Dienstag, 4. Mai 2010

Alte Helden (II): Bush

Bush waren mal ganz kurz die neuen Nirvana - nicht nur, weil Frontmann Gavin Rossdale ähnlich gutaussehend und charismatisch war, auch wegen ihres grungigen Sounds. Danach waren sie immerhin noch eine englische Alternative-Rock-Band mit einigen großartigen und einigen sehr guten Songs (das alles übrigens ziemlich genau in der Zeit zwischen den Amtszeiten der gleichnamigen amerikanischen Präsidenten).

Ich war der Band schnell verfallen, nicht nur, weil ein Freund von mir sie quasi ununterbrochen hörte, sondern auch, weil sie unter ihrem rauen Gitarrencharme massenweise Melodien zu bieten hatte (im Punk ging es mir mit Bad Religion ganz ähnlich). Das erste Album "Sixteen Stone" dürfte schon ihre Definition gewesen sein, auf dem dritten "The Science Of Things" kamen elektronische Elemente hinzu, das vierte und letzte Werk floppte schließlich.

Ich habe vermutlich kaum einen Song so oft auf der Gitarre nachgespielt, wie die Ballade "Glycerine" vom Debüt. Ähnlich gut gefiel mir dann nur noch das hymnische "Warm Machine", das für mich all die hochmeldosiche Lärmigkeit der Band in sich vereint. Man erinnert sich gern daran, wenn man sich ansieht, was Gavin Rossdale heute so macht.

Alte Helden (I): Tori Amos

Manche Musiker, die für mich vor Jahren sehr wichtig waren, sind im Laufe der Zeit in meiner Erinnerung ein wenig verblasst. An einige möchte ich mich in den nächsten Tagen erinnern.

Tori Amos hat mich vor über 10 Jahren unmittelbar fasziniert: Einerseits die kühle, feministische Erotik, provokant und lasziv von einer Diva in Szene gesetzt, andererseits die fragile Schönheit einer verletzten, emotionalen jungen Frau. "Little Earthquakes", Amos' erstes Album unter ihrem Namen, ist ein musikalischer Befreiungsschlag ungekannter emotionaler Intensität, so verstörend schön geraten, dass mir Songs wie "Silent all these years", "Precious Things" oder "Me and a gun" (Amos verarbeitet hier in einem A-Capella-Track ihre erst kurz zurückliegende Vergewaltigung) immer noch Schauer über den Rücken jagen.

Das Prachtstück aber ist für mich "Winter": Märchenhafte Metaphern von weißen Pferden und eine idyllische Winterkulissedienen Amos als Ausgangspunkt, von dem aus sie ihre tiefsten Gefühle über die Liebe und das Loslassen zwischen Vater und Tochter schreibt, und in den man eine Reflektion über die Entwicklung von kindlicher Unschuld zu einer selbstbewussten, emanzipierten jungen Frau und Künstlerin hineinlesen kann. Von zartem Gesang und wohl gesetzten Klavierakkorden erhebt sich das Stück schließlich mit dezenten Streichern zu einem vielfarbigen und -deutigen Reigen - kühl, beschädigt, aber wunderschön.



Anbetungswürdig. (Wie auch ihr "Smells Like Teen Spirit"-Cover von Nirvana.)

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