Donnerstag, 16. September 2010

heute show, c/o Deutscher Humor

Die "heute show" des ZDF ist nicht die akzeptable Verdeutschung von Jon Stewarts "Daily Show", zu der sie gelegentlich gemacht wird; sie ist ein fade kopierter Abklatsch. Wer wissen möchte, warum ich einmal mehr zu dieser Ansicht komme, kann dieses exzellente, wenngleich sehr lange Porträt von Jon Stewart lesen. Ich kann es auch kurz zusammenfassen: Jon Stewart besitzt Leidenschaft, seine Komik ist - wie bei der Satire - aus ehrlicher Wut, aus einer aufrechten Haltung heraus geboren. Welke dagegen will Fernsehen oder Comedy machen, nicht mehr, und das merkt man.

Was ich dann wirklich schlimm finde: Wie Welke die Show durch ein paar unmotiviert gebrauchte Schimpfwörter zum Rebellen stilisiert, wo sie doch nur einen Zungenschlag weniger bieder ist als der Rest der kreuzbraven deutschen Humorlandschaft (die deutsche Paradedisziplin des Nörgelns, sprich: politisches Kabarett mal ausgenommen). Wenn Welke über Atompolitik oder Sparpaket spricht, zielt alles auf die Pointe, klingt alles nach Kalauer - wie schlimm und verachtenswert manches Verhalten von Politik und Medien ist, vermittelt er seinem Publikum nicht, stattdessen die gleiche Humor-Sedierung wie überall. Mehr "Wochenshow" als "Daily Show" (wenngleich die Wochenshow dann ja wieder auf ein anderes amerikanisches Vorbild zurück geht).

Dass sich die deutsche und amerikanische Medien- und Politiklandschaft (hinsichtlich ihrer Fallhöhe) unterscheiden, dass die Amerikaner und ihre Unterhaltungsindustrie mit einem anders geschulten Publikum und größeren Ressourcen arbeiten können, dass auch im ZDF die Spielräume für Programm-Experimente ihre Grenzen haben - geschenkt.

Fehlende Leidenschaft oder einen Mangel an Haltung entschuldigt das nicht. Und das Deutsche insgeheim nur Mittelmäßigkeit sehen wollen ist auch eher ein böses Gerücht.

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