Dienstag, 29. November 2005

Computer Netzwerke = Soziale Netzwerke

Erläuterungen zum Post: Bezugstext für mein Posting ist "Living Networked in a Wired World" von Barry Wellman und Keith Hampton. Ich setze mich mit dem zweiten Teil des Textes auseinander, Teil 1 und 3 sind über Links in Sascha's und Christian's Blog zu erreichen.

Teil 1 (Sascha's Blog)

Computer Netzwerke sind soziale Netzwerke
Im Kern beschreibt der Text die Auswirkungen von Computernetzwerken als Infrastruktur von sozialen Netzwerken.
Wie beeinflussen Macht und Status die computer mediated relationships (CMC)? Wie vermischen sich Online- und Offlinebeziehungen? Wie sind Computernetzwerke und soziale Netzwerke verflochten?
Wellman und Hampton kommen zu dem Schluss, dass technischer Fortschritt automatisch Einfluss auf soziale Beziehungen nach sich zieht und charakterisieren vor diesem Hintergrund die technischen Aspekte des Internets 2005 und ihren Einfluss im Sozialen:

Typische Charakteristiken des "WEB 2.0" wie hohe Geschwindigkeit des Daten- und Informationsaustausches, Vielfalt und Komplexität der Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten miteinander und die hohe Verfügbarkeit und einfache Zugänglichkeit des Internets kombinieren Beide zu folgenden Erkentnissen:

- die Installation und Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen im Internet oder mittels des Internets bedeutet keinesfalls eine Abkehr von face-to-face Kommunikation. Stattdessen führt die Tatsache, das Internetnutzer von Zuhause schnell und unkompliziert viele soziale Beziehungen unabhängig von Zeit und Entfernung pflegen können (z.B. per E-Mail) sogar zu einer Stärkung der sozialen Beziehungen innerhalb der Familienmitglieder im Haushalt

- soziale Beziehungen werden also nicht auf das Internet verlagert, sondern lediglich um diese Plattform ergänzt

- Obwohl das Internet Beziehungen über große Entfernungen in alle Teile der Welt ermöglicht, haben z.B. 57% aller E-Mails weltweit einen lokalen Bezug. Die technischen Möglichkeiten, mit aller Welrt kommunizieren zu können, stärken also paradoxerweise die lokalen Beziehungen. Das ist eine Dimension von "Glokalisation".


Ich stimme mit Wellman und Hampton überein. Aus eigener Erfahrung kann ich die Beobachtung nur bestätigen, dass die medialen Kommunikationsmöglichkeiten des Internets eine Ergänzung schon bestehender sozialer Beziehungen sind. Die freie Zeit, die mir z.B. ein IM-Chat mit mehreren Personen oder eine Skype-Telefonkonferenz verschafft, nutze ich tatsächlich, um lokale Beziehungen offline zu intensivieren. Sinnvoll finde ich auch, die Behauptungen nach den Regeln der Soziologie anhand von empirischen Daten zu belegen.

Ansatzpunkte zur kritischen Auseinandersetzung sehe ich dennoch: ein Punkt, den der Text nicht berücksichtigt, ist z.B. Suchtpotential. Bei Internet-, Chat-, oder PC-Spielsüchtigen findet kein gesundes Verhältnis von On-/Offlinebeziehungen mehr statt. Dieser nächste gedankliche Schritt zur Problematisierung ihrer richtigen Ideen fehlt mit bei Wellman und Hampton.

Teil 3 (Christian's Blog)

Zerstört BILD!

Wer ab und an Bus fährt und nicht blind durch die Gegend läuft, hat längst eines der Plakate an den Haltestellen gesehen. "Lest keine BILD", "BILD muss weg" oder "Zerstört BILD" fordern fiktive Institutionen wie der "Bund der bestochenen Schiedsrichter" da vom Leser.

Die provokante Kampagne stammt dabei natürlich von der BILD Zeitung selbst bzw. deren Hamburger Haus-Werbeagentur Jung von Matt. Details zu dem Thema kann man auf Focus Online und bei Telepolis nachlesen.

Das ist seit langem die erste Kampagne, die ernsthaft meine Aufmerksamkeit erregt hat... aus der Sicht eines Werbemachers absolut gelungen! Soviel muss ich als BILD-Kritiker dann doch zugestehen...

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