht nicht, wenn man sich selbst ja auch ein Stück weit für etwas feiert, zu dem man nichts beigetragen hat.
In die selbe Richtung geht auch mein Verständnis von Stolz, wie auch Jenny schon angefangen hat.
Frauen feiern da auf eine für mich viel nachvollziehbare Art, eben nicht so "männlich", mancher mag es auch primitiv nennen.
Es geht also nicht um die vermeintliche politische Intention, das "faschistische" oder was auch immer der "Feierer", auch nicht um schlechte Laune der "kritiker" , denn beides ist meiner Meinung nach nicht vorhanden.
Damit intendiert Fabian genau meine Sichtweise der Dinge, mit der ich mich öfters in den letzen Wochen als Kritiker dieser nationalen Besoffenheit zum argen Mißfallen einiger zu Wort gemeldet habe.
Und am Ende ist mir auch aufgefallen, daß so mancher kein guter Verlierer ist, was die Diskussionen in den letzten Tagen über den Weltmeister Italien und Vize Frankreich belegt haben. Vor allem die Art und Weise, wie diese Diskussion hochgebauscht wurde.
Deutschland ist "Bronze"-Weltmeister. Wir sind gegen den Weltmeister unterlegen, kamen bis ins Halbfinale (wer rechnete noch ernsthaft zu Beginn der WM damit ? ) ... warum jetzt also wieder diese typisch deutsche Miesepeterigkeit?
Zugegebenermaßen, ich habe wenig Ahnung von Fußball und kann neben künstlichem Dauergegröle und Euphorie-Saufen ohnehin diesem Sport nichts abgewinnen. Nichts desto minder verbitte ich mir explizit, daß ich als Stimmungmiesmacher und Spaßbremse karikiert wurde. Spaß ist supi, wenn er sich aus dem eigenen Leben konstituiert. Etwas pervers, wenn beispielsweise die Euphorie eines Familienvaters beim Argentinien-Tor ungleich höher ist, als bei der Geburt seines eigenen Kindes. Natürlich gibt es Menschen, denen ihr eigenes Leben wenig Euphorie bietet und selbstverständlich sollen sie sich freuen, Spaß haben und Party machen. Aber das sämtliche Gesellschaftskreise über mehrere Wochen ihr eigenes Leben komplett ausblenden und sich in ein diffuses Wechselbad der Gefühle begeben, ist und bleibt mir persönlich schleierhaft - denn wo bitte schön bleibt ihr Leistungsbeitrag für den spielerischen Erfolg der Mannschaft jenseits der Fanomanie?
Ich wünschte mir, die Deutschen machen Party, weil es Sommer ist und sie das Leben genießen. Warum brauchen wir immer einen Anlaß um massengesteuert, quasi auf Knopfdruck in Stimmung sein zu müssen, analog dem Karneval - warum diese selbstverordnete Fröhlichkeit und dieses besinnungslose Beschwören eines angeblichen Wir-Gefühls?
Soweit ich in der Lage bin, mir ein Urteil via Begleitmedien (Radio, Zeitung) über den deutschen WM-Fußball gebildet zu haben,vertrete ich die Auffassung, daß die Mannschaft und insbesondere - der leider inzwischen zurückgetretene Bundestrainer - Jürgen Klinsmann eine tolle Leistung gezeigt haben, auf die ich allerdings gleich aus mehreren Gründen nicht stolz sein kann.
Vielleicht wieder mal der Kassandraruf eines Linkssozial-Libertären: ich kann auf nichts und niemanden stolz sein. Stolz kommt laut Duden aus dem Althochdeutschen und bedeutet ursprünglich hochmütig ("Dummheit und Stolz sind aus einem Holz").
Auf Goethe stolz sein, mutet mir witzig an. Reinster Zufall, daß dieses literarische Urgestein Deutscher ist (eigentlich ist er ja Frankfurter, bei seiner Geburt gab es noch die Kleinstaaterei).
Willy Brandts Ostpolitik finde ich großartig. Sein wenngleich inszenierter Kniefall kam wohl aus ehrlichem Herzen. Der SPD-Politiker schien davon überzeugt, was er da tat. Aber auch an Brandt gibt es eine Menge kritisch zu beleuchten, beispielsweise die Berufsverbote gegen angebliche Verfassungsfeinde aus den Reihen der 68er. Eine blanke Ungerechtigkeit mit falscher Signalwirkung nach meinem Dafürhalten.
Da einzelne Menschen in ihrem Wesen zumeist sehr heterogen sind, dienen sie mir auch nicht per se als Vorbilder.
Es gibt eine Handvoll Menschen in meinem Leben, denen ich eine Menge, ja alles, verdanke, dazu zähle ich zunächst mal meine Eltern, insbesondere meine Mutter. Ihr bin ich dankbar. Achte Ihre Lebensleistung. Eine Frau, die 57 Jahre alt wurde und sich Zeit ihres Lebens immer nur für andere aufgeopfert hat und der Familie über alles ging. Das, was ich heute bin, verdanke ich an erster Stelle meiner Mutter. Und dies werde ich ihr auch nie vergessen.
Zur Nationalismus- und Patriotismus-Debatte nur soviel: ich liebe dieses Land. Und weil ich es so liebe, übe ich die harsche Kritik (im Sinne von fortschrittlich-zukunftsbezogener Kraft), wo ich sie für angebracht halte, an allem, was mir an diesem Land mißfällt. Und dies ist schlechterdings eine ganze Menge. Und ja es gab diesen Negativ-Patriotismus: da haben einige Leute ihre Fahnen in der Innenstadt geschwenkt, sich beim Fall eines Tores mit der Hand auf die Brust geschlagen und inbrünstig die Deutschlandhymne angestimmt. Und ich leide NICHT unter Selbstkasteiei oder Selbstgeißelung, wenn ich mit dieser Hymne meine Probleme habe.
Favorisieren tue ich nach wie vor den Brecht-Text und wäre ebenso für eine andere Melodie. Dann werde auch ich wieder am Nationalfeiertag die Hymne anstimmen. Bis dahin schweige ich und lasse mir meinen individuellen Patriotismus von niemanden negieren.