Sonntag, 13. September 2009

Wahl-Wut (II) - Duell ohne Kontrahenten

Zunächst das Lied zum Duell:



Ich dachte mir, es würde schlimm werden. Langweilig. Zahm. Inhaltsleer. Ich wurde über weite Strecken nicht enttäuscht.

Da ist ein Frank-Walter Steinmeier, der einfach keinen Mut zur Zuspitzung und Verknappung besitzt, in 90 Minuten von sich aus das Wort SPD nicht in den Mund nimmt und mir einfach nicht erklären kann, wofür er eigentlich (im Vergleich zur Kanzlerin) steht. Der aber vor allem nicht mitreißt, mobilisiert, genauso den Stillstand und Status Quo verkörpert wie Angela Merkel.

Da ist eine Angela Merkel, die maximal zweimal eine Antwort gegeben hat, die inhaltlich greifbar war oder mit der Frage zutun hatte; die wirres Zeug erzählt, dass man Managergehälter auf freiwilliger Basis begrenzen und Atomkraft als Übergangsenergie bis ins nächste Jahrtausend nutzen sollte. Die Frau sagt nichts, steht für nichts, nur für "Kanzlerin sein". Klar, dass das wie Kompetenz aussehen muss.

Da sind zwei Kandidaten, die wie leblose Marionetten auswendig Gelerntes herunterleiern, zum Teil miteinander gegen die Moderatoren paktieren, aber keine der 90 ellenlangen Minuten ein Duell führen. Keine Konfrontation, keine Agitation, nichtmal eine Diskussion. Einigkeit. Recht und Freiheit übernimmt dann der Schäuble.

Da sind vier Moderatoren, also schon von Beginn an zwei zuviel, die ihre Zähne zuhause gelassen haben, sich wahlweise in ödestem Salontalk der Marke Illner/Kloeppel verlieren, mit ihrer Selbstdarstellung befasst sind wie Plasberg, oder blass herumstehen, wie Limourg; die abstrakte, ewig durchgekaute Allgemeinplätze abfragen, anstatt gezielt die Unterschiede der Kandidaten herauszuarbeiten, die die beiden von sich aus kaum zu markieren in der Lage sind. Wenn das unsere Top-Journaille sein soll...

Auch, wenn Steinmeier am Ende etwas besser abgeschnitten hat, etwas sauberer und sinniger argumentiert hat: Nie war das TV-Duell ein Kanzler-Duell. Weil Steinmeier längst kein Kanzlerkandidat, sondern nurmehr ein Spitzenkandidat ist.

Ich bin wütend: Weil ich SPD, aber nicht Große Koalition wählen möchte. Die ich aber kriege, wenn ich SPD wähle (falls es nicht für schwarz-gelb reicht, was gleichermaßen besser und doch unendlich furchtbar wäre; zumindest für die subversive bzw. Protestkultur wäre es aber wohl ein Jungbrunnen).

Ich habe Wahlwerbung für Politikverdrossene gesehen, einen Tiefpunkt der politischen Diskussionskultur, weil verkauft, aber nicht begeistert, inhaltlich geredet, aber nicht klar positioniert wurde. Ich lese jetzt nochmal das Wahlprogramm von Linken und Piraten, und schaue, ob jemandem von denen zu trauen ist, oder ich einfach die Grünen wähle, nach dem Motto "macht man ncihts kaputt". Natürlich ist die SPD mehr als FWS, der ja auch gute Ideen hat, die er nur nicht so gut vermittelt bekommt. Aber noch vier Jahre große Koalition boxen die SPD unter die 20%. Und das kann ich nicht gut finden. "Deutschland braucht eine starke Sozialdemokratie." Recht so, Frank-Walter. Wäre das dann nicht mal was für die SPD?

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