Die Tatort-Einzelkritik: "Der Schrei" (17.10.2010)
Der Tatort ist - wie auch "Wetten dass" oder die "Tagesschau" - eine der wenigen Konstanten in der deutschen Fernsehlandschaft und gilt vielen Leuten als Flagschiff der anspruchsvolleren Unterhaltung - dabei ist sein Ruf und Status oft deutlich besser als dass, was dann tatsächlich geboten wird. Deshalb ab jetzt gelegentlich eine Einzelkritik nach Vorbild des Fußballs.
Die Kommissare: Ulrike Folkerts kühl-professionell, musste viel seufzen und starren, um empathisch zu wirken. Andreas Hoppe brummbärig-lustvoll wie immer. Schauspielerisch höchstens oberes Mittelmaß. 3+
Die Verdächtigen: Der Ex-Kinderschänder recht glaubhaft, der Bräutigam solide in unauffälliger Rolle. 2-
Die Einheimischen: Sekretärin und Gerichtsmediziner haben die dankbarsten Rollen und fast ausschließlich die Aufgabe, durch Akzent ein wenig Lokalkolorit in die Folge zu bringen. Das machen sie so gut wie es geht. 2
Die Opfer-Eltern: Beide klassisch auf "durch den Wind" angelegt, zwischen Over-Acting und hölzerner Darstellung pendelnd. Beiden habe ich ihre Rolle nicht wirklich abgekauft. 3
Die Kinder: Waren wie immer für Niedlichkeit, Menschlichkeit und launig bis morbide veranschaulichte Familienbande verantwortlich. 3
Die Nebenrollen: Kindfrau Pauline mit Lolita-Tendenz als Glanzlicht einer sonst unbedeutenden Hintermannschaft. 2-
Drehbuch: Zu viele Ansätze, die am Ende nicht ausgeführt wurden: Wozu die Rolle des Kroaten-Säufers? Wozu die Hotel-Angestellte als Verdächtige einführen? Der Plot an sich war spannend, die Auflösung so nicht leicht zu raten, aber als Schlusspunkt dann auch eher blass. Wegen des Themas und der Schauspieler hätte man sich fast mehr vom Kinderschänder-Subplot gewünscht. 3
Regie: Abgesehen von den unsäglichen Alptraum-Sequenzen rund um die tote Tochter und das kitschige und beinahe optimistische Ende keine gröberen Schnitzer. Ach, doch: Der Schrei als Leitmotiv war ein Totalausfall. 3-
Fazit: Zwei Dinge fallen bei fast allen Tatorten derzeit negativ auf: Erstens der Hang zu psychedelischen Bildern, die Drama oder inhaltliche Tiefe bringen sollen (und das selten bis nie tun). Und zweitens die Unfähigkeit zur subtilen Inszenierung. Dem Zuschauer wird zunehmend die Fähigkeit abgesprochen, dezente Mimik, Dialoge oder Bildsprache zu deuten, stattdessen sind Dialoge immer ein bisschen zu explizit, Bilder immer ein bisschen zu lang, Szenen von INtimität immer ein bisschen zu warm etc. Diese Schwächen zeigt "Der Schrei" ebenfalls, wenngleich auch nicht so deutlich wie andere Tatort-Folgen. Etwas mehr Mut zur Dezenz und etwas weniger Klischees wären wünschenswert.
Das tagesaktuelle Thema (denn eines muss der Tatort immer diskutieren) war mit Kindesmissbrauch und Umgang mit Sexualstraftätern gut gewählt und in die Geschichte eingeflochten; stellenweise war sie interessanter als der eigentliche Fall.
Gesamturteil: 3
Die Kommissare: Ulrike Folkerts kühl-professionell, musste viel seufzen und starren, um empathisch zu wirken. Andreas Hoppe brummbärig-lustvoll wie immer. Schauspielerisch höchstens oberes Mittelmaß. 3+
Die Verdächtigen: Der Ex-Kinderschänder recht glaubhaft, der Bräutigam solide in unauffälliger Rolle. 2-
Die Einheimischen: Sekretärin und Gerichtsmediziner haben die dankbarsten Rollen und fast ausschließlich die Aufgabe, durch Akzent ein wenig Lokalkolorit in die Folge zu bringen. Das machen sie so gut wie es geht. 2
Die Opfer-Eltern: Beide klassisch auf "durch den Wind" angelegt, zwischen Over-Acting und hölzerner Darstellung pendelnd. Beiden habe ich ihre Rolle nicht wirklich abgekauft. 3
Die Kinder: Waren wie immer für Niedlichkeit, Menschlichkeit und launig bis morbide veranschaulichte Familienbande verantwortlich. 3
Die Nebenrollen: Kindfrau Pauline mit Lolita-Tendenz als Glanzlicht einer sonst unbedeutenden Hintermannschaft. 2-
Drehbuch: Zu viele Ansätze, die am Ende nicht ausgeführt wurden: Wozu die Rolle des Kroaten-Säufers? Wozu die Hotel-Angestellte als Verdächtige einführen? Der Plot an sich war spannend, die Auflösung so nicht leicht zu raten, aber als Schlusspunkt dann auch eher blass. Wegen des Themas und der Schauspieler hätte man sich fast mehr vom Kinderschänder-Subplot gewünscht. 3
Regie: Abgesehen von den unsäglichen Alptraum-Sequenzen rund um die tote Tochter und das kitschige und beinahe optimistische Ende keine gröberen Schnitzer. Ach, doch: Der Schrei als Leitmotiv war ein Totalausfall. 3-
Fazit: Zwei Dinge fallen bei fast allen Tatorten derzeit negativ auf: Erstens der Hang zu psychedelischen Bildern, die Drama oder inhaltliche Tiefe bringen sollen (und das selten bis nie tun). Und zweitens die Unfähigkeit zur subtilen Inszenierung. Dem Zuschauer wird zunehmend die Fähigkeit abgesprochen, dezente Mimik, Dialoge oder Bildsprache zu deuten, stattdessen sind Dialoge immer ein bisschen zu explizit, Bilder immer ein bisschen zu lang, Szenen von INtimität immer ein bisschen zu warm etc. Diese Schwächen zeigt "Der Schrei" ebenfalls, wenngleich auch nicht so deutlich wie andere Tatort-Folgen. Etwas mehr Mut zur Dezenz und etwas weniger Klischees wären wünschenswert.
Das tagesaktuelle Thema (denn eines muss der Tatort immer diskutieren) war mit Kindesmissbrauch und Umgang mit Sexualstraftätern gut gewählt und in die Geschichte eingeflochten; stellenweise war sie interessanter als der eigentliche Fall.
Gesamturteil: 3
DeDe - 17. Okt, 20:31
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