Mittwoch, 21. Oktober 2009

Tschüss, eBay!

Schade eigentlich, dass eBay anderen Negativ-Beispielen folgt und seine Preispolitik langsam aber sicher dramatisch kundenunfreundlich gestaltet: Neuerdings erzwingt das Online-Auktionshaus bei CDs und Büchern den kostenlosen Versand. Was für jeden, der bisher gebrauchte Ware für einen Euro Startpreis kostenlos angeboten hat, potenzielle Verluste durch Versandkosten bedeutet, weil diese leicht den Kaufpreis übersteigen können. Von der Alternative - nämlich höheren Startpreisen - profitiert nur eBay, nämlich doppelt durch die Startgebühren und die höhere Verkaufsprovision, wenn die Versandkosten in den Kaufpreis verlagert werden. Käufer und Verkäufer sind gef****. Naja, www.hood.de soll sehr gut sein.

Martin Sonneborn und der WDR

Martin_Sonneborn"So ätzt Ex-Titanic-Chef Sonneborn bei "Zimmer frei"" ätzt heute früh Die Welt in bester Springer-Tradition, "Kein Skandal, nur Langeweile" zeigt sich rp-online pikiert, "Wie Martin Sonneborn bei "Zimmer frei" den Fiesling gab" titel Der Westen etwas irreführend, beim Tagesspiegel hieß es etwas milder "Der das Spiel verdirbt". Über eine Sendung der beliebten WDR-Unterhaltungsshow mit dem Satiriker als Gast. Was war Geschehen?

Bereits im September war die Episode der Sendung aufgezeichnet worden. Dann wurde bekannt, die Folge würde nicht ausgestrahlt, weil sie laut Redaktionsaussagen inhaltlich "unseren Maßstäben nicht" genügt hätte. Die Medienlandschaft hatte etwas zum skandalisieren, und Sonneborn zeigte sich irritiert. Erst nach der öffentlichen Debatte und Zuschauerprotesten ruderte der WDR zurück und zeigte die Folge gestern ins Nachtprogramm verbannt ab 0.15 doch.

Was dort zu sehen war, war so erwart- wie streitbar: Wer Sonneborn in den letzten Wochen, Monaten und Jahren beobachtet hat, musste wissen, dass der vieles ist: PARTEI-Vorsitzender, Titanic-Herausgeber, Spam-Macher bei SpiegelOnline, Heute-Show-Außenreporter, Aktionist, Publizist, Satiriker. Aber eines war der Medienprofi öffentlich nie: Privatperson.

Schon in der Bitte an Sonneborn, er möge doch für die kuscheligen Innenansichten der Show auf seine "Rolle" verzichten, drückte sich das ganze Missverständnis der Sendung aus: Einer wie Sonneborn ist die Rolle. Das Satire in solcher Konsequenz wehtut, bekamen Götz Alsmann und vor allem Christine Westermann in der Folge zu spüren: Zwar hangelten sich die Moderatoren tapfer an ihrem Erfolgskonzept "Stars mal ganz privat" entlang, doch Sonneborn ließ beide mit der bunten Harmlosigkeit der Sendung auflaufen. Christine Westermann war die Angst vor dem Gast anzusehen, dem sie bereits mit ihrer Ankündigung, er habe "die WM 2004" nach Deutschland geholt, ins Messer lief. "Beinahe ein guter Witz" sei das gewesen, stichelte Sonneborn über den Versprecher. Die Spielchen machte der Satiriker halbherzig und widerwillig mit, das private Gespräch mit Christine Westermann eskalierte dagegen völlig: nachdem die Moderatorin in jedem zweiten Satz vorschob, nun einmal über den ganz privaten Martin Sonneborn reden zu wollen, fiel der nur noch lustvoller in seine Rolle als Partei-Vorsitzender, woraufhin Westermann entnervt aufgab: "Ich gehe dann schonmal wieder runter, sie kommen dann nach, ja?"

So sah man eine Stunde, die sich als Grabenkampf um die Rolle des Gastes Sonneborn mit Schweigen und Meta-Diskurs manchmal äußerst zäh hinzog - und genau aus diesem Grund großartige Fernsehunterhaltung war. Sonneborns Auftritt war in bester Satire-Tradition ein subversiver Angriff auf die bestehende Fernseh-Ordnung, ein Moment der Selbsterkenntnis für Publikum, Redakteure und Moderatoren. Durch seine Haltung hatte er die Konturen des Formats, das man längst als selbstverständlich hinnimmt, bis zur Kenntlichkeit entstellt. Selbstredend war es für alle, die mit der angestammten "Zimmer frei"-Erwartungshaltung in die Sendung gingen eine Provokation, weil dieses aggressive und schmerzhafte Humorveständnis längst nicht jedem liegt. Auch nicht dem Studiopublikum: Ungewohnt offen zeigten 50% der Zuschauer Sonneborn am Ende die rote Karte. Dessen lakonischer Kommentar: "50% Zustimmung - mehr kann ein Politiker doch heute gar nicht mehr erwarten."

UPDATE: DWDL fasst es gut zusammen.

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