Es ist schon erschreckend, wie sich diese Mecheanismen jedes Mal immer wiederholen. Gleich im ersten Bericht vom Brennpunkt "...der Täter hatte Counterstrike auf dem Computer installiert...". Herrgott: Millionen besitzen diesen popülären Team-Shooter. Ein paar Tausende spielen es regelmäßig in Deutschland. Und was sind das für Jungs? Leute wie wir. Wie ich früher, der DeDe und mein Kumpel Tobias. Und was wünschen sich solche Leute vom Leben: "Ein sicheren Job und eine glückliche Familie".
Wenn Emotionen beim Zocken hochkommen, dann ist das entweder Euphorie oder Wut. Aber nie auf einen anderen Spieler, sondern immer nur auf sich selbst bezogen: Weil man im sportlichen Wettkampf den anderen geschlagen hat (Euphorie), oder eben aus eigenen Unvermögen unterlegen ist (Wut auf sich selbst). So viel also zum Thema: Entwicklung von Gewaltbereitschaft.
Bei den Politikern stimme ich dem Dude völlig zu. Das sind Pappnasen, die sich der Meinung der ahnungslosen Massen anpassen, um billig Popularitätspunkte zu gewinnen. Und dabei unterschätzen sie, wie viel Geld jetzt schon mit Computerspielen in Deutschland gemacht wird, und wie wichtig dieser Sektor für die heimische High-tech Industrie ist, denn wer kauft sich schon die neuesten teuren Grafikkarten, wenn er die hardwarehungrigen Shooter nicht mehr zocken darf.
So viel Alter, so viel Unvernunft!
carrry (Gast) - 22. Nov, 10:35
bin völlig einverstanden, dass verbote von killerspielen weit entfernt von jeglichem nutzen zur prävention von gewalt sind, aber das argument der wirtschaftlichen bedeutung der hich-tech-industrie finde ich sehr bedenklich. sollte die zerschlagung eines industrie-zweigs tatsächlich gewaltmindernden nutzen bringen, der in einem entsprechenden verhältnis steht, darf das argument keines mehr sein.
waffen- und drogenhandel wären wahrscheinlich auch wirtschaftlich rentable industriezweige.
Löwenherz - 22. Nov, 10:56
Liebe Karen,
auch in Dresden, in deiner Heimat, sichern große Werke von AMD und Infineon jedes Jahr tausenden Sachsen das Einkommen. Und zahlen hohe Steuern an Elbflorenz, um die Stadt kulturell noch attraktiver zu machen. In Zeiten, in denen jedes Jahr tausende billige Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden, muss Deutschland darauf bauen, wenigstens im hochtechnologisierten Wirtschaftsbereich die Arbeitsplätze im Land halten zu können.
Du darfst auch nicht die Bedeutung junger hochbegabter Informatiker und Entwickler unterschätzen, die ihre Kreativität nutzen, um technisch anspruchsvolle und zugleich unterhaltende Software zu entwickeln. Unternehmen wie Crytec in Frankfurt sind das Aushängeschild für eine ganze Generation junger fähiger Deutscher, die auch international Erfolge feiern. Ein Verbot der Herstellung von "Killerspielen" würde viele dieser fähigen Köpfe ins Exil treiben. Aber auch jetzt schon denken, viele daran, dass Computerspiel-Entwicklungsland Deuschland zu verlassen.
Denn wusstest du, dass andere Staaten (z. B. USA und Frankreich) ambitionierte Spieleschmieden staatlich fördern?! Und der Clou: Im Gegensatz zu der in Deutschland geförderten Filmindustrie, die immer ein Minusgeschäft bleibt, kann Frankreich und die USA Geld mit ihrer Förderung an Computerspielen verdienen und dieses Geld in die anderen Kulturformen (Film und Theater) stecken. Ja, ich betrachte Computerspiele als Kulturform!
Deshalb finde ich es doch einigermaßen abwegig, die Spiele- und Computerindustrie mit Waffen- und Drogenhandel zu vergleichen, wie du es tust. Und den Zusammenhang von Computerspielen und Gewaltbereitschaft halte ich bei gesunden Menschen ohnehin für Blödsinn.
carrry (Gast) - 22. Nov, 16:13
die aussage war eine rein hypothetische. und ich bin immernoch der meinung, dass ein menschlicher, ein sozialer gesellschaftlicher nutzen, so er in einem angemessenen vehältnis steht, einem wirtschaftlichen anspruch vorgezogen werden sollte.
in diesem fall sind wir völlig einer meinung, dass ein verbot dieser computerspiele keinen entsprechenden nutzen brächte, dennoch finde ich das argument der wirtschaftskraft fehl am platze. reiner ökonomischer nutzen darf niemals oberste prämisse sein. ökonomische gründe sind es nämlich auch (nicht nur), die schulpsychologenstellen wegrationalisieren, bzw. gar nicht erst ermöglichen.
der vergleich war zweifelsfrei provokativ, sollte aber vor allem gegen die art der argumentation gehen.
den zusammenhang zwischen gewaltbereitschaft und computerspielen würde ich nicht prinzipiell ausschließen, allerdings stellt sich die frage, worin genau dieser zusammenhang besteht.
Löwenherz - 22. Nov, 18:08
Sorry, aber mir fällt es schwer, überhaupt zwischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Belangen zu unterscheiden. Letztendlich sind sie von einander abbhängig, wie ich dir am Beispiel Dresden darstellen möchte:
Der Bund verbietet so genannte "Killerspiele". Daraufhin müssen die Werke von AMD und Infineon in Dresden schließen, weil dem Betrieb die Einnahmen aus dem Computerspielgeschäft fehlen. Daraufhin fallen die Steuern der Betriebe weg - der Stadt fehlt Geld. Dann werden tausende arbeitslos - die wiederrum weniger kaufen und der Stadt weniger Gewerbesteuer einbringen. Dresden fehlt die Einnahmen aus dem Hightech-Sektor und muss in der Kultur kürzen. Das Festival am Elbufer fällt aus. Die tausenden neuen Arbeitslosen leben von der Sozialhilfe und der Staat hat wiederrum weniger Geld für Soziales und letztlich auch für Schulen, die den Schulpsychologen rauswerfen müssen. Der wiederum erkennt nicht, weil er nicht da ist, dass ein neuer Bastian/Robert von seinen Eltern vernachlässigt wird, weil der Vater nach der Entlassung von AMD an der Flasche hängt. Bastian kann sich nicht ablenken, weil das Festival am Elbufer ja aus Kostengründen abgesagt wurde und weil sein Jugendclub letzte Woche schließen musste. Daraufhin beschließt er, sich an all denen zu rächen, die seiner Meinung nach an seinem Unglück schuld sind. Und geht in die Schule...
Du siehst: All das hat so wenig mit Computerspielen zu tun, dass die reine Diskussion über erhöhte Gewaltbereitschaft durch Zocken nicht im Geringsten das Problem selbst betrifft. Ich weiß, die obige Darstellung ist brutal vereinfacht, trifft aber letztlich den Kern. Du siehst: Wirtschaft ist Staat ist Kultur ist Sozialmaßnahmen ist Wirtschaft... Ein gigantischer Kreislauf, in dem das Gewaltpotenzial von Computerspielen eine verschwindend geringe Rolle spielen.
carry (Gast) - 23. Nov, 11:06
@löwe:
die kausalen wirtschaft-sozialsystem-szenarien, die man da herkonstriuieren kann, sind mir ja völlig klar, weswegen ich mehrfach darauf hinwies, das "er [der soziale nutzen] in einem angemessenen vehältnis" stehen muss, was wiederum das wirtschaftsargument als solches anzweifeln soll.
überspitzt dargestellt: WENN sogenannte killerspiele nachweislich einst gute, friedfertige menschen in amoklaufende gefühlsstumpfe massenmörder zu verwandeln im stande WÄREN, müssten sie auf gleicher ebene wie waffen betrachtet und als wirtschaftsgrundlage illegalisiert werden. deswegen halte ich es für illegitim, mit der wirtschaft zu argumentieren
So alt, so dumm
Wenn Emotionen beim Zocken hochkommen, dann ist das entweder Euphorie oder Wut. Aber nie auf einen anderen Spieler, sondern immer nur auf sich selbst bezogen: Weil man im sportlichen Wettkampf den anderen geschlagen hat (Euphorie), oder eben aus eigenen Unvermögen unterlegen ist (Wut auf sich selbst). So viel also zum Thema: Entwicklung von Gewaltbereitschaft.
Bei den Politikern stimme ich dem Dude völlig zu. Das sind Pappnasen, die sich der Meinung der ahnungslosen Massen anpassen, um billig Popularitätspunkte zu gewinnen. Und dabei unterschätzen sie, wie viel Geld jetzt schon mit Computerspielen in Deutschland gemacht wird, und wie wichtig dieser Sektor für die heimische High-tech Industrie ist, denn wer kauft sich schon die neuesten teuren Grafikkarten, wenn er die hardwarehungrigen Shooter nicht mehr zocken darf.
So viel Alter, so viel Unvernunft!
waffen- und drogenhandel wären wahrscheinlich auch wirtschaftlich rentable industriezweige.
Liebe Karen,
Du darfst auch nicht die Bedeutung junger hochbegabter Informatiker und Entwickler unterschätzen, die ihre Kreativität nutzen, um technisch anspruchsvolle und zugleich unterhaltende Software zu entwickeln. Unternehmen wie Crytec in Frankfurt sind das Aushängeschild für eine ganze Generation junger fähiger Deutscher, die auch international Erfolge feiern. Ein Verbot der Herstellung von "Killerspielen" würde viele dieser fähigen Köpfe ins Exil treiben. Aber auch jetzt schon denken, viele daran, dass Computerspiel-Entwicklungsland Deuschland zu verlassen.
Denn wusstest du, dass andere Staaten (z. B. USA und Frankreich) ambitionierte Spieleschmieden staatlich fördern?! Und der Clou: Im Gegensatz zu der in Deutschland geförderten Filmindustrie, die immer ein Minusgeschäft bleibt, kann Frankreich und die USA Geld mit ihrer Förderung an Computerspielen verdienen und dieses Geld in die anderen Kulturformen (Film und Theater) stecken. Ja, ich betrachte Computerspiele als Kulturform!
Deshalb finde ich es doch einigermaßen abwegig, die Spiele- und Computerindustrie mit Waffen- und Drogenhandel zu vergleichen, wie du es tust. Und den Zusammenhang von Computerspielen und Gewaltbereitschaft halte ich bei gesunden Menschen ohnehin für Blödsinn.
in diesem fall sind wir völlig einer meinung, dass ein verbot dieser computerspiele keinen entsprechenden nutzen brächte, dennoch finde ich das argument der wirtschaftskraft fehl am platze. reiner ökonomischer nutzen darf niemals oberste prämisse sein. ökonomische gründe sind es nämlich auch (nicht nur), die schulpsychologenstellen wegrationalisieren, bzw. gar nicht erst ermöglichen.
der vergleich war zweifelsfrei provokativ, sollte aber vor allem gegen die art der argumentation gehen.
den zusammenhang zwischen gewaltbereitschaft und computerspielen würde ich nicht prinzipiell ausschließen, allerdings stellt sich die frage, worin genau dieser zusammenhang besteht.
Der Bund verbietet so genannte "Killerspiele". Daraufhin müssen die Werke von AMD und Infineon in Dresden schließen, weil dem Betrieb die Einnahmen aus dem Computerspielgeschäft fehlen. Daraufhin fallen die Steuern der Betriebe weg - der Stadt fehlt Geld. Dann werden tausende arbeitslos - die wiederrum weniger kaufen und der Stadt weniger Gewerbesteuer einbringen. Dresden fehlt die Einnahmen aus dem Hightech-Sektor und muss in der Kultur kürzen. Das Festival am Elbufer fällt aus. Die tausenden neuen Arbeitslosen leben von der Sozialhilfe und der Staat hat wiederrum weniger Geld für Soziales und letztlich auch für Schulen, die den Schulpsychologen rauswerfen müssen. Der wiederum erkennt nicht, weil er nicht da ist, dass ein neuer Bastian/Robert von seinen Eltern vernachlässigt wird, weil der Vater nach der Entlassung von AMD an der Flasche hängt. Bastian kann sich nicht ablenken, weil das Festival am Elbufer ja aus Kostengründen abgesagt wurde und weil sein Jugendclub letzte Woche schließen musste. Daraufhin beschließt er, sich an all denen zu rächen, die seiner Meinung nach an seinem Unglück schuld sind. Und geht in die Schule...
Du siehst: All das hat so wenig mit Computerspielen zu tun, dass die reine Diskussion über erhöhte Gewaltbereitschaft durch Zocken nicht im Geringsten das Problem selbst betrifft. Ich weiß, die obige Darstellung ist brutal vereinfacht, trifft aber letztlich den Kern. Du siehst: Wirtschaft ist Staat ist Kultur ist Sozialmaßnahmen ist Wirtschaft... Ein gigantischer Kreislauf, in dem das Gewaltpotenzial von Computerspielen eine verschwindend geringe Rolle spielen.
die kausalen wirtschaft-sozialsystem-szenarien, die man da herkonstriuieren kann, sind mir ja völlig klar, weswegen ich mehrfach darauf hinwies, das "er [der soziale nutzen] in einem angemessenen vehältnis" stehen muss, was wiederum das wirtschaftsargument als solches anzweifeln soll.
überspitzt dargestellt: WENN sogenannte killerspiele nachweislich einst gute, friedfertige menschen in amoklaufende gefühlsstumpfe massenmörder zu verwandeln im stande WÄREN, müssten sie auf gleicher ebene wie waffen betrachtet und als wirtschaftsgrundlage illegalisiert werden. deswegen halte ich es für illegitim, mit der wirtschaft zu argumentieren