Grenzerfahrung NDR
Ich wusste es nicht besser. Oder war vielleicht auch nur unglaublich 15. Oder 16. Die LAN-Party war für unsere verkaffte Stadt schon recht groß, knapp 500 Leute. Wir haben gezockt, "Counter-Strike", eine der frühen Versionen. Der NDR war da und drehte ein kurzes Feature über LAN-Partys im Allgemeinen und unsere im Speziellen.
Warum ich mich bereit erklärt habe, den vorurteilsüberladenen Medienmenschen die "Faszination Ballerspiele" näher zu erläutern, weiß ich selbst nicht mehr so genau; vermutlich eine Mischung aus jugendlichem Übermut, Sendungsbewusstsein der "Zocker-Community" und blanker, blöder Dummheit.
Ich sagte ein paar ganz annehmbare Sätze über den Teamcharakter und die sportlichen Aspekte der Spiele, stotterte nur ein wenig, bevor es dazu kam: Aus mir brach sich der Wahnsinn Bahn, und zwar in Form eines bierernsten "Und außerdem finde ich das alles immer noch besser als richtigen Krieg!" Schon während ich es sagte, wurde mir klar, dass nichts außer diesem enorm dämlichen Zitat im Beitrag auftauchen würde.
Etwa eine Woche lang redete ich mir die Sache schön, bis ich den Beitrag sah: Oberflächliche Off-Kommentare über Technik und Kultur der Zocker, ein paar Kameraschwenks durch die Halle, Close-Ups von Zockern beim "Ballern", dann ein anderer Zocker im Interview, und dann: Ich. Keine 5 Sekunden reichten den Autoren des Beitrags, um aus mir das personifizierte Klischeebild eines PC-Freaks zu machen: Schlecht angezogen, mit Augenrändern, Pickeln und einem zusammenhangslosen und deplatzierten Zitat war ich in Sekunden zum Computerdeppen degradiert worden, dem Ahnungslosen, dem Idioten. Noch wochenlang konnte ich mir die Häme meiner Kumpels anhören, die mich nachäfften, schon bei der nächsten LAN gab es den Bericht als Video. Naja, aus Fehlern lernt man, seitdem überlege ich mir Äußerungen in Bild und/oder Ton genauer.
Eigene Erfahrungen mit den Medien? Comments, please!
Warum ich mich bereit erklärt habe, den vorurteilsüberladenen Medienmenschen die "Faszination Ballerspiele" näher zu erläutern, weiß ich selbst nicht mehr so genau; vermutlich eine Mischung aus jugendlichem Übermut, Sendungsbewusstsein der "Zocker-Community" und blanker, blöder Dummheit.
Ich sagte ein paar ganz annehmbare Sätze über den Teamcharakter und die sportlichen Aspekte der Spiele, stotterte nur ein wenig, bevor es dazu kam: Aus mir brach sich der Wahnsinn Bahn, und zwar in Form eines bierernsten "Und außerdem finde ich das alles immer noch besser als richtigen Krieg!" Schon während ich es sagte, wurde mir klar, dass nichts außer diesem enorm dämlichen Zitat im Beitrag auftauchen würde.
Etwa eine Woche lang redete ich mir die Sache schön, bis ich den Beitrag sah: Oberflächliche Off-Kommentare über Technik und Kultur der Zocker, ein paar Kameraschwenks durch die Halle, Close-Ups von Zockern beim "Ballern", dann ein anderer Zocker im Interview, und dann: Ich. Keine 5 Sekunden reichten den Autoren des Beitrags, um aus mir das personifizierte Klischeebild eines PC-Freaks zu machen: Schlecht angezogen, mit Augenrändern, Pickeln und einem zusammenhangslosen und deplatzierten Zitat war ich in Sekunden zum Computerdeppen degradiert worden, dem Ahnungslosen, dem Idioten. Noch wochenlang konnte ich mir die Häme meiner Kumpels anhören, die mich nachäfften, schon bei der nächsten LAN gab es den Bericht als Video. Naja, aus Fehlern lernt man, seitdem überlege ich mir Äußerungen in Bild und/oder Ton genauer.
Eigene Erfahrungen mit den Medien? Comments, please!
DeDe - 3. Apr, 17:37
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Columbia - 3. Apr, 19:54
Du wirst automatisch zur Medienhure wenn Du einen Kommentar @ TV/Medien abgibst. Nichts ist authentisch. Da sind schon manche Leute dran zugrunde gegangen :-( Wir sollten nicht nur Äußerungen in Bild/Ton genauer überlegen, wir sollten es der RTL2/Sat1-Mittagstalk-Gesellschaft überlassen... Damned.
piesty - 4. Apr, 09:52
Ja, ja, die bösen Medien ;-)
So sind sie nun mal. Da hat der Redakteur sich seine Geschichte schon zurecht gelegt, weiß genau, was er mit dem Beitrag sagen will, und dann kommt der DeDe um die Ecke und tut dem Redakteur einen Riesen-Gefallen. Dafür hätte er dir eigentlich danken sollen.
Aber im Ernst: Der Umgang mit Medien ist wirklich nicht gerade einfach, wie (@ DeDe) wir im Einführungsseminar Medienwissenschaft auch am Beispiel Osthoff diskutiert haben. Es lässt sich daran auch erkennen, welcher Journalist nur an seiner "tollen Story" interessiert ist oder aber an einer die Realität nicht vollends entstellenden Darstellung der Ereignisse. Zur Not schiebst du also das nächste Mal besser ein "Der letzte Satz bleibt aber unter Drei" nach. ;-)
Aber im Ernst: Der Umgang mit Medien ist wirklich nicht gerade einfach, wie (@ DeDe) wir im Einführungsseminar Medienwissenschaft auch am Beispiel Osthoff diskutiert haben. Es lässt sich daran auch erkennen, welcher Journalist nur an seiner "tollen Story" interessiert ist oder aber an einer die Realität nicht vollends entstellenden Darstellung der Ereignisse. Zur Not schiebst du also das nächste Mal besser ein "Der letzte Satz bleibt aber unter Drei" nach. ;-)
Jens (Gast) - 4. Apr, 22:38
naja, die geschichte steht im vorraus nunmal fest. es lohnt sich daher, genau nachzufragen, was denn eigentlich die kernaussage sein soll und in welcher rolle sie dich da eingeplant haben. journalisten sind normalerweise ehrlich und dann kannst du abschätzen, ob du mitmachst. letztlich kannst du davon ausgehen, daß alles, was du sagst, das nicht in den fahrplan passt, rausfliegen wird.
wie ich selbst mit diesen umständen zurechtkomme, kann ich dir in kürze erzählen.
wie ich selbst mit diesen umständen zurechtkomme, kann ich dir in kürze erzählen.
Grosse Koalition - 5. Apr, 13:56
Gewalt in Berlin
Nicht zu Unrecht hat der Leiter der Rütli-Schule in Neukölln die Medienberichterstattung kritisiert.
Mehrere Redakteure sollen nämlich Schüler Geld angeboten haben, damit sie Horrorgeschichten aus ihren Alltag der Öffentlichkeit präsentieren können.
Die Grenze zwischen Berichterstattung und Meinungsmache wird viel zu häufig überschritten. Die BILD steht da leider nicht allein als Buhmann da.
Mehrere Redakteure sollen nämlich Schüler Geld angeboten haben, damit sie Horrorgeschichten aus ihren Alltag der Öffentlichkeit präsentieren können.
Die Grenze zwischen Berichterstattung und Meinungsmache wird viel zu häufig überschritten. Die BILD steht da leider nicht allein als Buhmann da.
SanMiguel - 7. Apr, 00:38
Medienwirklichkeit
Tja..und das ist sie, die liebe Medienwirklichkeit.
Man muss irgendwie zu einer - halbwegs brauchbaren - Geschichte kommen und selbst wenn die meisten Redakteure dafür nicht "über Leichen gehen", die Blamage eines Kommentargebers kann man da schonmal locker in Kauf nehmen, wenns den eigenen Bericht in die gewünschte Richtung treibt.
Das nennt man dann wohl investigativen Journalismus...
Man muss irgendwie zu einer - halbwegs brauchbaren - Geschichte kommen und selbst wenn die meisten Redakteure dafür nicht "über Leichen gehen", die Blamage eines Kommentargebers kann man da schonmal locker in Kauf nehmen, wenns den eigenen Bericht in die gewünschte Richtung treibt.
Das nennt man dann wohl investigativen Journalismus...
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