Gleichzeitigkeit & Ambiguität
Nahezu alles, was ich hier schreibe, stand - wie immer - anderswo so ähnlich oder im Ansatz auch schon. Ich bin aber für die umfassende Link-Suche gerade zu faul.
Viele Menschen haben kein Konzept von Gleichzeitigkeit & Ambiguität. Das dachte ich bei mir, als Mitmenschen den Guttenberg-Abgang damit Abbügeln wollten, dass es ja in Libyen und Ägypten dringendere Probleme gäbe. Und das denke ich auch jetzt, wenn Mitmenschen andere dafür kritisieren, dass sie vor dem Hintergrund einer historischen Natur-/Reaktorkatastrophe fragen, was diese Ereignisse für den eigenen Fischstäbchen-Konsum oder Urlaub bedeuten, oder das Ereignis instrumentalisieren, um den deutschen Atom-Ausstieg voranzutreiben. Unabhängig davon, dass man solche Haltungen für zynisch halten kann, und sachlich darüber debattieren kann, welche Konsequenzen zu ziehen sind: Ich kann mich mit libyschen Rebellen solidarisch fühlen, und mich gleichzeitig fragen, ob jetzt wohl Benzin teurer wird. Ich kann auch bestürzt über das Unglück in Japan sein, und überlegen, ob ich meinen Kindern jetzt ein halbes Jahr keinen Fisch aus dem Pazifik auf den Teller packe. Diese auch teils widersprüchliche Haltung ist ansich nicht sonderlich ungewöhnlich, sie lässt sich leicht psychologisch begründen: Sie dient dem Überleben. Die permanente Konzentration auf und Identifikation mit dem Übel der Welt wäre nichtmal kurze Zeit auszuhalten. Im Sinne unserer psychischen Gesundheit tun wir also gut daran, tragische Ereignisse zu rationalisieren, erst so geben wir ihnen eine emotionale Größe, die wir bewältigen können (again: mit Recherche ließe sich das psychologisch noch weit differenzierter ausdrücken). Darüber hinaus ist der Mensch eben auch egoistischer, als er empathisch ist (im Mittel) - auch das eine Überlebensstrategie.
Und zu guter Letzt: Ich kann zwar den Impuls verstehen, sich über jene zu empören, die offensichtlich nicht so menschlich reagieren, wie man sich das vorstellt und stattdesen an sich denken. Man tut ihnen aber evtl. Unrecht, man kennt sie ja nicht, weiß nicht, wieviel sie gespendet haben, jeden Tag für die Gesellschaft tun oder wie nahe ihnen all das geht. Die elitäre Arroganz, mit der dann anderen nahegelegt wird, wie sie sich moralisch zu verhalten hätten, finde ich eher eklig. Und letzlich ein bisschen irrational: Hilft es japanischen Fischereien, wenn man sie jetzt boykottiert? Oder dem japanischen Tourismus, wenn man nun seinen Urlaub dort streicht?
Viele Menschen haben kein Konzept von Gleichzeitigkeit & Ambiguität. Das dachte ich bei mir, als Mitmenschen den Guttenberg-Abgang damit Abbügeln wollten, dass es ja in Libyen und Ägypten dringendere Probleme gäbe. Und das denke ich auch jetzt, wenn Mitmenschen andere dafür kritisieren, dass sie vor dem Hintergrund einer historischen Natur-/Reaktorkatastrophe fragen, was diese Ereignisse für den eigenen Fischstäbchen-Konsum oder Urlaub bedeuten, oder das Ereignis instrumentalisieren, um den deutschen Atom-Ausstieg voranzutreiben. Unabhängig davon, dass man solche Haltungen für zynisch halten kann, und sachlich darüber debattieren kann, welche Konsequenzen zu ziehen sind: Ich kann mich mit libyschen Rebellen solidarisch fühlen, und mich gleichzeitig fragen, ob jetzt wohl Benzin teurer wird. Ich kann auch bestürzt über das Unglück in Japan sein, und überlegen, ob ich meinen Kindern jetzt ein halbes Jahr keinen Fisch aus dem Pazifik auf den Teller packe. Diese auch teils widersprüchliche Haltung ist ansich nicht sonderlich ungewöhnlich, sie lässt sich leicht psychologisch begründen: Sie dient dem Überleben. Die permanente Konzentration auf und Identifikation mit dem Übel der Welt wäre nichtmal kurze Zeit auszuhalten. Im Sinne unserer psychischen Gesundheit tun wir also gut daran, tragische Ereignisse zu rationalisieren, erst so geben wir ihnen eine emotionale Größe, die wir bewältigen können (again: mit Recherche ließe sich das psychologisch noch weit differenzierter ausdrücken). Darüber hinaus ist der Mensch eben auch egoistischer, als er empathisch ist (im Mittel) - auch das eine Überlebensstrategie.
Und zu guter Letzt: Ich kann zwar den Impuls verstehen, sich über jene zu empören, die offensichtlich nicht so menschlich reagieren, wie man sich das vorstellt und stattdesen an sich denken. Man tut ihnen aber evtl. Unrecht, man kennt sie ja nicht, weiß nicht, wieviel sie gespendet haben, jeden Tag für die Gesellschaft tun oder wie nahe ihnen all das geht. Die elitäre Arroganz, mit der dann anderen nahegelegt wird, wie sie sich moralisch zu verhalten hätten, finde ich eher eklig. Und letzlich ein bisschen irrational: Hilft es japanischen Fischereien, wenn man sie jetzt boykottiert? Oder dem japanischen Tourismus, wenn man nun seinen Urlaub dort streicht?
DeDe - 23. Mär, 10:22
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks