Donnerstag, 13. Juli 2006

Nachlese: Summer Bashment (Trier, Ex-Haus)

Jaha, am Samstag war ich mal wieder bei nem Konzert, das Summer Bashment mit lokalen Bands, "Dendemann", "Panteon Rococo" und "I Wayne" rief.
Die lokalen Bands (insbesondere Chimezia) wollte ich bewusst nicht sehen, also erst gegen 18.00 Uhr ins Ex-Haus. Erster Schock: Fällt die Veranstaltung aus? Haben alle Headliner abgesagt? Ist heute nur Jugendtreff? Maximal 50 Leute lümmeln an den Wänden des Innenhofes etc. herum, an der Bühne steht keiner, ein lokaler Rapper unterhält maximal 10 Leute.
Ich ertrage den Typ, dann hole ich mir ein Bier und - Zack! - da ist schon der Hamburger HipHopper. Mikro, DJ-Pult mit Platten, einen DJ und Dendemann, mehr braucht es nicht für große Abendunterhaltung. Dendemann ist (trotz Mini-Publikum von 40 Leuten; Trer, wo bleibt dein Geschmack?) gut drauf und haut viel vom kommenden Album "DIe Pfütze des Eisbergs" raus; da sind ein paar echte Kracher bei, will ich haben! Später lästert er songtechnisch gekonnt über Gangster ab, dann will er Bademeister in seinem Leben sein und definiert damit den eigenen Anspruch. Was der Typ wortgewandt ist, die Texte und Rhymes sind einfach ganz, ganz groß; Hamburger HipHop war immer schon die Krone der Schöpfung, vom Stil her weit vorn und dabei nie zu ernst sondern immer mit Spaß an der Sache. Am Schluss spielt er dann noch "Es geht mir gut", "Hand aufs Herz" ist wegen drängelnder Veranstalter nicht mehr drin.

Denn da stehen schon Panteon Rococo bereit, um die Masse mit Ska zu verarzten. 1 Stunde lang spielen die 9 Mexikaner ein Ska-Feuerwerk nach dem nächsten, ohne große Pause, ohne viele Ansagen. Und das gefällt allen, so gut getanzt habe ich lange nicht mehr; einige Tänzer zieht es auf die Bühne und sie tanzen zwischen der Band. Als Zugabe nach über 1 1/2 Stunden dann endlich "La Carencia" und während des Songs lässt der Sänger den Veranstalter ein Plädoyer für die Solidarität mit der neuen Zapatisten-Bewegung in Mexiko verlesen. Wirklich gelungen, eine Wahnsinns-Party. Und alles mal wieder auf Armlänge!
Dann gehen ich und Annika, die ich vor Panteon Rococo getroffen habe, nach oben, um die erste Hälfte Fussball zu sehen. Diese geht ereignislos zuende und wir gehen zum Reggae von I Wayne. Mich hauts nicht um, so dass ich nach 20 Minuten den Heimweg antrete... Insgesamt eine schöne Veranstaltung abseits von Rock und Mainstream, wenngleich das Publikum mit HipHoppern, Jamaika-Mädchen und Ska-Alternative-es seltsam gemischt war, fast niemand hat alle drei Bands sehen wollen.
Auf dem Rückweg erfahre ich vom Autocorso, dass wir WM-Dritter sind...

Nachlese: R(h)einkultur 2006

Bevor es vergessen wird: Am Samstag nach dem fantastischen Freitag bin ich mit Thomas nach Bonn zur R(h)einkultur gefahren. Mit kleinen Anlaufschwierigkeiten bei der Wahl der richtigen S-Bahn kommen wir gegen 17:00 Uhr dort an, pünktlich zum rumschlendern, bevor kurz darauf Muff Potter die Bühne entern.
Die Band um Sänger und Gitarrist Nagel macht ne gute Show, macht Laune da zuzusehen, gute Texte, gute Stimmung. Und weil Hundred Reasons abgesagt haben, spielen sie dann einfach ein bisschen länger.
Madsen sind danach gewohnt sympathisch (Kumpels von mir haben vor Jahren zusammen mit denen Gigs gespielt, als die noch unter anderem Namen unterwegs waren; daher hört man einiges), Sänger Sebastian rappt anlässlich des Freestyle-Contest auf der HipHopBühne wie ein Großer (wirklich nicht schlecht!), die Band spielt ihre Hits und einiges an neuem Material vom kommenden Album. Zwischendurch merkt man immer wieder, wie Madsen musikalisch sozialisiert wurden: hier das Riff von Kiss' "I was made for loving you", da ein waschechtes Iron Maiden-Gitarrenduell mit dem "Run to the Hills"-Intro. Die sind im Herzen härter als man meint.
Es folgen Archive, die undankbarerweise vor 3/4 Mad Caddies-Fans spielen müssen, die die Worte "Klangteppich", "ausufernde Songstrukturen" und "Atmosphäre" nur vom hörensagen kennen und das tolle Set nicht entsprechend goutieren. Auf der Bühne: die beiden Masterminds an den Keyboards, 3 Gitarren, 1 Sänger, 1 Bassist, 1 Schlagzeuger. Zeitweise spielt einer der Keyboarder einen zweiten Bass... Sound pur. Der erste Song dauert über 15 Minuten und besteht aus einem einzigen Riff, das leicht variert um immer mehr Instrumente, um immer noch eine Klangschicht erweitert wird. Ein Erlebnis für Soundästheten und Strukturverliebte. 5 Songs in 60 Minuten sprechen für sich, nach 1 1/2 Stunden ist ein toller Gig vorbei.
Dann die Mad Caddies. Die machen, was man von ihnen erwartet: Ska nach mexikanisch-amerikaninscher Art! Lustig, schnell, unterhaltsam. Ein Typ fährt mit Poser-Bike über die Bühne Slalom, später geht der Posaunist in der Menge baden und spielt (!) dort weiter den Song. Alle tanzen und ich geniesse am Ende "Drinking for 11", den Song, den ich am besten kenne.
Alles in allem wieder eine tolel R(h)einkultur, die teuren Essens- und Getränke sind bei freiem Eintritt und zum Erhalt des Festivals echt ok, die Stimmung ist dank der Location in den Rheinauen, dem entspannten Line-Up und der guten Abwicklung des Festivals super, 110.000 Menschen feiern friedlich.
Thomas und ich chillen noch bis 2 Uhr aufden Hügeln, dann fahren wir in die Stadt und bringen recht planlos unser letztes Geld durch ((inklusive Sit in mit 50 anderen Leuten vor einem Kiosk ;-)), bevor wir uns gegen 7 Uhr in den ersten Zug werfen und sich unsere Wege in Koblenz trennen.

...gedacht...
...gefunden...
...gehört...
...gelebt...
...gelesen...
...gesehen...
1000 Songs
Madrid 2007-2008
Netzwerkseminar (closed)
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren