Donnerstag, 19. Juli 2007

Alive

Ich bin am Leben, ich habe es schriftlich. Ab jetzt sind wir unbesiegbar. Und den letzten Rest von irgendwas können wir wegtanzen.

Dienstag, 17. Juli 2007

Frage, Sinn

Ich habe eine Frage an dich: Warum bist du gerade jetzt, wo ich dich gebrauchen könnte, nicht hier?

Diagnose: Eintönigkeit

Bandini diagnostiziert der (Befindlichkeits-)Blogszene da etwas, was ich irgendwie nicht wegreden kann... macht nachdenklich.

Zeit, zu handeln.

Was für ein jämmerlicher Ausspruch.

Sprachwandel a.D.

Ach ÄDP, du sündhafte Blüte meines Studiums, meine Unschuld hast du mir geraubt. Wie viele lange Stunden habe ich mit dir verbracht, wie oft haben ich dich verflucht, nur um schon nach wenigen Tagen reuig wieder bei dir zu sein? Doch auch die spannungsreichste Zeit geht vorbei, unsere Wege trennen sich nun, du wirst Andere finden, die mit dir ihre Zeit verbringen, und besser als ich werden sie sein, glaube mir. Also sei nicht traurig und sag zum Abschied leise Servus!

Dein Dude

Dienstag, 10. Juli 2007

Kreationismus in Hessen

Noch nicht gewusst: Roland Koch ist nicht Hessens Vollhonk mit Alleinherrschaftsanspruch. Er ist nur der Obervollhonk einer gut organisierten Armee von Vollhonks (CDU). Gerade auf dem Sprung: Nachwuchs-Vollhonk und Kultusministerin von Hessen, Karin Wolff. Die gute Frau will da wohl allen ernstes die Schöpfungsgeschichte in Biologie (!!!) unterrichten lassen, unter anderem, weil es "erstaunliche Übereinstimmungen" zwischen Evolutionslehre und Schöpfungsgeschichte gäbe. Welch schillernde Blüten der Weltfremdheit und des Christ-Fundamentalismus eine ausgewachsene Geistesverwirrtheit doch hervorbringen kann!

Sonntag, 8. Juli 2007

Müde

Wenn der Wunsch nach Schlaf den Wunsch nach Essen, Sex oder Unterhaltung verdrängt, läuft etwas ungut.

Donnerstag, 5. Juli 2007

Wertvoll

Morgens um 11 Uhr noch den Rest Havanna Club direkt aus der Flasche trinken. Noch gerührt sein können, wenn jemand einem ein Lied spielt und singt. Menschen umarmen, weil man es gern möchte. Immer noch da sein, nach all der Zeit.

Dienstag, 3. Juli 2007

Theater, Theater

Der Körper ist am Limit, der Geist auch, aber alle Muskeln angespannt, alles voll fokussiert und ausgerichtet, die Bewegungen sind fließend, jetzt steuern wir nicht mehr, jetzt kämpfen wir nicht mehr, jetzt sind wir, finden statt.

Morgen ist Premiere.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Southside '07

Anstatt langem Bericht werfe ich hier nur mal ein paar Brocken zum besten Festival seit Jahren hin:

Wetter: regnerisch, sonnenbrandlastig, akzeptabel
Camp: zunächst unbekannt, sympathisch, 30-Mann/Frau stark
Stimmung: fantastisch, entspannt, bierselig
Zeltplatz: Flunky-ballig, geländenah, voller Feierei
Zeltbühne: einstürzend, todbringend, ausfallend

Bands

Virginia Jetzt!: Ganzkörper-schlammig, freundlich, ekstatisch
Incubus: routiniert, rockig, leise

La Vela Puerca: trompetig, partylaunig, Kicker-begleitend
Kings Of Leon: knochentrocken-rockig, zurückgelehnt, kopfnickend
Sonic Youth: 20-jährig erfahren, karobehemdet, lassziv-lärmend
Placebo: sexy, hittig, mitgesungen
Pearl Jam: urgewaltig, präsent, Verstand-sprengend
Queens Of The Stone Age: fuzzig, spielfreudig, halluzinierend

Modest Mouse: bühnenbrennend, druckvoll, leidenschaftlich
Bright Eyes: orchestrig, sarkastisch, herzzereißend
Bloc Party: soundproblemig, tanzig, indiemäßig
Die Fantastischen Vier: gutlaunig, entertainnig, karriere-querschnittig
Snow Patrol: nett, poppig, unspektakulär
Beastie Boys: hardcorepunkig, stimmgewaltig, instrumental

Und was hier nicht steht: Die verschollenes-Zelt-Anekdote, die Flirt-Anekdote, die Mud-People-Anekdote, die Sturm-Pavillon-Anekdote, die Flunkyball-Anekdote, die Kicker-Anekdote, die Sonnen-Anekdote und vor allem die Sparta-Anekdote! Und alles, was ich gerade vergesse.

Montag, 25. Juni 2007

Lieber ausbrennen

Und für alle, die es noch nicht wussten: Der berühmte letzte Satz aus Kurt Cobains suicide note, "It's better to burn out, than to fade away" stammt natürlich nicht von ihm, sondern von... na? Neil Young, genauer aus seinem Song "Hey, Hey, My, My". Ich bin bestimmt der letzte musikbegeisterte Mensch, der das realisiert hat...

Mittwoch, 20. Juni 2007

Sand

Korn um Korn rinnt durch die Uhr,
am Horizont das Ende,
gelöst sind alter Bund und Schwur,
ins Nichts greifen die Hände.

Montag, 18. Juni 2007

Rock Am Ring '07 - Samstag (Tag 4)

"Alles abgefuckte..."... Auch am Samstag ist Assi-Toni pünktlich um 8 Uhr zur Stelle, um dann von einer Mix-CD abgelöst zu werden, die mit 150%iger Sicherheit den Titel "Die Kassierer - Alle ihre Welterfolge" trägt und nur zeitweise von den Eisenpimmeln, den Hurenböcken, den Arschgefickten Gummifotzen oder ähnlichen Qualitätsbands (und ja, die heißen alle so!) unterbrochen wird. Wir wälzen uns in unseren nicht vorhandenen Kissen herum, dann beginnt das erneute, mehrere Stunden andauernde Aufstehritual aus wieder einnicken, knutschen, sich aus dem Zelt schälen, frühstücken, waschen und anziehen. Bo zeigt mir die Fotos, die er in mein Zelt hinein gemacht hat, sie sind völlig jugendfrei; aber dick sehe ich aus. Zerstört übrigens auch immer mehr und zu meinem leidwesen ist nichtmal der hässliche Kater des Vortages völlig verkraftet.
L. verbringt einige Zeit in ihrem Camp und ich delektiere mich an meinen letzten Fleischreserven und Simba Sauce, die mir H. mitgebracht hat. Gegen Mittag macht sich dann bemerkbar, dass ich seit Mittwoch im Camp bin, während H. erst am Vortag angereist ist: Er startet einen Bier-Sprint, wie ich ihn schöner nicht hätte veranstalten können, wenn mein Magen es denn zugelassen hätte. B. und H. machen sich bereits auf den Weg aufs Gelände, während ich mit H. und T. im Camp und schaue H. dabei zu, wie er betrunkener wird. In unserer ausgelassenen Stimmung haben wir bald Gäste, die im vorbeilaufen zwangsläufig auf den mittlerwile recht extrovertierten H. aufmerksam werden. Irgendwann aber machen wir uns adann doch uf den Weg zumm Gelände.

Denn Dude will Wolfmother sehen. Natürlich schaffen wir es nicht ganz pünktlich und verpassen den Opener "Dimension", aber das ist kein Drama. Ich spüre erneut eine unglaubliche schwere in den Knochen, während es dem Sänger der Band genau entgegengesetzt zu gehen scheint: im Sprint vermisst er die Hauptbühne von links nach rechts. Am Ende gibt es "Joker and the Thief" und ich bin zufrieden, eine schöne Led Zeppelin-Hommage in gutem Sound. H. ist mittlerweile völlig enthemmt, nachdem sein brillianter Bier-in-Socken-Plan die Security überlistet hat und pöbelt relativ wahllos mich, T. und fremde Menschen an; mal freundlich, mal dreist, wie auch das Mädchen im Hamburgerwagen, dass er zielsicher als Mitglied der Judäischen Volksfrint und damit als "Spalter" ausmacht. Dann erkläre ich, dass ich von nun an durchgehen im vorderen Block der Centerstage residieren werde und ziehe ohne die beiden von dannen, als sie mir nicht folgen wollen.

Die Kaiser Chiefs drohen anschließend exakt so langweilig zu werden, wie ich es befürchtet hatte. Was für eine enorm durchschnittliche Band! Aber einige lichte Momente gibt es dann doch, und der Sänger gibt sich alle Mühe, wirklich eine gute Show abzuliefern. "Oh my God" sei exemplarisch dafür als Beispiel genannt. Nicht meine Lieblingsband, werder zuvor noch danach.

Gleiches dürfte für Mando Diao gelten, nur dass sich nun noch mehr 16-jährige Mädchen mit H&M-Glitzertotenkopf-Shirt an mir vorbei drängen, um schon drei Songs nach Beginn dank dem Gedränge panisch wieder den Rückzug antreten. Immmer wieder ein Augenrollen wert, das. Die Norens spielen solide, aber zuviel vom neuen Album und - sorry - diese Band hat einfach kein besonderes Charisma. Hip im besten Schimpfwortsinne sind sie. "Sheepdog" und "Down in the Past" kann an sich aber anhören.

Dann endlich die Beatsteaks. "Haha", denke ich "jetzt kommt der Limbo Messias, wurde ja auch Zeit für Qualitätsmusik!". Die Show beginnt - und es wird seltsam. Magie? No. Ok, Centerstage, 10.000de Leute, früher Abend, na gut. Guter Sound? Nein, eher das Gegenteil! Menschen begeistert? Naja, lauer Aktionismus in Richtung singen und tanzen. Panik macht sich bei mir breit, Band nicht warm, Arnim versägt im Opener "As I please" diverse Töne. Dann verhauen sie meinen Liebling vom neuen Album, "Demons Galore" ziemlich, der Song verpufft zumindest wirkungslos in der Menge. Und dann, ganz Beatsteaks-like, wendet sich die Show Stück für Stück mit jedem Song doch noch zu einer super Veranstaltung: Arnim dankt den Leuten, die sie über die Jahre vom Talent Forum bis auf die Centerstage begleitet haben, und in der Tat ist das ein bisschen ergreifend, dass da jetzt die netteste aller deutschen Bands endlich den Erfolg hat, den sie auch verdient und auf der entsprechenden Bühne steht. Das Mädchen vor mir ist Hardcore-Fan der Band und schreit gefühlte 148 Mal "An der Gitarre, der XY von Kreuzberg, Peter Fucking Baumann!" (sie schreit das "fucking" jedes mal wieder). Besonders bei "Hey Du" ist sie demnach kaum zu bändigen. Das Ring Publikum erweist sich einmal mehr als erstaunlich rhythmus-resistent (wie kann man gegen eine durchgehende 4/4 Bassdrum klatschen???) aber klatschfreudig und die Band kreiert einen Triumphzug aus alten und neuen Hits, "SmackSmash" dürfte natürlichweise am meisten vorkommen. Dann der Slipknot-Moment: Alle knieen sich hin unnd springen auf Arnims Zeichen im selben Moment mit lautem Schrei hoch. Mir wird dabei ganz kurz schwarz vor Augen, die Dehydrierung und Erschöpfung macht sich bemerkbar. Wie das wohl im Fernsehen ausgesehen haben mag? Nach "Let me in" als Zugabe ist dann Schluss.

Dann tritt ein, was ich mir erhoft hatte: Beatsteaks-Fans sind nur zu einer kleinen Minderheit auch Smashing Pumpkins-Fans, ich kann straight bis zur 2. Reihe Mitte nach vorn durchgehen. Dort treffe ich dann auch endlich J., mit dem ich mich schon den ganzen Tag lang immer wieder neu verabrede. Wir begrüßen uns unter großem Hallo und tauschen Geschichten aus, man hat sich lange nicht gesehen. Und das folgende Konzert muss zwangsläufig unseres sein, haben wir doch vor 7 Jahren gemeinsam die Deutschland-Abschiedstournee der Band gesehen, ein grandioses und prägendes Ereignis. Das Publikum: Ein Generationstreffen. Fans der ersten Stunde zwischen uns, den zu spät Geborenen, dazu die ganz Jungen. Bill Corgan kommt einmal mehr im avantgardistischen Outfit zwischen Sektenführer und 80er-Spacerockstar, natürlich wie der Rest der Band in strahlendem weiß. Schnell wird klar, dass die Smashing Pumpkins vielleicht noch ein bisschen Jimmmy Chamberlain sind, vor allem aber sind sie eine Ego-Show von Billy Corgan. Die namenlosen Mi(e)tmusiker (inklusive der später erschienenden Tourkeyboarderin) haben Statistenrollen, hier geht es um den bekannten Glatzkopf. Und der legt mächtig los: Die neuen Stücke vom kommden Album Zeitgeist sind äußerst lärmig, dabei aber in epische Strukturen gekleidet, eine weitere Reminiszenz an das Lieblingsjahrzent des Frontmanns. Aber den Beginn markieren die Klassiker "Today" (passend gewählt) und "Bullet with butterfly Wings", und in der Mnege gibt es kein Halten mehr. "Stand Inside Your Love", "Cherub Rock", "Shame" (in einer schönen Gitarrenversion), "Silverfuck", "Thirty Three", "To Sheila" (bei "you make me real" bekomme ich Gänsehaut), ein bunter Reigen an Hits, durchsetzt mit einigen neuen Songs. Billy Corgan gibt den Messias of Rock, und kein Fan will ihm die Arroganz übel nehmen, zu schön ist es, dass alles mal wieder auf der Bühne sehen zu dürfen. Dann holt Billy die Akkustikgitarre und es gibt ein zehntausende Kehlen starkes "Tonight, Tonight"... einer dieser Momente, die man nicht beschreiben kann, die Luft wird elektrisch, alle Menschen werden einem Freund, alles ist gut... "Zero" sehe ich zum ersten Mal live, endlich, ein Übersong! "Disarm" macht mich einmal mehr glücklich und das abschließende "1979" ist ein brillianter Schlusspunkt auf einem emotional vorbelasteten Konzert. Was soll da als Zugabe kommen? "Gossamer", ein neuer Song. Und plötzlich steht da eine teutonische Version von Santana auf der Bühne - Uli Jon Roth, Ex-Scorpions-Gitarrist und Erfinder der Sky-Guitar. Und dann folgt ein Moment, den Billy Corgan ganz allein für sich gemacht hat: Ein 20-minütiger Jam zerlegt den Song in sphärische Gitarren-Onanie im Stil der - natürlich - 80er Jahre. Geil, wenn auch keine leichte Kost. Am Schluss steht Corgan dann 2 Meter vor, oder besser, über mir, und lächelt in die Menge. So arrogant er sich geben mag, diese Momente wären ihm sichtbar das Herz. Eine tolle, wenn auch nostalgisch gefärbte Show.

Nach kurzer Verschnaufpause machen J. und ich uns auf den Weg zum Schlusspunkt des Abends: Slayer sind angerückt, um alles in Hörweite durch den Flesichwolf zu drehen. Die ersten Songs verpassen wir, schade, "War Ensemble" hätte ich genr gesehen, "Jihad" ebenso. Bereits einmal habe cih die Band erlebt, aber das um 17 Uhr bei Tageslicht und seltsamem Publikum. Das hier ist was anderes, hier haben Slayer die Bühne für sich. Undgeben mächtig Gas. Einige neue Songs, aber ansonsten gaaanz viel alter Kram, "Mandatory Suicide" wird von Tom Araya den "Soldiers of Misfortune" gewidmet (wer damit wohl gemeint sein könnte), wir verbringen "Seasons in the Abyss" und Kings und Hannemanns Gitarren kreischen wie gefangene Seelen um die Wette. Ich will "Raining Blood" und "Angel of Death" sehen, die natürlich zuletzt kommen. Aber es lohnt sich: Dave Lombardo ist ein Unmensch von einem Schlagzeuger, der jedem normalen Menschen den Neidschweiß auf die Stirn treiben muss, so geraten beide Songs zu waren Infernos. Nicht zuletzt wegen dem bombastischen Sound, mit dem sich Slayer auf mehrere Tage in einigen Ohren verewigt haben dürften.

Am Zeltplatz treffe ich auf B. und H. und lasse mir die Shows von Type O Negative, Stone Sour und Machine Head (die ich sehr gern gesehen hätte) erzählen. dann trinke ich Saft (der Körper verweigert größere Mengen Alkohol noch immer hartnäckig), ziehe mich um und stoße zu L. in ihr Camp. Dort ist es schon seit dem vergangenen Tag Sport, uns zwei ausdauernd anzustarren und zu fotografieren, so dass wir nach einer Weile in mein Zelt fliehen. Schlaf, Kindlein, Schlaf...

Sonntag (Tag 5)

Samstag, 16. Juni 2007

The Sokos

Arbeitskrampf hin oder her, das muss ich kurz posten: Die tollste Akkustik-Mädchen-Musik, die ich seit langem gehört habe. Soko (oder the Sokos) macht leidenschaftliche Musik mit kantiger Sprache, erdig , urban und lebensnah. Klingt enorm englisch, das Mädchen, aber scheint in Paris zu wohnen. Würde ich sofort kaufen, wenn auf Tonträger... der Hammer.

EDIT: Wie sie "I kiiiill har" zusammenschnüfft, lässt mein Herz tanzen. Was für ein toller Akzent, zum Verlieben. Gewaltfantasien mit zarter Mädchenstimme sind eh ne tolle Sache. Und die Missachtung von klassischem Rhythmus und gewohnter Betonung ist noch besser, gekonnt und doch dilletantisch. Und ich hab festgestellt, dass es das auf Tonträgern gibt. Armes Konto, da wird wohl ein Import fällig... Und wer den geklauten Red Hot Chili Peppers-Musikpart findet, wird Dudes Musikmacker/in des Monats.



via

Freitag, 15. Juni 2007

Von der Unfähigkeit, CD-Abteilungen auszuweichen

Wenn ihr mich demnächst auf der Straße trefft, packt mich bitte unaufgefordert an den Schultern, schüttelt mich kräftig durch und sagt "bleib weg von Saturn und Karstadt!"...

Ja, es ist wieder passiert. Ich habe CD's gekauft. Und es war eine "3 für 15"-Aktion im Spiel. Nunja, es sind am Ende neun geworden. In Zahlen: 9. Suchtberater mitlesend? Kann man da noch was machen, wenn einem das monatlich mit mathematisch vorhersagbarer Sicherheit passiert? Ist das pathologisch oder kann man das so lassen? Langsam habe ich das Gefühl, eine männliche CD-Carrie Bradshaw zu werden...

Donnerstag, 14. Juni 2007

StudiVZ - Das letzte Tabu?

Vielleicht bewerte ich das falsch, aber es würde mich nicht wundern, wenn ich am Ende Recht hätte: Auf den Seiten der neuen Trierer Online-Zeitung "16 vor" gibt es einige Artikel zum Verschwinden der Studentin Tanja Gräff nach dem FH-Sommerfest, dass in der Stadt weiterhin für große Aufmerksamkeit sorgt. Unter einem der Artikel findet sich ein Kommentar bzw. Leserbrief, den ich im Folgenden komplett nach der Benutzerin "Anne" zitiere (Screenshot ist sicherheitshalber angefertigt):

Es ist unglaublich, die Geschichte des jungen Mädchens zu verfolgen!Tausende von Menschen versuchen zu helfen, hoffen, beten und jeder hat das Gefühl, es ist ein Albtraum, aus dem man bald wieder aufwacht… Es ist fast alltäglich, dass Menschen verschwinden, aber dieser Fall beschäftigt mich ganz besonders, da Tanja Gräff angemeldet ist auf der Internetseite studiVZ.de, eine Seite für Studenten. Innerhalb weniger Tage hat Tanja auf der sogenannten Pinnwand ihrer Seite fast 3000 (!) Einträge von Kommilitonen aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland bekommen und alle wünschen ihr das Gleiche: viel Kraft und Mut, Hoffnung für Freunde und Eltern und jeder hofft das Eine: dass am nächsten Morgen ein Eintrag von Tanja erscheint, in dem sie schreibt, dass es ihr gut geht und sie wieder da ist… Mal wieder sieht man, wie grausam das Leben ist. Es kann jedem zu jeder Zeit passieren… Und v.a. wenn man sich der Person so nah fühlt, weil sie ist wie du und ich, weil man Einblick in ihr Leben hat durch ihre Seite im studiVZ. Auch ich hoffe jeden Tag, dass das alles gut ausgeht, dass Tanja bald gesund wieder zu ihrer Familie und ihren Freunden findet und dass sie dann irgendwann wieder ein so glücklicher Mensch sein kann, wie sie bisher war!

Mancher mag hier vielleicht nur schlichte Anteilnahme lesen, ich dagegen wundere mich über die unnötige Betonung von Existenz und Funktion des StudiVZ, sowie die erstaunlich geschwungene Sprachverwendung. Oder mit anderen Worten: Möchte mich erbrechen ob der widerwärtigen, ekelerregenden Schleichwerbung, getarnt als Anteilnahme am Schickksal eines möglichen Verbrechensopfers! Sollte ich richtig liegen, wäre mir (wenn nicht längst geschehen) allerspätestens jetzt ein guter Grund eingefallen, meine Mitgliedschaft zu beenden...!

Dank geht an F. für den Hinweis!

EDIT: Michael hat sich in seinem Blog mit dem Verhalten der Leute im StudiVZ im Fall Tanja Gräff auseinandergesetzt und dabei einige Punkte angesprochen, die mir auch schon aufgefallen waren.

Dienstag, 12. Juni 2007

Getestet

Die Musikschreiberei weitet sich aus. Hier mein Plattentests.de-Erstling, auf den ich ein klein bisschen stolz bin. Gar nicht mal, weil ich die Rezi so phänomenal geschrieben finde, eher, weil ich sie schreiben durfte und es wohl nicht die letzte war.

Rock Am Ring '07 - Freitag (Tag 3)

"Bam Babam! De Nutten sind raffiniert! Die nehmen die Kohle an!" Assi-Toni beendet dank der guten Anlage der feierfreudigen Besatzung vom gestrigen Abend die kurze Nacht von L. und mir gegen 7 Uhr morgens. An Erotik ist da nicht mehr zu denken, aber wir stellen fest, dass wir uns beide immer noch gern mögen. Ich bin müde und schaffe es erst gegen halb Zehn aus dem Zelt, vor dem B. und H. sich bereits bei Bier entspannen. Ich gönne mir eine solide Feldwäsche unter dem Wasserkanister, dann kann der Tag beginnen. Dass ich auch nach dem zweiten abendlichen Gelage hintereinander keinen Kater habe, beunruhigt mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, die Müdigkeit lässt das Bier ohnehin langsam laufen. Bis in den frühen Nachmittag passiert das übliche: chillen, trinken, grillen, essen und Unsinn reden. Erst gegen 15.30 Uhr bereiten T. und Ich die Tetrackpacks mit Gaffertape als Getränke-Transporter vor.

Denn wir wollen The Used sehen, die sich auf der Centerstage die Ehre geben. Bert McCracken, seines Zeichens Ex-Freund for live von Pummel Kelly Osbourne, macht seinen Job ordentlich, ich kenne Band und Material nicht besonders und kann nur sagen: Ja, alles ganz nett soweit.

Dann die Hives. Eigentlich eine Schande, die größte Band der Welt um gerade mal halb sechs auf der Mainstage zu verheizen, wo die Band doch vor zwei Jahren gegen Mitternacht die Alternastage fest in ihren Klauen hatte. Hier nun wird vorne mächtig geschoben, so dass ich T. in kürzester Zeit verloren habe, da ich ja unbedingt genau nach vorne in die Mitte muss. Pelle und Co. kommen und geben gewohnt Gas, so dass nach einigen Stücken meine Hose im Mosh-Pit zerrissen wird. Die wenigen neuen Stücke, die gespielt werden, sind nicht direkt mein Ding, Hits wie "Walk, Idiot, Walk" oder "Die, Allright" gehen dafür doppelt gut ab. "There are 90.000 Hives-Fans out there watching our show" gibt Pelle zum besten. Ach, was für eine talentierte geile Sau! Leider beginnt mit den Hives auch ein Phänomen, dass sich leidlich durch diesen Ring ziehen wird: zum einen der nicht gerade berauschende Sound (von der Center Stage mir so noch nicht bekannt), und zum anderen die fehlende Magie. Natürlich spielen sich die Hives den Hintern wund, aber die entfesselte Kraft, mit der ich sie bereits vorher gesehen hatte, fehlt. Vielleicht lags an der Uhrzeit, vielleicht an der Erwartungshaltung, vielleicht an der Band. "There is not a single second of silence in a Hives-Show. If there is silence, you applaud" post Pelle, flirtet mit den ersten Reihen und zerreißt dann sein Hemd. Gegen Ende dive ich aus der Menge, das war in meinem Zustand (s.u.) erstmal genug gemoshe.

Denn noch bevor Billy Talent ihren Soundcheck machen können, erlebe ich den maximalst möglichen Hangover. Realtiv zerstört beobachte ich daher die Band fast völlig erstarrt aus größerer Entfernung, während ich zaghaft an einer Portion Pommes nage. Sänger Ben ist eigentlich mehr Shouter, ständig hört man bei seinen Schreiparts, wie er das Mikro gegen seinen Kopf oder sonstwohin schlägt. Die Band spielt tight, Hit auf Hit brennen sie eine hochenergetische, aber irgendwie seelenlose Show ab. Ein weiterer Fall, wo musikalisch und in der Show alles stimmt und einem am Ende doch etwas fehlt. Im Fußball nennt man sowas einen Arbeitssieg.

Die folgenden Muse schenke ich mir, dass 2001er Konzert in Hamburg möchte ich nicht mit einem Festivalauftritt vergleichen müssen, das kann aus verschiedenen Gründen nur scheitern. Also gehe ich stattdessen zur Alternastage zumm Chefstyler Jan Delay & Disko No. 1. Mit enorm guter Band im Rücken und in Spiellaune erklärt uns Herr Eisfeldt dann, dass er das "Klar" macht, wir aus "Plastik" sind, "Kartoffeln" sowieso und er "Raveheart". Zum Running Gag wird seine ständige Ansage, die Regenwolke wegmusizieren und -feiern zu wollen. Das "Türlich, Türlich" Cover auf Cameos "Word Up"-Musik hatte ich ja schon bei YouTube ins Herz geschlossen, und am Ende verhindern alle, dass das "Feuer" ausgeht. Guter Sound, starke Band, aber auch hier nicht die Art von Soul, die ich mir erhofft hatte. Gut wars aber allemal.

My Chemical Romance schaue ich mir dann eigentlich nur an, weil ich bereits mit dem Warten auf die White Stripes begonnen habe. Die erniedrigende und völlig desorganisierte Einlassstruktur in den vorderen Teil dürfte ein Tiefpunkt für die RaR-Orga sein: Wenn man aus unerfindlichen Gründen unter den Armen eines Security durchtauchen muss, um dann weitergehen zu können, hat das mit professionellem Einlass nichts mehr zutun. Dabei hatten die das doch in der Vergangenheit immer gut gelöst... Vor dem Konzert setze ich mich auf den Boden, weil mein alkoholisch vernichteter Körper Stehen mittlerweile als Problem ansieht. Irgendwann streicht mir ein blndes Mädchen über den Kopf und fragt, ob ich nicht stehen will. Sofort schaltet sich ein anderes ein und bietet mir an, mir hochzuhelfen. Danke Ladys, mir gehts gut! Und dann beugt sich eine niedliche Blondine zu mir runter: "Wir kennen uns doch! Christian?" Nachdem ich trotz Kopfschmerzen in Ruhe erkläre, dass ich nicht Christian bin, stellt sich heraus, dass sie eine Freudin von L. meiner Theaterkollegin ist. Just fängt aber das Konzert an und wir verlieren uns aus den Augen. Gerard Ward ist in Hochform und wetzt über die Bühne um den Hohepriester des Emorock zu spielen. Ich mag ja manchen Song der Band, aber in so geballter Form ist mir der Pathos dann doch zuviel. Gerade die Ballade "Cancer" bringt gegen Ende wohl nicht nur mich an die Toleranzschwelle in Sachen 'große Geste'. Ein schöner Auftritt, der mich persönlich nicht gerade interessiert hat.

Dann die Arctic Monkeys und Teil zwei des Einlass-Dramas: Was normalerweise zu wenig vorn reingelassen wird, kommt jetzt zuviel. Ich lehne hinten an der Absperrung und werde gepflegt mit dem Oberkörper darüber gedrückt. Dass sich die Security im Verlauf des Konzertes dann zunächst weigert, kreislaufschwache Mädchen hinten raus zu lassen (vermutlich der Kameras wegen, die dort fahren), ist ein weiterer Schlag ins Gesicht. Das Konzert der arktischen Affen wird dann recht gut, als nicht gerade großer Fan der Band haut mich der enorm gute Sound und das ebenso druckvolle Spiel der Band um. Wirklich wirklcih gut! Songs? Jau, von den beiden Alben, recht gemischt, wobei das alte Album deutlich besser abgeht.

Und dann endlich der Höhepunkt des Tages: Die White Stripes. Und dass hier alles ein bisschen anders laufen wird, zeichnet sich bereits beim Umbau ab: Die Roadis (allesamt im Anzug-mit-Melone-Dresscode!) errichten eine rot-weiße-Wohnzimmerwelt mit Piano, Gitarrenecke und gleich vier Mikrofonen (eines an Meg Whites Schlagzeug) für Sänger und Gitarrist Jack White. Im Vorfeld läuft keine Werbung, den country-esken Soundtrack dürfte auch die Band ausgesucht haben und selbst die schwarzen, werbeverseuchten Monitorboxen ersetzt die fleißige Melonenmannschaft durch hübsche Rote. Dann geht es los, Jack und Meg entern die Bühne und schon Jacks erster Gitarrenakkorrd ist derart laut und schmutzig, dass man sich über fehlenden Basssound etc. keine Gedanken machen muss. Auf der Videoleinwand gibt es die beiden Protagonisten in "gealterter" (wie heißt dieser Filter noch gleich?) Optik zu sehen. Jack White gibt den Gitarrenderwisch, rennt zu Megs Schlagzeug, zu seinem Piano, zu seinen Monitoren und hext einen Bluesrocker nach dem nächsten herbei. Das Set ist zu meiner Freude angenehm "Elephant"-lastig, "Black Math", "I just don't know what to do with myself", "Ball & Biscuit" in einer höllisch guten, Solo-reichen Variante, das unvermeidlich "Seven Nation Army", eigentlich alle großen außer "Hardest Button to Button". Dazu "Blue Orchid", "My Dorrbell", "Hotel Yorba", das fantastische Dolly Parton-Cover "Jolene" und einiges von der neuen Platte, die ich noch nicht kenne. Nur "Fell in Love With A Girl" hätte ich noch gern gehört. Während Jack schrammelt, pflegt Meg White ihr Schlagzeug-Phlegma, stoisch und mit mehr Power als ich erwartet hatte drischt sie auf ihr Set ein. Die schöne Schlagzeug-Autistin. Die Kommunikation mit dem Publikum hält sich in engen Grenzen, ein "Good evening, this is my sister Meg, we are the White Stripes from Detroit" ist drin, viel mehr wird es dann im Laufe der Zeit aber auch nicht. Egal, reden will sie eh hier keiner hören. 20 Stücke und 1,5 Stunden später gehen die beiden nach der Zugabe endgültig ab, und das bisher stärkste Konzert des Rings ist zu Ende.

Auf dem Zeltplatz setze ich mich zu B., H., T. und H., der im Laufe des tages endlich eingetroffen ist, und wir tauschen Erfahrungsberichte. Dann mache ich mich "hübsch" und besuche L. in ihrem Camp. Zunächst ist die Atmosphäre komisch und sie beachtet mich nur spärlich. Nach kurzem Nachfühlen entspannt sich die Situation aber wieder, und sie folgt mir wie morgens versprochen samt Schlafsack in mein Zelt. Es folgt erneut eine viel zu kurze Nacht...

Samstag (Tag 4)

...gedacht...
...gefunden...
...gehört...
...gelebt...
...gelesen...
...gesehen...
1000 Songs
Madrid 2007-2008
Netzwerkseminar (closed)
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren