Donnerstag, 1. Oktober 2009

This means war, Ursula!

Als Johnny Häusler sagte, er halte Ursula von der Leyen für einen bösen Menschen, habe ich das intuitiv für übertrieben gehalten.

Sicher, der Irrsinn, den Zensursula im Zusammhang mit den wirkungslosen, dafür sehr Stasi-nahen Internetsperren veranstaltet hat, der war schlimm. Aber man konnte sich zumindest einreden, sie habe abseits ihres Attentats auf die Freiheit noch keinen direkt spürbaren Schaden für den Einzelnen angerichtet (denn surfen dürfen die Menschen ja aktuell noch ziemlich wie sie wollen).

Jetzt aber ist der Bogen überspannt, Ursula hat ein Heiligtum beschmutzt: Neuerdings prangen auf Videoträgern wie DVDs und Blu-Rays auf der Vorderseite große FSK-Kennzeichen. Genauer: "Die neuen Zeichen sind auf der Frontseite der Hülle links unten auf einer Fläche von mindestens 1200 mm² (3,46 cm x 3,46 cm) und dem Bildträger auf einer Fläche von mindestens 250 mm² (1,58 cm x 1,58 cm) anzubringen (§ 12 Abs. 2 Satz 2 JuSchG)." Dazu gibt es drei Varianten: kaum zu entfernender Sticker, nicht zu entfernender Sticker, Aufdruck auf dem Artwork. AUFDRUCK AUF DEM ARTWORK!

Ihr mögt sagen: "Ist doch nicht so schlimm, wem schadet es, und selbst wenn's stört, dramatisier das doch nicht so!" - Oh doch, das hier ist dramatisch. Weil es die völlige Gleichgültigkeit gegenüber Künstlern und Kunden ausdrückt, die neben einem inhaltlich hochwertigen auch ein optisch ansprechendes Werk schätzen. Es ist die Borniertheit eine sich wichtigtuenden CDU-Schnepfe vom Dienst, die absurde Mischung aus Unkenntnis und Desinteresse gegenüber einer fremden Materie, die sie für ihre Zwecke instrumentalisiert. Ihr mögt sagen: "Aber denk doch mal an die Kinder!" - Klar, ich sehe die erschrockenen Eltern vor mir, die ihrem Kind den Ego-Shooter wieder aus der Hand reißen, weil sie den rotleuchtenden "FSK 18"-Sticker erblicken. Dass diese Kennzeichnungen seit Jahr und Tag auf der Rückseite zu finden sind, dass sie durch den Reiz des verbotenen Produkte erst aufwerten, dass sie unterhalb der 18 Jahre für Händler wie Kunden nicht bindend sind - geschenkt. Hallo CDU-Wähler, eure Familienministerin traut euch nicht zu, eine Verpackung in der Hand zu wenden oder eure Kinder im Ansatz eigenverantwortlich zu erziehen! Was sie euch aber zutraut: Affektive Reaktionen auf großflächige Sticker im Ampelsystem. Die rangieren in der Psychologie übrigens auf der zweiten von sieben Systemebenen der Persönlichkeit.

Diese Frau mischt sich in Dinge ein, von denen sie nichts versteht, doch sie hat die Macht, Schlimmes zu tun; sie schadet der Mehrheit, ohne dass die Minderheit einen Profit daraus zieht; sie schränkt die Freiheit ein für ein diffuses Gefühl von mehr Sicherheit, doch profiliert sich nur selbst. Diese Frau ist gefährlich. Wehret den Anfängen!

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Löwenherz - 4. Okt, 19:13

Ich kann deine Wut gut verstehen, wobei der Anlass vergleichsweise noch ein milder ist. Wenn man bedenkt, dass frühere Bestimmungen den Endverbraucher noch stärker bevormundeten, ein ganzes Medium (Videospiele) öffentlich kriminalisierten. Und das ohne eindeutige wissenschaftliche Basis. Einfach nur zum Zweck des Populismus.

Und hilft es wirklich, alles staatlich zu reglementieren und damit die Erziehungsverpflichteten aus der Verantwortung zu nehmen? Ganz unter dem Motto: Die da oben habens ja verboten. Bei uns wird schon nix passieren.

Im Gegenteil, wie ich finde: Das Tabuisieren und Kriminalisieren von Videospielen verhindert die vernünftige Auseinandersetzung in der Familie und führt zu einem Generation Gap, gegen das ich permanent bei Freunden und Verwandten anreden muss..

DeDe - 12. Okt, 10:34

Genau so sieht's aus. Erst neulich habe ich gegen die latente "macht doch nichts"-Stimmung meiner Freundin in Sachen Netzsperren anreden dürfen. Auch bei guten, nicht netzaffinen Leuten herrscht da noch eine Menge Unwissen und Unbedarftheit.

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