Ich habe die Dunkelheit in mir kultiviert. Lebe fast wieder wie damals, in den Extremen, bin tot, oder lebe, wie es dem Moment gerade gefällt. Mein Kopf ist eine Waffe, permanent auch mich selbst gerichtet, jeder Gedanke eine potentielle Kugel, die mich mehr zerstört. Das Leben ist ein grausamer Scherz und man zahlt für alles Gute, das man erfährt, den doppelten Preis zurück, wenn es geschwunden ist...
Mein Lachen hat gelitten. Mühsam bahnt es sich seinen Weg durch die Schwermut in der Brust, wie Mauern muss es sie durchbrechen, bis in meinem Gesicht nur noch ein kraftloser Rest davon ankommt, so sehr ich mir auch wünschte, es wäre anders. Meine Lebensfreude hat sich vor dem Gift der Einsamkeit schutzsuchend an einen sicheren Ort zurückgezogen, den sie nur noch selten verlässt. Welche Gnade ist dem zuteil, der das Fehlen von etwas nie bemerkt...

"Wish I was too dead to cry
My self-affliction fades
Stones to throw at my creator
Masochists to which I cater
You don't need to bother;
I don't need to be
I'll keep slipping farther
But once I hold on,
I won't let go 'til it bleeds"

- Stone Sour, "Bother"

Corey spielt "Bother" nicht, und ich versinke in Erinnerungen an 2003... dieses Mal habe ich das Handy nicht aufgeladen, weil ich niemandem schreiben muss, und noch mehr vielleicht, weil ich hier verlorengehen will, in der Musik, an diesem Ort, der die Menschen unter einem Meer aus Anonymität begräbt. Möchte nichts bedeuten und mich darin gut fühlen, weil jeder Wunsch nach Bedeutung und Aufmerksamkeit den Schmerz zurückbringen kann, der mich verfolgt.

"So I made a big mistake
Try to see it once my way
Am I wrong?
Have I run too far to get home?
Have I gone?
And left you here alone?
If I would, could you?"

- Alice In Chains, "Would?"

Sie ist weg. So einfach ist es. Ich habe sie verlassen, doch sie ist noch bei mir. Es sollte leicht sein, dabei ist es nie leicht. Verdammter Narr...! Es schmerzt, sich selbst von der Liste zu streichen. Mehr schmerzt jedoch der neue Name, der in ihrer Handschrift dort eingetragen ist... ich tauche wieder auf, Alice In Chains sind vorbei.

"WHERE'S THE FORTUNATE FUTURE?
WHERE DOES OUR FORTUNATE FUTURE COME?

DICK MEN
FUCK OFF FUCK OFF
AND WIPE
(GET BACK MY MERRILY MEMORY)"

- Dir En Grey, "-Saku-"

Vertontes Leiden. In seinem brutalen Schmerz gibt mir der Sänger eine Chance der Reinigung, der Karthasis. Er leidet für mich und ich bin ihm dankbar. Vielleicht zieht mich das an der Band an, die Kompromisslosigkeit, die mir das Herz aus der Brust reißt und es heil und frei wieder einsetzt. Ein guter Moment...

"Weißt Du was Du mir bedeutest
auf einem Platz in meinem Herz
steht Dein Name an der Wand
und ich Ich will, dass Du es erfährst
Ich werde immer an Dich glauben
egal was auch passiert
Manche singen von ihm
Ich sang Dir ganze Zeit von Dir."

- Tomte, "Ich sang die ganze Zeit von dir"

Bei Tomte ist es so schön, und doch ist da die ganze Zeit dieses Gefühl, diese Leere im Ich, die sich nicht verdrängen lässt. Ich singe schon lange von Ihr, doch Sie kennt nicht einmal die Melodie und will sie nicht kennen... Aber ich kann das Lied nicht vergessen. In meinem Herz stehen viele Menschen an der Wand, und von einigen der wichtigsten muss ich getrennt sein, so oft, so oft und zu sehr.

"you move like I want to
to see like your eyes do
we are downstairs where
no one can see
new life break away
tonight I feel like more"

- Deftones, "Digital Bath"

Die Wut, große Schwester des Leids.Die Deftones sind inspirierend. Dunkel und düster, mit Hang zum (Selbst-)Zerstörerischen wandelt Chino über die Bühne, ja, er will unterhalten, aber mir liefert er einen Kanal, in den all das zähe, schwarze Unbekannte fliessen kann, das sich in mir sammelt. Und immer wieder wünsche ich, Sie könnte es sehen. Oder mich. Oder ich Sie.

"I need somebody, someone
Can somebody help me?
All I need is some pain
Not just for me"

- Korn, "Somebody, Someone"


Korn lassen keine Zeit zum Fühlen. Eine Weile bin ich frei von den Dämonen, die mich quälen, schreie kraftvoll und aufgerichtet Zeilen von Schmerz und Wut. Da ist viel Dunkelheit im Spiel, Musik und Text sind davon durchtränkt... es wird zurückkommen, wie immer, nur ein flüchtiger Moment der Ruhe.

"I know the pieces fit cuz I watched them fall away
Mildewed and smoldering. Fundamental differing.
Pure intention juxtaposed will set two lovers souls in motion
Disintegrating as it goes testing our communication
The light that fueled our fire then has burned a hole between us so
We cannot see to reach an end crippling our communication."

- Tool, "Schism"

Perfektion auf der Bühne, das Gegenteil im Kopf. Mein Schisma sitzt tief, die Kommunikation seltsam fremd, sie hat ihre Essenz, ihr Leben verloren... ich bin getrennt von Ihr, von Ihr, von zu Vielem, wonach ich dürste... zu oft, zu sehr. Ich weiß nciht, ob ich die Teile zusammenfügen kann, vielleicht sind sie längst zerbrochen oder waren nie ganz.

"Heartbreak's a blessing
But you don't know it then
It likes to mess your mind up
Heartbreak's your best friend"

- Danko Jones, "Heartbreak's a blessing"

Danko macht Mut, aber auch er kann nur für die Dauer eines Songs die Blutung versorgen, die Krankheit heilen kann er nicht. Schwach fühle ich mich, die Leere ist nicht zu füllen. Allein bin ich nicht, nur einsam.

"Never opened myself this way
Life is ours, we live it our way
All these words I don't just say
and nothing else matters"

- Metallica, "Nothing Else Matters"

Rückwärts war in meinem Leben nie eine Richtung und wird es nie sein. So bin ich nicht, nie wollte ich Dinge rückgängig machen; nur mit dem Wissen um das Alte etwas Neues schaffen. Und doch beschleicht mich das Gedankenspiel um Flucht nach hinten... Nie so offen gewesen, unser Leben gelebt, meine Worte mehr als nur gesagt... Immer wieder der Wunsch, der Gedanke: Wenn Sie da wäre...

"she's all I got
I really like her a lot
she's really hot
I'm the i and she's the dot"

- Turbonegro, "If you see Kaye (Tell her I L-O-V-E her)"

Alle Dinge sind Sie, die Absperrung, an der wir schon standen, die Band, die wir sahen, alles. Und trotzdem tanze ich jetzt. I party melancholy away.

"My, oh my
A song to say goodbye
A song to say goodbye
A song to say...
For our innocence was lost
You were always one of those
Blessed with lucky sevens
And a voice that made me cry"

- Placebo, "Song to say Goodbye"

Ihre Stimme macht mich still, auf eine seltsame Weise legt sich ein Schleier auf Zunge und Kehle, den die Worte nicht durchdringen können. Das Reden fällt schwer, kostet Mühe, wenn Sie diesen Zauber auf mich legt. Sie ist so gut dabei, das mir die Tränen kommen müssten, wenn ich nicht längst zu Stein geworden wäre. Ich sage niemals Goodbye, denn das kann ich nicht, so ist es nciht bei mir. Wenn Sie wieder von mir geht sage ich "Bis Bald"... es ist das Einzige, was ich je sagen werde.