Samstag, 22. April 2006

Die, Die, My Darling

Ich habe gestern im Traum jemanden umgebracht.

Die Szenerie war unklar und hat sich wie ein flimmerndes Fernsehbild beim Zappen immer wieder gewandelt. Zu Beginn lief ich unter Deck eines großen Kriegsschiffes durch enge, modrig-feuchte Gänge. Als ich eine dieser runden Schiffsverbindungstüren mit den seltsamen Rädern in der Mitte öffnete, stand dort der Gitarrist meiner Band, mit dem ich am Tag zuvor noch abends unterwegs gewesen war. Er hatte ein Messer und stach damit nach mir. Ich hielt seinen über den Kopf erhobenen, zum Stich bereiten Arm fest und nahm ihm nach einer kurzen Rangelei das Messer ab. Dann stach ich zu. Ettliche male. Den ganzen Oberkörper habe ich durchlöchert, obwohl ich deutlich bei jedem Stich den Schmerz mitlitt. Wie ferngesteuert fühlte ich mich die ganze Zeit an, leer und: routiniert. Am Ende war alles voller Blut und er lag tot auf meinem Bett neben mir, wo er nach unserem Partyabend auch gelegen und geschlafen hatte.

Ich muss direkt danach aufgewacht sein, aber die ersten Momente habe ich alles für absolut echt gehalten, mich ängstlich gekrümmt, leicht gezittert, überlegt, wie ich allen die Tat erkläre, bin verzweifelt, habe mich gefragt, was mit mir los gewesen sein könnte, dachte, dass jeden Moment die Polizei die Wohnungstür aufbrechen und mich in Handschellen abführen würde. Ich meine sogar schon die Schemen von einem Gesicht mit Polizeimütze gesehen zu haben; das Gesicht meines Vaters.

Nach kurzer Zeit war ich dann richtig wach. Ich habe noch nie so brutal und so realistisch geträumt. Irgendwas brodelt in mir, was ein Ventil braucht. Normalerweise weiß ich wenigstens ungefähr, was mit mir los ist, aber dieses Mal bin ich ziemlich ratlos.

Heute habe ich mir nach einer Weile wieder sehr plastisch und nicht nur abstrakt gewünscht, dass nach dem Aufwachen jemand neben mir liegt, an den ich mich drücken kann, dessen Atem, dessen Geruch, dessen Körper da ist.

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