Der Anti-Blog-Blog - 13. Jul, 13:22

Hm. An diesen vielen hier vor meinem Eintrag geschriebenen Worten lässt sich ein ganz bestimmtes Phänomen erkennen, dass ich nehme an 2002 begonnen hat, als Deutschland überraschend Vize-Weltmeister wurde.
Die großen Turniere der Fußballnationen werden wieder zum public interest. Menschen, die vorher nie länger WM oder EM schauten als es benötigte um "Scheiss Fußball" zu sagen schlanden sich, legen sich weitere schland- accessoires oder auch die einer anderen Nation ihrer Wahl an und werden auf einmal zu hingebungsvollen Fanatikern, die keine Minute verpassen und mit denen man auf einmal sogar über die Spiele reden kann.
Menschen, die noch nie selber gegen das Runde getreten hatten, erfreuen sich auf einmal an der Eleganz und Technik der (meisten? wenigen?) Profis.
All dies soll jetzt auf keinen Fall negativ gemeint sein. Auch ich bin nicht der Typ der das ganze Jahr keine Minute der Bundesliga verpasst. Alleine kann ich mir keine 10 Minuten eines Spiels ansehn, ich brauche immer Leute mit denen ich schimpfen und mich freuen kann. Und diese WM hat mir tausende solcher Leute "erschaffen".
Doch irgendwie hinterläßt diese ganze Euphorie ein zwiespältiges Gefühl bei mir zurück. Irgendwie kam mir das ganze teilweise so vor, als ob viele die WM dazu "benutzten" um endlich wieder die Nationalhymne singen, Flaggen schwenken und die Stolzigkeit auf ihr Schland herausschreien zu dürfen.
Mal abgesehen davon, dass ich von Nationalen Symbolen egal welcher Art und welcher Nation überhaupt nichts halte und die Nationalhymne in meinem Leben vielleicht 2 mal gesungen habe, weil ich denke, dass ich nur Deutscher bin weil meine Vorfahren zu faul waren noch n paar Kilometer weiter in den Süden zu ziehn.
Aber irgendwas bei dieser Bewegung, die von dieser WM ausging, macht mir...hm keine angst, aber lässt einen leichten Schauder zurück.
"verwechselt nicht Fussballbegeisterung mit Vaterlandsliebe." hat der Dennis gesagt. Ich glaube damit hat er genau den Punkt getroffen, der mir so unangenehm ist.
Was ich mich jedoch auch Frage, ist: Was machen diese ganzen Deutschen, die ihr Land durch Klinsi und die 06'er Elf wiederentdeckt haben oder die eben genannte dazu benutzt haben, ihr Land wiederentdecken zu dürfen, wenn die Nationalmannschaft in Zukunft wieder in altbekannte, bodenlose Formlöcher fällt?
Gibt es dann Revolutiää in Schland? Oder werden die Fahnen einfach weggeworfen, die Schlandung abgewaschen und die Accesoires inne Kiste geschlossen?
Bleibt abzuwarten. Ich bin gleichzeitig gespannt und verunsichert.

chia (Gast) - 18. Jul, 16:02

viel wurde hier geschrieben über motive der deutschen sich der euphorie (die meiner meinung nach zum großen teil künstlich kreiiert war) hinzugeben. zwischen den zeilen meine ich eine position in den beträgen auch schon entdeckt zu haben, die ich hier noch mal aus meiner sicht darstelle. nämlich die position derjenigen, die das ganze als positives gemeinschaftserlebnis wahrgenommen haben, ohne völlig in eine nationalistisches wir-party oder eine historische wir-panik zu verfallen.
gemeinsames public viewing oder gemütliche runden vor dem fernseher mit freunden waren events. unternehmungen, die spass gemacht haben. fahnen wurden auf armen und wangen getragen, um zu signalisieren welche mannschaft man anfeuert, mit welcher man zittert und hofft. bier wurde getrunken, genauso wie man sonst in kneipen auch mal ein bier bestellt. bei toren für "unsere" jungs wurde gejubelt, bei gegentoren hände vor dem gesicht zusammengeschlagen.
so war meine wm. ich hatte in meinem leben vielleicht 15 spiele gesehen bisher. ich hatte keine ahnung vom fußball, kannte vor der wm die namen von 2 nationalspieler, jetzt kenne ich 6. nun habe ich einiges über fußball gerlent, mir ist die faszination die dieser sport auf manche ausübt klarer. fan bin ich immer noch nicht. aber ich hatte ne schöne zeit.

fußball ist seit ich denken kann der sport, der in deutschland (neben tennis) die meisten einschaltquoten, die höchsten gehälter etc verzeichnen kann. klar, dass das mobilisiert. dazu kommt eine entwicklung der freizeitgestaltung hin zum event-hopping, die die veranstalter des public viewing genutzt haben. da sind die deutschen opportunisten und haben ihren spaß daran.

die gröhlenden besoffnen teilzeit-fans sind sicher unschön für ohren und (manchmal) augen. ihnen jetzt aber überpatriotistische gedanken anzuhängen finde ich übertrieben. auch da gibt es sicherlich extreme, diese sind meiner meinung nach in der minderheit. was das bittere verhalten nach der wm angeht sollte man doch auch sehen, dass viele es eher humoristisch betreiben. wieder: mit extremen muss man rechnen.
die panikmacher und flaggenangsthasen liegen einfach nur falsch meiner ansicht nach. wie erwähnt: gesunder umgang mit symbolen. völlig legitim. (ich habe auch schon vor jahren beim eurovision song contest fahnen die wangen der public viewer zieren sehen)

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